Guide zu TAO, FET und Co. KI-Coins: Meme oder Investment mit Substanz?

Sie sind aus diesem Krypto-Bullrun offenbar nicht mehr wegzudenken: KI-Coins. Welche bleiben, welche gehen und was die Spreu vom Weizen trennt.

Johannes Macswayed
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KI-Coins KI-Coin

Beitragsbild: Shutterstock

| KI-Coins sind Kryptos Investmentalternative zu OpenAI, Nvidia und Co.

Der Krypto-Markt ist ein Meister der Monetarisierung eines jeden Narrativs. Sein aktuell bester Clou: AI-Coins, zu Deutsch KI-Coins. Der Hype um Nvidia und OpenAI im TradFi-Space sorgt demnach auch für rasantes Wachstum der KI-Nische im Blockchain-Sektor. Unabhängig davon, ob man von der Hochzeit beider Zukunftstechnologien überzeugt ist, haben die vergangenen Kursprünge bei Wolrdcoin, Bittensor und Fetch.ai gezeigt: Mit der richtigen Strategie können Anleger vom Hype profitieren. Und es gibt durchaus auch gute Gründe für die Verbindung beider Technologien. Ein Überblick.

Was sind KI-Coins?

Um es kurzzufassen: KI-Coins sind die Fusion aus Kryptowährungen und künstlicher Intelligenz. Ziel dieser Assets ist es, die jeweils andere Technologie zu nutzen, um einen bestimmten Use Case zu erfüllen, und zwar besser als im Solo-Modus. Die Anwendungsfälle reichen dabei über das gesamte Spektrum der Plausibilität. Während einige von ihnen tatsächlich KI-Technologie implementieren, tragen andere lediglich die Initialen im Namen oder sind allenfalls entfernt mit ihr verbunden. Weshalb die KI-Coin-Landschaft für Einsteiger entsprechend unübersichtlich erscheinen mag.

Zwischen Hype und Use Case

Zugegeben: Angesichts der jüngsten Hysterie um die künstliche Intelligenz wirkt die Verschmelzung mit dem Krypto-Sektor etwas an den Haaren herbeigezogen. Dass die Narrative jedoch durchaus Substanz hat, zeigt ein umfangreiches Whitepaper der Oxford-Absolventen Mohamed Baioumy und Alex Cheema. Auf 131 Seiten gehen der Doktor für KI und Robotik und der Physik-Absolvent im Detail auf die Überschneidungspunkte beider Technologien ein.

Beide verweisen auf die zunehmende Gefahr einer KI-Monopolisierung, ausgehend von großen Unternehmen wie Google und insbesondere OpenAI. Der Blockchain-Sektor biete dabei reale Möglichkeiten, die KI-Entwicklung zu demokratisieren. Die Autoren sprechen sich daher für die Entwicklung einer “Open Source KI” aus, unterstützt durch Anreizmodelle und Verschlüsselungstechnologien des Krypto-Sektors.

Und eine Hand wäscht die andere. So kann die Nutzung der KI auch das Anwendungsspektrum einer Blockchain erheblich steigern, beispielsweise zur Erhöhung der Effizienz und Sicherheit beim Programmieren von Smart-Contracts. Außerdem: Zero-Knowledge-Machine-Learning (zkML), das den Oxford-Wissenschaftlern zufolge die Verifizierung von Daten oder KI-Modellen ermöglicht, ohne den Inhalt der Daten kennen zu müssen.

Grob lassen sich KI-Coins demnach in folgende Kategorien unterteilen:

  1. KI-Dezentralisierung (Krypto > KI): Die Blockchain-koordinierte Dezentralisierung und Demokratisierung von KI-Modellen oder Rechennetzwerken für die KI-Entwicklung.
  2. KryptoInfrastruktur (KI > Krypto): Die KI-gestützte Optimierung der Blockchain-Infrastruktur zur Verbesserung der Nutzbarkeit.
  3. KI-Agenten: Hierbei übernehmen KI-Bots die Rolle eines On-Chain-Nutzers und führen in seinem Namen autonom Transaktionen aus und interagieren mit Smart-Contracts.

