Bitcoin, die Umweltkatastrophe? Was gesagt werden muss

Bitcoin verbraucht so viel Strom wie Luxemburg, Chile, Österreich und/oder Norwegen. Die Einschätzungen sind vielfältig wie besorgniserregend: Verbrauchen wir tatsächlich so viel Energie, nur um eine digitale Währung abzusichern und uns dabei im besten Fall eine goldene Nase zu verdienen? Wenn ja, was können wir dagegen tun? Ein Blick auf Bitcoin und sein Energieproblem.

Phillip Horch
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Bitcoin hat ein Energieproblem – je nach Schätzungen und Messverfahren verbraucht die digitale Währung so viel Energie wie Luxemburg, Österreich und/oder Norwegen. Eins ist nicht abzustreiten: Es wird viel Energie dafür aufgewendet, um zu beweisen, dass Transaktionen stattfinden – der Proof-of-Work-Algorithmus ist nicht umweltfreundlich. Doch wer ist das? Werfen wir einen Blick auf die beispielhafte Bibi Blockchain.

Die Story von Bibi Blockchain, der beispielhaften Berlinerin

Bibi Blockchain isst zwei Mal die Woche Fleisch. Ab und zu isst sie auch ein bisschen Wurst und wenn sie Zeit hat, kocht sie sich ein Frühstücksei. Da sie mit traditionellen Werten aufgewachsen ist, isst sie jeden Freitag Fisch.

Alles Bio!

Aber alles BIO! Das ist zwar etwas teuer, doch Bibi Blockchain war Early Adopterin und gehörte neben Satoshi Nakamoto zu den ersten Bitcoin-Minern, weswegen sie sich beim letzten Allzeithoch eine goldene Nase verdient hat.

Auch achtet sie darauf – vor allem bei Spargel und Erdbeeren – ihre Produkte saisonal zu kaufen. Da sie jedoch eine vielbeschäftigte Frau ist, passiert das nicht allzu oft – sie spielt Gitarre in einer Heavy-Metal-Band. So kommt es auch, dass sie zuhause (in ihrem bescheidenen 20-qm-WG-Zimmer) einen kleinen Verstärker stehen hat. Einmal im Jahr gönnt sie sich außerdem eine Flugreise, am liebsten nach Norwegen, und fährt zwei Mal jährlich mit der Bahn von Berlin nach Bayern, um dort ihre Eltern zu besuchen.

Eigentlich fühlt sie sich damit ganz normal. Vor allem, da sie immer auf Bio achtet und nicht allzu oft Fleisch isst, hält sie sich nicht für besonders umweltschädlich. Dann geht sie online und macht einen Test, um ihren ökologischen Fußabdruck testen zu lassen. Das Ergebnis schockiert sie gewaltig, er liegt bei 3,9 gha (globale Hektar):

„Das ist Dein Ergebnis! Bist Du überrascht? Wenn alle Erdenbürger Deinen Fußabdruck hätten, bräuchten wir dafür 2.3 Planeten.“

Verzweifelt klickt sich Bibi durch die Statistiken und findet heraus: Damit ist sie nicht allein. In Deutschland liegt der Durchschnitt bei satten 5,0 globalen Hektar, die gesamte Welt hat einen ökologischen Fußabdruck von 2,8 globalen Hektar. Und was wäre nachhaltig? 1,7 globale Hektar.

Autsch, denkt sich Bibi und denkt an ihren besten Freund Benjamin Bitcoin, der sicher noch tiefer in der Misere steckt.

Bitcoin und der Energieverbrauch

Aktuell macht eine Studie die Runde, aus der hervorgeht, dass Bitcoin allein dafür sorgen könne, dass sich die globale Erwärmung um 2 Grad Celsius erhöht – eine besorgniserregende Zahl. Die aktuellen Schätzungen von Digiconomist hingegen beziffern den aktuellen Energieverbrauch auf jährliche 73,12 TWh – in etwa soviel wie Österreich. Nach diesen Angaben nimmt Bitcoin 0,33 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs auf seine dezentralen Schultern.

Die gängige Argumentation in der Bitcoin-Community geht bei diesen Dingen hauptsächlich in zwei Richtungen: Schweigen oder Schönreden. Oft heißt es dann „Ja, aber Visa verbraucht auch viel Energie“ oder „Überlegt doch mal, was alle Fiatwährungen zusammen verbrauchen“. Oder den Studien wird, wie es derzeit in der Krypto-Medien-Landschaft passiert, mangelnde Akkuranz vorgeworfen:„Da wurde nicht richtig gerechnet“, heißt es dann etwa.

Doch all diese Argumente ändern nichts am Problem: Bitcoin, Kryptowährungen und die ganze Welt verbraucht Energie. Und zwar deutlich zu viel davon.

Wie kann man das Energieproblem von Bitcoin lösen?

Es gibt bereits Lösungsansätze, die in der Community rege verfolgt werden. Schließlich wollen auch die ökologisch desinteressierten Bitcoin-Miner nicht unnötig Strom verbrauchen. Allein weil es Geld kostet.

