Schleppende Entwicklung CBDCs: Globale Adoption schreitet nur langsam voran

Die Adoption von digitalen Zentralbankenwährungen (CBDCs) schreitet nur langsam voran – warum ist das so? Was ist der Status quo der Pioniere und welche Rolle könnten Bitcoin und Co. in einer Welt mit CBDCs spielen?

Leon Waidmann
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Globus

Beitragsbild: Shutterstock

| Regierungen rund um den Globus forschen derzeit an digitalem Zentralbankgeld

Die Digitalisierung macht auch vor unserem Geld keinen Halt. Zentralbanken rund um den Globus treiben die Entwicklung und Implementierung von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) weiter voran. Inzwischen arbeiten rund 114 Länder, die mehr als 95 Prozent des globalen Bruttoinlandproduktes repräsentieren, an der Entwicklung und Einführung von CBDCs. Der Weg ist jedoch lang und der Fortschritt ist von Land zu Land unterschiedlich.

CBDCs: Ein Blick auf die Pioniere

Bereits im Jahr 1992 ging Finnland mit der Avant-Karte einen ersten Schritt in Richtung einer digitalen Zentralbankwährung. Dieser Ansatz, der im Wesentlichen eine physische Karte mit einem von der Zentralbank garantierten Wert darstellte, überzeugte jedoch nicht und wurde nach drei Jahren privatisiert. Es mangelte an Akzeptanz sowohl von den Konsumenten als auch von den Händlern.

Die Bahamas und Nigeria sind zwei der Ersten von mittlerweile elf Ländern, die eine CBDC eingeführt haben. Trotz staatlicher Förderung fanden der Sanddollar der Bahamas und der eNaira Nigerias nur geringe Akzeptanz. Es herrscht Unruhe bei den Nutzern hinsichtlich Datenschutz und Sicherheit ihrer Gelder. In China, wo das derzeit größte CBDC-Projekt mit dem digitalen Yuan vorangetrieben wird, kann man ähnliche Startschwierigkeiten beobachten. Trotz mehrerer Pilotprojekte und staatlicher Förderung akzeptieren viele Geschäfte den digitalen Yuan noch nicht.

Stand der Entwicklung von CBDCs auf der ganzen Welt.
Stand der Entwicklungen von CBDCs auf der ganzen Welt. Quelle: atlanticcouncil.org

Auch auf der anderen Seite des Pazifiks, in den Vereinigten Staaten, treibt die Zentralbank die Entwicklung einer CBDC voran, befindet sich aber noch in der Entwicklungsphase. Ein Hauptprojekt ist “Project Hamilton”, eine Kooperation der Federal Reserve Bank von Boston und dem Massachusetts Institute of Technology. Hierbei wurde erfolgreich die Blockchain-Technologie genutzt, um eine hohe Anzahl von Transaktionen pro Sekunde zu erreichen.

In der Europäischen Union befindet sich der digitale Euro derzeit ebenfalls in der Konzeptphase. Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet aktiv an der Entwicklung einer CBDC und legt die Verantwortlichkeiten für Einführung und Verwaltung fest. Obwohl viele Fragen offen bleiben, insbesondere hinsichtlich technischer Aspekte und Umsetzung, ist klar, dass auch im Euro-Raum die Entwicklung einer CBDC hohe Priorität hat.

Warum schreitet die Adoption von CBDCs nur langsam voran?

Mehrere Hindernisse bremsen die Akzeptanz von CBDCs bei den Bürgern. Ein Hauptproblem ist das mangelnde Wissen und Verständnis für diese neuen Formen digitalen Geldes. Hinzu kommen Sicherheits- und Datenschutzbedenken in einer Ära, in der Cyberverbrechen immer häufiger werden und das Vertrauen in staatliche Institutionen in vielen Ländern rückläufig ist. Zusätzlich erfordert der Umgang mit CBDCs technische Fähigkeiten und den Zugang zu entsprechender Technologie, was nicht bei allen gegeben ist.

