Bitcoin wird 11 – Von der Pizza-Währung zum digitalen Gold

Vor elf Jahren veröffentlichte Satoshi Nakamoto das Bitcoin White Paper. Seitdem entwickelte sich die Kryptowährung zu einem weltweiten Phänomen. Die wundersame Geschichte eines globalen Phänomens: Von der Nerdwährung zum digitalen Gold.

Phillip Horch
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Bitcoin wird 11 Geschichte des Bitcoins digitales Gold und Nischenwährung

Beitragsbild: Shutterstock

Heute vor elf Jahren gelangte Satoshi Nakamotos Idee für ein dezentrales Geldsystem an die Öffentlichkeit. Unter dem Titel „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ verteilte der oder die Unbekannte(n) die Skizze für sein White Paper an die Mitglieder eines E-Mail-Verteilers. Das Besondere an seinem „E-Geld“ war nicht nur, dass es ohne zentrale Kontrollinstanz auskommen sollte. Vielmehr sollte es dabei verhindern, dass man Geld doppelt ausgeben konnte – Satoshi Nakamoto löste das so genannte Double-Spend-Problem.

Vom Genesis-Block zur 200-Millionen-Dollar-Pizza

Bis es zum ersten Block auf der Bitcoin Blockchain kommen würde, sollte es noch knapp über zwei Monate dauern. Der „Genesis Block“ erblickte am 3. Januar 2009 das Licht der Blockchain. Der Block Reward lag damals noch bei 50 BTC – die Belohnung, die ein paar Computernerds dafür erhielten, dass sie die Kryptowährung auf ihren privaten Rechnern „schürfen“. Doch damals verwendete die Kryptowährung kaum jemand.

Im Gegensatz zu heute, wo Bruchteile der Währung für tausende von US-Dollar verkauft werden, war der einzige Wert hinter der Kryptowährung die Rechenpower, die hinter ihr lag und ein paar Menschen, die daran glaubten, Euro und Co. eine Alternative zu bieten.

„Nur Standardzeug, keine komischen Fischbeläge“

Am 18. Mai kam es zu jenem Eintrag im Online-Forum Bitcointalk, der in Krypto-Kreisen Geschichte schreiben sollte. Ein Benutzer mit dem Namen Laszlo suchte nach einer Möglichkeit, seine BTC loszuwerden und bot 10.000 Einheiten der Kryptowährung für zwei Pizzen.

Ich zahle 10.000 Bitcoins für ein paar Pizzen… Vielleicht zwei große, dass ich noch etwas für den nächsten Tag übrig habe. Ich mag es, wenn was übrig bleibt, um später daran zu knabbern. Du kannst die Pizza selbst zubereiten und zu mir nach Hause bringen oder sie für mich von einem Lieferservice bestellen. Aber was ich anstrebe, ist, Essen gegen Bitcoins zu liefern, bei denen ich sie nicht selbst bestellen oder zubereiten muss, so wie eine Frühstücksplatte in einem Hotel oder so. Sie bringen dir einfach etwas zu essen und du bist glücklich!

Ich mag Zutaten wie Zwiebeln, Paprika, Wurst, Pilze, Tomaten, Salami, etc…. nur Standardzeug, keine komischen Fischbeläge oder ähnliches. Ich mag auch normale Käsepizzen, die man billiger zubereiten oder anders erwerben kann.

Wenn du interessiert bist, lass es mich bitte wissen und wir können einen Deal ausarbeiten.

Dass diese beiden Pizzen zu Hochzeiten des Krypto-Hypes einmal knapp 200 Millionen US-Dollar wert sein würden, hatte Laszlo sicher nicht geahnt. Dennoch leistete er der Krypto-Community einen Dienst – er verlieh Bitcoin einen Wert.

Bitcoin Geschichte

Bitcoin sammelt 1 Milliarde US-Dollar an Transaktionsgebühren

In der Zwischenzeit wurde die Kryptowährung so wertvoll, dass sie in ihrer elfjährigen Geschichte insgesamt 1 Milliarde US-Dollar an Transaktionsgebühren umgesetzt hat.

Diese spielen im Bitcoin-Netzwerk eine wichtige Rolle – als Belohnung für die Miner zählen sie neben den Block Rewards als zentrales Element, um die Miner bei der Kette und die Blockchain damit stabil zu halten.

Da das Geldsystem BTC zudem deflationär angelegt ist, werden die Transaktionsgebühren immer wichtiger. Schließlich ist die maximale Bitcoin-Menge im Protokoll auf 21 Millionen BTC festgesetzt. Der Platz auf der Blockchain wird mit der Zeit wertvoller, der Bitcoin-Kurs bei einer gleichbleibenden oder steigenden Nachfrage höher und die Gebühren zu einem wichtigen Faktor innerhalb des Blockchain-Ökosystems.