Investment-Narrative

Eines ist sicher: technologisch ist die Fusion von Krypto und KI noch nicht ausgereift. Viele der Projekte entstanden erst im vergangenen Jahr, nachdem OpenAI mit der Einführung von ChatGPT für Aufsehen sorgte. KI als Treiber der Blockchain-Massenadaption bleibt also vorerst ein Versprechen und Investments in den Bereich sind, wie sonst auch am Krypto-Markt, mit einem hohen Risiko verbunden.

Der größte Use-Case der KI-/Krypto-Narrative ist zunächst die Möglichkeit für kleine Anleger, auf den Erfolg der künstlichen Intelligenz, ob dezentralisiert oder zentralisiert, zu wetten. Die Faustregel dabei: Wenn KI-Tech-Unternehmen wie Nvidia und OpenAI Erfolge erzielen, dann steigt oft die Gesamtmarktkapitalisierung der KI-Coins, auch der entfernt KI-relevanten Projekte. Wer also Entwicklungen im KI-Sektor im Auge behält, kann sich ggf. günstig positionieren.

Das Schema erinnert an die Schwnakungen von Dogecoin, der lieblings Internetwährung Elon Musks, die mit jedem Kommentar des Tesla-Gründers explodierte (oder in sich zusammenbrach). Worldcoin (WLD) bspw. profitiert derzeit eher weniger von der Adaption seiner Iris-Scan-Technologie, sondern eher von der Tatsache, dass der OpenAI-CEO Sam Altman das Projekt mitgründete. Die Layer-1-Blockchain Near (NEAR) erfuhr zudem binnen einer Woche einen Anstieg von mehr als 50 Prozent, basierend auf der Tatsache, dass dessen Gründer Illia Polosukhin auf der Nvidia GPU Technology Conference als Speaker geladen war. So wurde aus dem einstigen “Ethereum-Killer” prompt ein “KI-Token”. Die Nachhaltigkeit dieser Kursbewegungen bleibt entsprechend fragwürdig.

KI-Coin-Marktführer

Doch gibt es solche und solche Spekulation. Im Einklang mit der Einschätzung des Oxford-Whitepapers könnte sich die KI-Blockchain-Kombination als ungeheuer disruptiv erweisen. Abseits der stumpfen Spekulation haben sich demnach Marktführer im Sektor etabliert, die zwar auch vom allgemeinen Hype profitieren und doch mit neuen, überzeugenden Anwendungsfällen punkten. Hier eine Auflistung der derzeit dominierenden KI-Coins.

Bittensor (TAO)

Kategorie: KI-Dezentralisierung Blockchain: Subtensor/ Polkadot

Auch der “Bitcoin unter den KI-Coins” genannt. Bittensor hat ein Netzwerk aus interoperablen und sich gegenseitig-optimierenden KI-Modellen geschaffen, befeuert durch ein Token-Anreizmodell, das auf Bitcoins monetärer Knappheit beruht. Auf 32 Unternetzwerken, genannt “Subnets”, bringt Bittensor die Open-Source-Entwicklung von KI-Anwendungen voran, darunter Text-, Bild- und Video-Generation. Anders als Krypto-KI-Projekte, die sich auf einzelne Segmente der Technologie fokussieren, versucht Bittensor ein allumspannendes KI-Ökosystem zu schaffen.

Render (RNDR)

Kategorie: KI-Dezentralisierung Blockchain: Solana/ Ethereum

Render ist ein dezentrales Netzwerk, das die Rechenleistung im System verteilter Grafikkarten bündelt, um Videos zu rendern. Zu namhaften Partnern des Projekts zählen Apple und eine oscarprämierte Videoproduktionsfirma von Serienpionier HBO. Im vergangenen Jahr rückte die KI als Use Case des Projekts ins Rampenlicht, nachdem man mitgeteilt hatte, das dezentrale GPU-Netzwerk nutzen zu wollen, um Rechenleistung für KI-Anwendungen bereitzustellen.

