Übernehmen oder selber machen – das ist Qual der Wahl, vor der weltweit Regulatoren und Währungshüter mit Blick auf Stablecoins und digitale Zentralbankwährungen dieser Tage stehen. Die EZB hat sich bereits entschieden und ließ in der vergangenen Woche den Startschuss für den digitalen Euro fallen. Die US-amerikanische Notenbank wiederum ist noch unentschieden.
David Barkhausen
Anders als noch vor einigen Monaten scheint die Medienöffentlichkeit am globalen Wettrennen um digitale Zentralbankwährungen vorbei zu schielen. Doch abseits des Scheinwerferlichts gehen immer mehr Pilotversuche an den Start. Und auch die sonstige Krypto-Adoption jenseits von Europa, den USA oder China schreitet voran.
Verbot, Regulierung, Adoption, CBDC – mit Blick auf den Krypto-Space sind die weltweiten Regulatoren weiter gespalten. Hierzulande wie vor allem auch in den USA senden die Behörden gemischte Signale.
Kurseinbrüche hin oder her - glaubt man manchen Beobachter, ist der Krypto-Space auf dem besten Weg zur vollen Blüte. Doch längst nicht alle Gesetzeshüter weltweit haben ihre Antworten ausgemacht, vielerorts herrscht ein regulatorischer Flickenteppich. In den USA könnte sich dies bald ändern, denn die US-Bankenaufsicht OCC etwa will am gesetzlichen Handwerkszeug feilen und fordert die Zusammenarbeit zuständiger Behörden. Und auch in Europa steigt der Druck für einheitliche Regulierung.
Dass die meisten Regierungen von Kryptowährungen alles andere als begeistert sind, ist kein Geheimnis. Ob Risiken in puncto Geldwäsche, Terrorfinanzierung, Investment-Scams, Steuervermeidung oder des ausufernden Strombedarfs – die Liste staatlicher Bedenken ist lang. Vor allem Miner wähnten sich deshalb zuletzt im Fadenkreuz der Regulatoren.
Ob im Iran, in China oder den USA – zur Stunde stehen die regulatorischen Zeichen der Zeit keinesfalls auf Öffnung. Anders als oftmals erhofft, setzen die Gesetzeshüter vielmehr entschieden auf Kontrolle – und nehmen Krypto-Unternehmen aufs Korn.
Ob in den Portfolios von Privatleuten oder Großinvestoren – im Jahr 2021 sind Kryptowährungen aus der Finanzwelt nicht mehr wegzudenken. Was Bitcoin-Enthusiasten längst für Schlüsseltechnologie halten, schürt auf staatlicher Seite jedoch weiterhin Ängste. Vor allem die US-Behörden sind dieser Tage besonders misstrauisch. Sie beklagen Umweltschäden, mangelnde staatliche Kontrolle und Intransparenz von Kryptowährungen und dezentralen Technologien. Derweil macht der Bundestag den Weg frei für digitale Wertpapiere. Damit sieht mancher Beobachter eine Zeitenwende einkehren.
Wer einen Blick auf die Straßen wirft, der sieht es dieser Tage blühen. Die Temperaturen steigen, es wird Frühling. Dies gilt nicht nur für die Natur – auch der Krypto-Sektor wächst und gedeiht. In China sah dies angesichts der harten Hand der Behörden bis zuletzt ganz anders auch. Doch plötzliche Öffnungssignale aus Peking lassen aufhorchen. Entwickelt sich das Reich der Mitte doch noch zum Spätblüher?
Im Jahr 2021 sind Kryptowährungen im Zeitgeist des Mainstreams angekommen. Hiervon zeugen der jüngste NFT-Trend, die Einführung von Bitcoin-Indexfonds ebenso wie der umjubelte Börsengang von Coinbase. Staatliche Regulatoren weilen derweil weiter im Vakuum zwischen Angststarre und vorsichtigem Tasten. Angesichts immer neuer Pilotversuche scheint sich die Lähmung allmählich zu locken. Nimmt die Blockchain-Anwendung jetzt Fahrt auf?
Im neuesten Regulierungs-ECHO dreht sich alles um eine chinesische Regierung, die die Blockchain auch als Chance sieht, ihre Bevölkerung noch weiter zu überwachen. Auch melden sich die singapurische Zentralbank und der Star-Investor und Paypal-Gründer Peter Thiel zu Wort. Und auch in der Causa Ripple tut sich etwas: Ripple vermeldet einen Teilerfolg.