Anders gesagt: Bitcoin ist ein rares Gut, dass mit der Zeit knapper wird, nicht umsonst wird es von Kryptonauten als „digiales Gold“ bezeichnet.

BTC: Digitales Gold, Spekulationsobjekt und Schattenwährung

Dennoch scheiden sich die Geister daran, was Bitcoin eigentlich ist. Der milliardenschwere Starinvestor Warren Buffet etwa bezeichnete die Kryptowährung als Rattengift. Milliardärskollege Charlie Munger, Vice Chairman der Investmentgesellschaft Hathaway verglich Bitcoin Trading sogar mit dem Handel von Baby-Gehirnen. Seiner Meinung nach kämen nur Monster auf die Idee, mit solch „perversen Geschäften“ Geld zu verdienen. Der Handel sei „anti-sozial, dumm und unmoralisch“. Doch woher dieser Groll?

Spekulationsobjekt

Bitcoin, so das häufig angeführte Argument, habe keinen intrinsischen Wert. Die Bewertung der Kryptowährung, die sich am Bitcoin-Kurs zeigt, sei zudem überhitzt, der Krypto-Hype sei nichts als eine Spekulationsblase. Geht man dieser Frage auf den Grund, werfen sich schnell andere Fragen auf: Haben Fiatwährungen wie US-Dollar, Euro und Co. einen Wert? Hat Geld nicht generell Blasencharakter? Und: Ist das ein Problem?

Spätestens seit Breton Woods den Goldstandard aufgelöst hat, speist die Weltwährung aus den Vereinigten Staaten ihren „inneren Wert“ hauptsächlich aus Vertrauen. Das Vertrauen der Menschen, dass sie die Währung als Tauschmittel verwenden können und dafür Waren bekommen. Was passiert, wenn Menschen dieses Vertrauen verlieren, sieht man im südamerikanischen Venezuela. Durch jahrzehntelange Misswirtschaft ist der Bolivar dort kaum noch das Papier wert, auf den es die Zentralbank druckt. Menschen können hier nicht mehr darauf vertrauen, dass sie ihr Geld gegen Waren tauschen können, die Bolivar-Blase ist dort längst geplatzt. Als Folge daraus wenden sie sich Alternativen zu – trotz seiner gefürchteten Kursschwankungen erscheint dort Bitcoin als Alternative zur Staatswährung. Erst kürzlich wurde hier das erste „Bitcoin-Baby“ geboren. Aus Mangel an Alternativen finanzierte ein Venezolaner die Geburt seines Kindes mit der Kryptowährung. Bitcoin mag im Hinblick auf die Frage nach dem intrinsischen Wert eine Blase sein. Doch sie bietet eine dezentrale Alternative zu anderen Blasen.

Schattenwährung

Ein weiterer Vorwurf, der Krypto-Jüngern begegnet, ist der, dass Bitcoin zur Geldwäsche, Terrorimusfinanzierung und Drogenhandel genutzt wird. Schließlich half Bitcoin dabei, jenen ersten DarkNet-Schwarzmarkt namens Silkroad aufzubauen. Dank und mit Kryptowährungen konnten sich Menschen online Drogen kaufen und diese bis an die Haustür liefern lassen. Erst kürzlich gelang es internationalen Behörden zudem, den nach Volumen größten Ring für Kinderpornographie zu sprengen. Mittendrin: Bitcoin.

Hier zeigten sich zwei weitere Seiten der digitalen Münze: Sie half jenen Schattenfiguren zwar, ihre illegalen Geschäfte zu bezahlen. Doch sie ermöglichte es letzten Endes auch, sie aufzuspüren und dingfest zu machen. Schließlich ist die Bitcoin Blockchain ein transparentes Logbuch, das jeder einsehen kann. Zahlungsströme kann man also nachverfolgen – wer mit BTC böses tut, wird dabei auch erwischt werden.

Vorfälle wie diese sind es auch, die das Narrativ der Schattenwährung langsam auflösen. Das erkannte kürzlich auch das Bundesfinanzministerium und erläuterte in seiner ersten nationalen Risikoanalyse, dass die Kryptowährung gar nicht so gut für Illegales geeignet sei, wie man annehmen könnte. Spitzenreiter ist und bleibt: Bargeld.

Was bleibt?

War Bitcoin vor elf Jahren eine nischige Nerdwährung, hat sie sich heute zu einer Lawine aufgetürmt, die nicht nur den internationalen Finanzmarkt aufmischt. Vor allem hat sie die Blockchain-Technologie hervorgebracht, die unsere Gesellschaft samt Krypto-Ökonomie von Grund auf verändern wird. Mit Anwendungen im Gesundheits- und Energiewesen, der Identitätsverwaltung und der Logistik kann sie alles optimieren, wo Interaktionen bzw. Transaktionen stattfinden. Vor allem kann sie Monopolstellungen auflösen, indem sie dezentrale Organisationen fördert. Kurz um: Bitcoin ermöglicht Alternativen.

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