Die beschränkte Akzeptanz durch Händler und eine noch ausbaufähige Infrastruktur verhindern ebenfalls eine breite Nutzung im Alltag. Letztlich spielt auch ein allgemeines Misstrauen gegenüber staatlichen Einrichtungen eine Rolle in der zurückhaltenden Akzeptanz von CBDCs.

Das Beispiel China veranschaulicht diese Herausforderungen deutlich: Obwohl China seine Bürger, wie nur wenige andere Länder auf dieser Welt, kontrollieren und überwachen kann, schreitet die Adoption des digitalen Yuan nur schleppend voran. Trotz umfangreicher Pilotprojekte in 26 Städten, sind viele Geschäfte noch nicht bereit, den digitalen Yuan als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

Experten sind jedoch der Meinung, dass eine breitere Akzeptanz des digitalen Yuan erreicht werden könnte, wenn die chinesische Zentralbank eine engere Zusammenarbeit mit populären Diensten wie WeChat und Alipay anstreben würde. Diese Dienste spielen in China eine wesentliche Rolle im Zahlungsverkehr und ihre Integration könnte die Akzeptanz des digitalen Yuan steigern. In seiner aktuellen Form ähnelt der digitale Yuan jedoch zu sehr einem herkömmlichen Bankkonto, was für die Benutzer weder besonders vorteilhaft noch bequem ist.

Ausblick und mögliche Lösungen

Die Akzeptanz von CBDCs wird stark davon abhängen, wie Zentralbanken und Regierungen die vorliegenden Herausforderungen angehen. Es ist essenziell, Vertrauen in diese digitalen Währungen zu etablieren, was durch Transparenz, Bildungsmaßnahmen und Schutz der Nutzerrechte geschehen kann. Technische Hürden, wie Skalierbarkeit und Interoperabilität mit bestehenden Finanzstrukturen, müssen ebenfalls adressiert werden. Gleichzeitig muss der Spagat zwischen Nutzerprivatsphäre und rechtlichen Anforderungen, etwa zur Geldwäschebekämpfung, gelingen.

CBDCs haben das Potenzial, die Finanzwelt zu verändern und die digitale Transformation zu fördern. Sie könnten den Zugang zu Finanzdienstleistungen für unterversorgte Gruppen verbessern und die Effizienz sowie Sicherheit von Finanztransaktionen erhöhen. Der Weg dahin ist allerdings noch weit und mit etlichen Schwierigkeiten gepflastert.

Welche Rolle spielen Bitcoin und Ethereum in einer von CBDCs dominierten Welt?

Bitcoin könnte seine Funktion als dezentraler Wertspeicher (digitales Gold) beibehalten. Im Gegensatz zu CBDCs, die von Zentralbanken kontrolliert und reguliert werden, bleibt Bitcoin dezentralisiert und unabhängig von staatlicher Kontrolle. Dies könnte Bitcoin zu einer attraktiven alternativen Anlageklasse machen, die als Absicherung gegen mögliche Risiken oder Instabilitäten von CBDCs dient.

Ethereum, auf der anderen Seite, könnte seine Rolle als Plattform für dezentrale Anwendungen beibehalten. Durch die Fähigkeit, Smart Contracts zu hosten und zu verwalten, könnte Ethereum als Grundlage für eine Vielzahl von Anwendungen und Dienstleistungen oder sogar CBDCs dienen, die über einfache Geldtransaktionen hinausgehen. Dies könnte eine Ergänzung zu CBDCs bieten, indem es zusätzliche Funktionalitäten und Dienstleistungen ermöglicht, die möglicherweise nicht direkt in die Design- und Betriebsmodelle von CBDCs eingebaut sind.

Somit könnten sowohl Bitcoin als auch Ethereum dazu beitragen, ein vielfältigeres und widerstandsfähigeres digitales Finanzökosystem zu schaffen, auch in einer Welt, die von CBDCs dominiert wird.

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