Kryptohandel im Wandel Werden KIs menschlichen Tradern bald überlegen sein?

KI wird auch den Handel mit Krypto verändern, meint KI-Forscher Tomasz Gawron. Ein Gespräch über große Chancen durch KI – und ihre Grenzen.

Giacomo Maihofer
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Kryptohandel

Beitragsbild: Shutterstock

| Bots mischen bereits ordentlich beim Handel mit

ChatGPT, Sora, Bard und Co.: Künstliche Intelligenz ist weiter auf dem Vormarsch. Und sie könnte auch verändern, wie wir am Kryptomarkt handeln. Bereits heute mischen Bots im großen Stil mit. Es gibt KIs, die automatisch für einen traden. Oder sie helfen dabei, richtige Entscheidungen zu treffen. Bisher ist das alles noch keine ernstzunehmende Konkurrenz für den menschlichen Trader. Könnte sich das in Zukunft ändern? Darüber hat BTC-ECHO mit Tomasz Gawron gesprochen. Er ist der KI-Chef von XTB, einer polnischen Börse, die seit 2002 existiert. Auf ihr werden u.a. Aktien, ETFs und Kryptowährungen gehandelt. Sein Fazit: “Handelsroboter können dem menschlichen Niveau nahe kommen.”

BTC-ECHO: Wie gut handeln KIs derzeit mit Kryptowährungen?

Tomasz Gawron: Das hängt von vielen Umgebungsvariablen und den zum Trainieren des Modells verwendeten Daten ab. Die Leistung von KI-Handelsrobotern kann dem menschlichen Niveau nahekommen. Jüngste Durchbrüche beim sogenannten “zero-shot time series forecasting” machen es einfacher als früher. Allerdings kann die KI völlig hilflos sein, wenn es um Daten geht, die aus neuen Ereignissen resultieren. Zu beachten ist, dass unser Team keine Handelsroboter entwickelt und wir nicht vorhaben, den Nutzern Anlagestrategien vorzuschlagen. Vielmehr wollen wir Werkzeuge bereitstellen, mit denen die Nutzer fundierte und konsistente Entscheidungen treffen können.

Gibt es besondere Herausforderungen für KI, wenn es um Kryptowährungen geht – im Gegensatz zu Aktien und Co.?

Da es sich bei Kryptowährungen um eine relativ neue Art von Vermögenswerten handelt, scheinen sie stark von den sozialen Medien und neuen Kommunikationsmitteln über die Blockchain beeinflusst zu sein. Meiner Meinung nach muss man bei der Analyse von Kryptowährungen, die technischen Grundlagen von Krypto-Assets ebenso berücksichtigen wie andere Faktoren. Protokolländerungen, das Halving und andere Entwicklungen können eine Quelle hoher Volatilität sein, die nur eine bestimmte Gruppe von Vermögenswerten beeinflusst.

In Anbetracht der Tatsache, dass Kryptowährungen neu sind und sich schnell entwickeln, ist es für KI-Systeme eine große Herausforderung, genau vorherzusagen, was bei den in der Kryptowelt häufig auftretenden Ereignissen mit hoher Volatilität passieren wird. Die Aufgabe, die Marktstimmung mithilfe sozialer Netzwerke zu bewerten, ist im Falle von Kryptowährungen ebenfalls schwieriger. Es gibt mehr Kommunikationskanäle und die Kommunikation schneller läuft als bei anderen Assets.

Glauben Sie, dass KI irgendwann in der Lage sein wird, besser zu traden als Menschen? Wird der menschliche Trader aussterben?

Man könnte argumentieren, dass Algorithmen in bestimmten spezialisierten Bereichen die Oberhand gewinnen wie dem Hochfrequenzhandel. Gut konzipierte KI-basierte Systeme können konsistenter und weniger voreingenommen sein als der oft emotional geprägte menschliche Anleger.

Allerdings lassen sich die von der KI gefundenen Muster nicht immer auf die unmittelbare Zukunft verallgemeinern. In Zeiten unvorhersehbarer Ereignisse (black swan events), wie Kriege, Katastrophen oder plötzliche technologische Durchbrüche, hat der menschliche Anleger die Möglichkeit, besser zu reagieren. In der unmittelbaren Zukunft sehe ich KI lediglich als ein Werkzeug für Trader. Das kann sich jedoch durch einen weiteren Chat-GPT-ähnlichen Durchbruch in Zukunft ändern.

Wie wird künstliche Intelligenz das Investieren in Kryptowährungen in naher Zukunft verändern? Nennen Sie mir ein oder zwei realistische Beispiele.

Wir leben in einer Gesellschaft, die auf Cloud-Computing angewiesen ist. GPUs sind die neue Währung. Es wird oft gesagt, dass kleinere Unternehmen “GPU-arm” oder “GPU- hungrig” sind. Die Entwicklung von KI-Krypto-Token, mit denen GPU-Rechenleistung und KI-Modellinferenzdienste auf Abruf gekauft werden können, wird sich deshalb fortsetzen.

Wie kann ich als Krypto-Händler von dieser neuen Entwicklung profitieren?

Es wird so sein, als hätte man ein Team von Analysten, das einem als Trader jederzeit zur Verfügung steht. Man kann benutzerdefinierte Diagramme, Indikatoren und Handelsstrategien erstellen, ohne Coding oder tiefes technisches Wissen. Der Trader kann sich darauf konzentrieren, strategische Entscheidungen zu treffen und schneller auf den stets volatilen Kryptomarkt zu reagieren.

Welche Probleme wird die KI für den Handelssektor schaffen?

Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Problem ist, aber KI könnte den Sektor noch
wettbewerbsfähiger machen. Diejenigen, die KI verstehen und beherrschen, können sich einen Vorteil gegenüber anderen verschaffen.

Eines der möglichen Probleme sind massive Marktbewegungen, die durch KI-Modelle verursacht werden, die Daten falsch interpretieren oder halluzinieren. Je mehr wir uns bei der Analyse des endlosen Stroms von Eingabedaten auf die KI verlassen, desto anfälliger werden wir für ihre Verzerrungen und Fehler.

Stellen Sie sich vor, dass die KI einige Twitter-Posts in Verbindung mit der jüngsten Kursentwicklung einer Kryptowährung falsch interpretiert. Dann trifft sie eine Entscheidung auf der Grundlage dieser Prämisse und führt eine Verkaufstransaktion durch.

Wenn dies bei einigen wenigen KI-Systemen mit einem ausreichend hohen Transaktionsvolumen geschieht, kann dies einen Schneeballeffekt auslösen, da andere automatisierte Systeme die daraus resultierende Preisentwicklung aufgreifen könnten.

Vielen Dank für das Gespräch.

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