Fetch.ai (FET)

Kategorie: KI-Agenten / Blockchain: Cosmos

Mit Bosch und der Telekom zählt auch Fetch.ai prominente Partner. Seit 2019 widmet sich das Projekt der Automatisierung des Alltags. Die Idee: In Zukunft sollen AI Tools dem Menschen Aufgaben abnehmen. Arztbesuche buchen, Friseurtermine vereinbaren oder Hotels finden, übernehmen hier KI-Assistenten im Netzwerk, die an die jeweiligen Personen oder Unternehmen angeschlossen sind. Der native FET-Token fungiert dabei als Transaktionsmittel bei der Datenübertragung.

Akash (AKT)

Kategorie: KI-Dezentralisierung / Blockchain: Cosmos

Akash ist so etwas wie das “Airbnb des Cloud-Computing”. Ähnlich wie Render ist Akash ein Marktplatz für Rechenleistung, die insbesondere für KI-Modelle unabdingbar ist. Das dezentralisierte Cloud-Computing Akash’s gilt entsprechend als Grundlage für die Open-Source-Entwicklung von KI-Modellen. Das Hosting auf dem Netzwerk ist angeblich um bis zu 85 Prozent günstiger im Vergleich zur Big-Tech-Konkurrenz.

Andere nennenswerten Marktführer stammen aus dem Bereich dezentrale Datenspeicherung, darunter Filecoin oder Arweave.

Entwicklungsebenen der künstlichen Intelligenz | Quelle: Messari

Die neue Garde

Die Dominanz und Größe etablierter Marktführer macht weitere 10- bis 100-fache Kursanstiege aber immer unwahrscheinlicher. Folglich suchen Trader und Anleger nach “Betas”, also vergleichsweise unbekannten KI-Projekten, mit ähnlichem Use Case – und Wachstumsaussichten. Viele dieser befinden sich in der Entwicklung und geben ihren Token erst noch heraus, was sie für Airdrop-Jäger interessant machen dürfte. Hier einige vielversprechende Neulinge im Space.

io.net

Kategorie: KI-Dezentralisierung / Blockchain: Solana

Wie Akash und Render bündelt io.net ungenutzte Rechenleistung von Grafikarten, um die dezentralisierte Entwicklung von KI-Anwendungen voranzubringen. Nach eigenen Angeben sei man dabei um bis zu 20-mal günstiger als die Konkurrenten Amazon Web Services (AWS) oder Google Cloud. Gepaart wird diese Effizienz mit der Skalierbarkeit Solanas, das sich immer mehr als Blockchain für dezentrale Infrastruktur (DePIN), wie Helium oder Render, positioniert. Noch hat das Projekt keinen Token und dürfte daher auch für Airdrop-Jäger interessant sein.

Grass

Kategorie: KI-Dezentralisierung / Blockchain: Solana

KIs brauchen nicht nur jede Menge Rechenleistung, sondern auch: Daten. Diese befinden sich aber überwiegend unter der Kontrolle einiger weniger großen “Big-Data”-Unternehmen. Grass zielt darauf ab, die immense Datenmenge des öffentlichen Internets für KI-Modelle bereitzustellen. Dafür laden Nutzer lediglich ein kleines Plug-In herunter. Dieses läuft beim gewöhnlichen Surfen im Hintergrund und nutzt einen kleinen Teil der Bandbreite, um Daten zum Trainieren von KI-Modellen zu sammeln. Im Gegenzug verdienen Nutzer Punkte, später vermutlich Grass-Token. Ein Airdrop ist demnach wahrscheinlich.