Was hier als erstes in den Sinn kommt, sind Second-Layer-Lösungen wie das Lightning Network. Transaktionen werden nicht direkt auf der Blockchain selbst ausgeführt, sondern ausgelagert, wodurch erheblich Energie eingespart wird.

Einen weiteren Ansatz zeigt ein aktuelles Beispiel aus der US-amerikanischen Kleinstadt Plattsburgh. Die Stadt wurde nämlich aufgrund des günstigen Stroms mit Bitcoin-Minern überflutet. Da dieser jedoch nur in begrenzten Mengen zur Verfügung stand, wurden die Bitcoin-Miner den Anwohnern bald ein Dorn im Auge.

Das führte letztlich dazu, dass die Stadt gegenüber den unbeliebten Gästen ein Moratorium aussprach: Miner müssen draußen bleiben. Doch wurde, wie es in der Menschheitsgeschichte oft passiert, aus der Not eine Tugend. Es war ein 19-Jähriger, der einen wichtigen Schritt tat, um das Mining-Problem von Plattsburgh zu lösen.

Ryan Brieza und die Lösung von Plattsburgh

In Plattsburgh ist es also – wieder einmal – ein recht junger Kopf, in dem Ideen sprießen, um das Ökosystem etwas zu verbessern. Ryan Brieza arbeitet derzeit an modularen Mining-Geräten, die in der Lage sind, Wärme zu recyclen. Der Prototyp soll aus Holz sein, das Endprodukt bastelt der junge Erfinder aus Metall. Das Geniale an der Sache: Die gesamte gesammelte Energie wird an einer einzigen Stelle abgegeben, dass man sie auffangen und wiederverwerten kann.

Solche Dinge sind es, um die sich (nicht nur) die Krypto-Community kümmern muss. Wie kann man Energie sinnvoll weiterverwenden, ohne sie zu „verbrauchen“? Und wie kann Energie hergestellt werden, damit sie dem Planeten nicht so sehr aufs Gemüt drückt? Ob Bitcoin oder nicht: Die Erde hat ein globales Energieproblem, das es zu lösen gilt.

Und hier kann man sogar das Versöhnliche an der verzwickten Lage sehen: Vielleicht schafft es die Problematik rund um Bitcoin – wie am Beispiel von Plattsburgh zu sehen – eine Debatte anzustoßen, die es auch ökonomisch attraktiv macht, ressourcenschonender zu arbeiten. Denn – man kann davon halten, was man will – Geld ist letztlich der (nicht gerade umweltfreundliche) Motor der meisten Gesellschaften.

Blockchain und erneuerbare Energien

Erinnern wir uns an eine wichtige technologische Neuerung, die Bitcoin in die Welt getreten hat: Die Blockchain-Technologie. Und erinnern wir uns an ihre Vorzüge: Sie ist dezentral, transparent und kann in ihrer Effizienz viele Kosten (und damit auch Energie) einsparen.

Gerade im Energie-Handel gibt es bereits bestehende Lösungsansätze. Aktuell ist der Strommarkt noch recht zentralisiert – große Player nehmen das Geschäft ein, während es kleineren Playern schwerfällt, sich durchzusetzen. Dadurch dass man Strom in zentralen Kraftwerken produziert, sind die Wege vom Kraftwerk zum Verbraucher bisweilen zu lang und verbrauchen damit selbst zu viel Energie.

Die Blockchain-Technologie kann hier durch eine dezentrale Verteilung dazu beitragen, dass sich diese Verhältnisse grundlegend ändern und Strom besser, effektiver und schneller von der Produktion zu den Verbrauchern kommt. Dadurch fallen Intermediäre auf allen Ebenen weg – allesamt Stromfresser, die die Blockchain-Technologie einsparen kann.

Diese Erkenntnisse lassen sich letztlich auf alle Bereiche übertragen, die Organisation benötigen und damit Energie verbrauchen: Von der öffentlichen Verwaltung über das Finanzsystem bis hin zur Elektromobilität. Alle können mithilfe der dezentralen Technologie Kosten und Energie einsparen. Ein Problem, das wir – egal ob durch Bitcoin, Blockchain oder sonstigem – lösen müssen.

Fazit: Es gibt viel zu tun

Zurück zu Bitcoin, unserem Sorgenkind. Es ist nicht abzustreiten, dass Bitcoin (zu viel) Energie verbraucht. Aber es ist genauso wenig abzustreiten, dass es Lösungsansätze gibt. Und, das ist vielleicht noch viel wichtiger: Gemeinsam mit der Blockchain-Technologie stößt er globale Veränderungen an, die dem Planeten – auch in Energiefragen – letztlich (so bleibt zu hoffen) zugute kommen können.

Doch dafür muss Bewusstsein geschaffen werden und die technologische Revolution, für die Bitcoin steht, muss angegangen werden. Von allen.

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