Protestwelle gegen CBDC “Bitcoin ist für Nigerianer eine Notwendigkeit und kein Luxus”

Nigeria versucht mit aller Macht, die Nutzung der eigenen CBDC durchzusetzen. Ein Banknotenumtausch löste nun landesweite Proteste aus.

Tim Reindl
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eNaira

Beitragsbild: Picture Alliance

| Vor den Geldautomaten in Nigeria bilden sich lange Schlangen

Nigeria zählt zu den wenigen Ländern, die bereits ein eigenes digitales Zentralbankgeld eingeführt haben. Die geldpolitische Agenda “bargeldloses Nigeria” sieht vor, den Bargeldverkehr schrittweise einzuschränken und die Nutzung der eigenen Central bank digital currency, kurz CBDC, auszubauen. Als Teil dieser Strategie kündigte die nigerianische Zentralbank (CBN) im Oktober vergangenen Jahres an, bestimmte Bargeldnoten neu aufzusetzen. Alte Scheine werden dann nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel akzeptiert.

Lange Schlangen vor den Geldautomaten

Beim Umtausch der Noten kommt es allerdings zu Problemen. Die Folge: Bargeldverknappung. Zu wenige Banken haben die neuen Scheine vorrätig. Die nigerianischen Geschäftsbanken klagen, dass die Zentralbank nur einige wenige neu gestaltete Naira-Noten als Ersatz für die entwerteten Banknoten geliefert habe. Inzwischen soll es zu langen Warteschlangen vor den Banken gekommen sein. Einige Bürger befürchten den Verlust ihrer Vermögenswerte. Abhebelimits und hohe Gebühren verschärfen die Situation zusätzlich. Teilweise schlägt die Verunsicherung auch in Gewalt um. Auf Twitter tauchen erste Videos auf, auf denen Angriffe auf Bankfilialen zu sehen sein sollen.

Laut Deutschlandfunk wurden im Bundesstaat Ogun Kreditinstitute gestürmt und Straßen blockiert. “Nach Polizeiangaben wurde mindestens ein Demonstrant angeschossen und verletzt”, teile das Nachrichtenportal mit.

Gericht setzt Wechselfrist aus

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, entschied ein Gericht, die Wechselfrist der Banknoten ein weiteres Mal auszusetzen. Der Richter folgte damit einer Anfechtungsklage dreier Bundesstaaten. Sie argumentierten, dass der Banknotenumtausch den Verlauf der anstehenden Präsidentschaftswahlen stören könnte. Ursprünglich sollte der Umtausch nur noch bis zum 10. Februar möglich sein. Das Gericht soll am 15. Februar über die Anfechtung verhandeln.

Geldpolitik entscheidendes Wahlkampfthema

Durch die Bargeldmittelverknappung und die Einführung des eNaira möchten Regierung und Zentralbank mehr Kontrolle und Transparenz in den nationalen Zahlungsverkehr bekommen. Mit dem Umstieg auf die digitale Zentralbankwährung sollen Geldwäsche und Korruption im Land eingedämmt werden. Noch wird das digitale Zentralbankgeld aber kaum genutzt. Schätzungen zufolge verwendet nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung den eNaira. Indessen hat das Land mit einer Inflationsrate von 19 Prozent zu kämpfen. Einige Bürger flüchten daher in Kryptowährungen. Die hohe Nachfrage nach Bitcoin führte zeitweise zu einem enormen Kursanstieg auf örtlichen Exchanges.

“Bitcoin ist für Nigerianer eine Notwendigkeit und kein Luxus. Nigerianer nutzen ihn für verschiedene Zwecke, von Überweisungen und internationalen Zahlungen bis hin zur Wertaufbewahrung. Immer mehr Menschen beginnen, Bitcoin als einen zusätzlichen Vorteil zu sehen, den sie zusätzlich zum aktuellen Finanzsystem nutzen können”, sagte der nigerianische Bitcoin-Experte Nathaniel Luz gegenüber BTC-ECHO.

Podcast

“Der von der Zentralbank herausgegebene eNaira ist ein gescheiterter Versuch, die nigerianische Öffentlichkeit aus dem Bitcoin heraus und in die CBDC des Landes zu bringen”, teilte der CEO der in Nigeria ansässigen Kryptobörse Roqqu, Benjamin Eseoghene, auf Anfrage mit. Der eNaira sei “auf großen Widerstand” gestoßen, “und wurde nur von sehr wenigen Personen genutzt, sodass wir nicht davon ausgehen, dass der eNaira einen wesentlichen Einfluss auf die bevorstehenden Wahlen haben wird”. Gleichzeitig finde “Bitcoin in der breiten Masse mehr Akzeptanz”, so Eseoghene gegenüber BTC-ECHO. Der Börsen-CEO glaubt, dass Bitcoin “als weit verbreitetes alternatives Tauschmittel genutzt werden könnte, wenn das Finanzsystem weiterhin überlastet ist und Bargeld immer weniger zugänglich ist”.

Trotz der spontanen Fristverlängerung spitzt sich die Lage zunehmend zu. Am 25. Februar wird im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas gewählt. Neben der Nahrungsmittel- und Benzinknappheit gehört die Geldpolitik zu den dringlichsten Aufgaben des Landes.

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