Grass setzt als eines der ersten Layer-2-Netzwerke Solanas auf die Skalierbarkeit der Hochleistungsblockchain. Wer bei der Nutzung des Plug-Ins Datenschutz-Bedenken hat, sollte sich vorher genauer mit der Funktionsweise beschäftigen. Grass gibt an, zu keiner Zeit auf persönliche Daten und Internet-Inhalte zurückzugreifen. Stattdessen nutzt die Anwendung die IP-Adresse, um Daten aus dem öffentlichen Internet zu bekommen. Genaue Informationen gibt es hier.

Ritual

Kategorie: Krypto-Infrastruktur / Blockchain: Ethereum

Ritual zählt zu den sogenannten “KI-Koprozessoren” für Blockchains. Diese ermöglichen es Krypto-Entwicklern, KI-Modelle und -Tools einfach on-chain zu integrieren, beispielsweise für KI-gestützte Smart-Contracts. Im Grunde ist Ritual ein Blockchain-unabhängiges Netzwerk, wird aber durch den Restaking-Dienst EigenLayer und damit durch Ethereums Validatoren besichert. Wer also bei EigenLayer stakt, hat womöglich Anspruch auf einen Token-Airdrop. Zeitgleich kollaboriert Ritual mit io.net, um die dezentrale Rechenlseitung für KI-Prozesse zu nutzen und positioniert sich somit als modularer Player.

Morpheus (MOR)

Kategorie: KI-Agenten / Blockchain: Ethereum/ Arbitrum

Als direkter Konkurrent zu Fetch, will Morpheus KI-Agenten für die Blockchain implemntieren, welche die Nutzererfahrung erheblich steigern sollen. Die KI-Agenten nehmen Nutzern die lästigen Tätigkeiten des Blockchain-Alltages ab und prüfen zudem die Sicherheit genutzter Smart-Contracts. Zudem sollen sich diese Agenten über einfache Sprache steuern lassen, also ohne aufwendige Programmierungen. Mit der Community im Blick strebt Morpheus einen fairen Start seines MOR-Token an. Bis zum 8. Mai können Nutzer durch das Staken von stETH daran Teilnehmen und sich ihre Token-Allokation sichern.

Fazit

Im vergangenen Bullenmarkt dominierten die Narrativen über Alternative-Layer-1-Plattformen, Memecoins und NFTs. In diesem könnte KI das bestimmende Thema werden, angesichts seiner gesellschaftlichen Omnipräsenz und bahnbrechenden Entwicklungen. So etwa die jüngst vorgestellte “Blackwell”-Technologie Nvidias oder Erwartungen an OpenAIs ChatGPT-5. Solange dieser Hype währt, werden auch die KI-Coins nicht von der Bildfläche verschwinden, unabhängig von der Nachhaltigkeit ihres Use Cases.

Fest steht: Das KI x Krypto Narrativ ist real, nur dürfte die Spekulation reichlich unseriöse Projekte und heiße Luft produzieren. Damit die überzeugenden Kandidaten sich durchsetzen, müssen sie messbare Vorteile gegenüber ihren zentralisierten Pendants aufweisen. Zudem sieht sich Krypto bei der Implementierung der KI immer noch mit Hürden hinsichtlich der technischen Skalierbarkeit konfrontiert. Können sie überwunden werden, bleibt die Hoffnung bestehen, dass sie sich auch über den Bullenmarkt hinaus weiterentwickeln und sich als langfristige Investition eignen.

Ansonsten verhalten sich die KI-Coins im Grunde wie Memecoins. Projekte wie CorgiAI, verbinden blinde Spekualtion mit dem aktuell beliebtesten Narrativ des Krypto-Sektors. Und folgen ihren ganz eigenen Gesetzen. Welche das sind, liest sich hier.

Disclaimer: Der Autor hält einige der genannten Coins als Teil seines persönlichen Portfolios. Es handelt sich nicht um Kauf-, Verkaufs- oder Nutzungsempfehlungen. KI-Coins und andere Kryptowährungen sind mit großen Risiken verbunden, ein Totalverlust ist möglich.

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