Während es Kanada und Brasilien vormachen und Krypto-ETFs grünes Licht geben, stapeln sich die Zulassungsgesuche auf den Schreibtischen der US-amerikanischen Wertpapieraufsicht SEC. Angesichts namhafter Antragssteller hofft der Krypto-Space nun auf ein baldiges Umdenken der Behörden. Dies gilt auch hierzulande. Beim deutschen Pendant BaFin dürfte in Person des neuen Chefs Mark Branson bald eine offene Haltung die Geschicke der Börsenaufsicht bestimmen.
Während der Bitcoin-Kurs zur Stunde immer wieder am Allzeithoch kratzt, bleiben die Regulierungsbehörden weltweit weiterhin skeptisch. Dabei wird immer wieder auf Kriminalität im Krypto-Space hingewiesen. Prominente Verdachtsfälle wie der des kontroversen Unternehmers John McAfee festigen solche Vorurteile.
Sei es vonseiten der frisch gebackenen US-Finanzministerin Janet Yellen oder New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James – Krypto-Unternehmen schlägt in den USA dieser Tage vor allem Skepsis entgegen. Zahlreichen Unternehmen begegnet im Land der unbegrenzten Möglichkeiten vielmehr die harte Hand der Behörden. Mit dem designierten SEC-Chef Gary Gensler wird zwar manche Hoffnung verbunden. Ob seine Personalie tatsächlich für eine Öffnungsperspektive sorgt, wird sich erst zeigen müssen.
Wer Großes im Sinne hat, der muss sich auch mit kleinen Erfolgen zufriedengeben. Dies wissen europäische Krypto-Enthusiasten aus erster Hand. Angesichts skeptischer Staatslenker und Währungshüter darf ein verlängerter Pilotversuch oder ein genehmigter Förderantrag hier häufig schon als Sieg verbucht werden. Auf der anderen Seite des Atlantiks wird derweil gefeiert – in Kanada hat der erste Bitcoin-ETF den prüfenden Blicken der Regulatoren Stand gehalten.
Angesichts des anhaltenden Bitcoin-Höhenflugs wird sich manch Krypto-Enthusiast bestätigt fühlen. Dem Bitcoin als ernstzunehmende Alternative zu Dollar, Euro oder Yuan erteilen die staatlichen Währungshüter und Wirtschaftslenker jedoch weiter eine Absage. Regulierung statt Adaption heißt hier die Devise. Ob Christine Lagarde, Janet Yellen oder den Vereinten Nationen – auf höchstem politischem Parkett herrscht weiter ein skeptischer Tenor.
Auch 2021 hält der weltweite Wettlauf auf Krypto-Technologien an. Während China dieser Tage das Tempo anzieht und auf eine Partnerschaft mit dem Zahlungsabwickler SWIFT setzt, hecheln die US-Gesetzgeber hinterher. Zwar gibt es auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zahlreiche, wenn auch zaghafte Zeichen der Öffnung. Wegweisende Initiativen im Kaliber Chinas jedoch lassen noch auf sich warten. Mit den jüngsten Vorstößen Pekings scheint sich der Vorsprung der Volksrepublik weiter zu zementieren.
Der Albtraum hat ein Ende, alle Zeichen auf Anfang – so oder so ähnlich titelt mach Blattmacher dieser Tage angesichts des Wachwechsels im Weißen Haus. Sei es für den Welthandel, den Umweltschutz, die transatlantischen Beziehungen - wenige Tage nach der Amtseinführung wird US-Präsident Joe Biden bereits als Heilsbringer gefeiert. Welchen Kurs seine Administration gegenüber dem Krypto-Sektor setzt, bleibt jedoch abzuwarten. Mit der designierten Finanzministerin Yellen und dem OCC-Chef Barr dürfte Bidens Personalkarussell Krypto-Freunden eher wie eine Achterbahnfahrt erscheinen.
Des einen Freud ist, des anderen Leid: So simpel und überholt diese Schnelldiagnose der Küchenpsychologie auf den ersten Blick scheint, so zutreffend ist sie doch im Alltag. Dass dieses Nullsummenspiel auch im Krypto-Space immer wieder Beweis findet, zeigen die Nachrichten der vergangenen Tage. Während sich Freunde von Kryptowährungen und Blockchain-Enthusiasten angesichts des anhaltenden Bitcoin-Booms im siebten Himmel wähnen, scheint der plötzliche Kurssprint staatlichen Regulatoren sauer aufzustoßen.