Nach Monaten verhaltener Aktivität zieht das Handelsvolumen auf dezentralen Derivatebörsen wieder deutlich an. Laut DeFiLlama hat sich das tägliche Handelsvolumen auf Perpetual-DEXs seit Jahresbeginn von rund 15 bis 20 Milliarden auf über 30 Milliarden US-Dollar verdoppelt – der höchste Stand seit 2021. Besonders die vergangenen Monate zeigen einen klaren Aufwärtstrend: Das aggregierte Volumen aller dezentralen Derivateplattformen liegt derzeit bei rund 33,8 Milliarden US-Dollar pro Tag, gegenüber knapp 16 Milliarden Anfang 2025. Die Nutzung ist damit real – kein reiner Hype.

Ganz anders das Bild im Spot-Bereich: Laut DeFiLlama liegt das tägliche Volumen klassischer DEXs wie Uniswap oder PancakeSwap seit Monaten konstant zwischen vier und sechs Milliarden US-Dollar. Auch im Vergleich zum Frühjahr 2025 ist kein spürbarer Anstieg erkennbar – der Sektor stagniert.
Diese Diskrepanz zeigt, dass sich der Wachstumsschwerpunkt im DeFi-Sektor klar zu den Derivaten verschiebt. Projekte wie Hyperliquid, Aster und Drift profitieren massiv von dieser Verschiebung, während klassische DEXs vorerst auf der Stelle treten.
Hyperliquid – das Layer-1-Modell für Profis
Hyperliquid gilt als Benchmark im Perpetual-Handel. Die Plattform läuft auf einer eigenen Layer-1-Blockchain, die speziell für Hochfrequenzhandel optimiert wurde. Statt klassischer Smart Contracts nutzt sie ein On-Chain-Orderbuch, das Geschwindigkeit und Dezentralität kombiniert – ein Modell, das selbst institutionelle Trader anzieht.
Mit einem täglichen Volumen von rund neun Milliarden US-Dollar und einem Open Interest von über 14 Milliarden US-Dollar zählt Hyperliquid zu den aktivsten DEXs weltweit. Das Protokoll kombiniert CEX-Performance mit DeFi-Transparenz und verzeichnet laut On-Chain-Daten stetig wachsende Gebühreneinnahmen.
Risiko bleibt die teilweise Zentralisierung bei der Liquidationslogik. Dennoch zeigt Hyperliquid, dass professioneller Handel on-chain funktionieren kann und liefert die Grundlage für den aktuellen Derivate-Boom.
Aster – Hype mit Schattenseiten
Der Newcomer Aster, gelauncht im September 2025 auf der BNB Chain, katapultierte sich in kürzester Zeit an die Marktspitze. Der Token stieg zeitweise um über 2.000 Prozent, das tägliche Handelsvolumen erreichte über 40 Milliarden US-Dollar. Das Team um ehemalige Binance-Entwickler profitierte vom Einfluss von Changpeng “CZ” Zhao und YZi Labs, doch On-Chain-Analysen werfen Fragen auf: Ein Großteil des Supplies liegt bei wenigen Wallets, unabhängige Audits fehlen.
Auch DeFiLlama listet Aster derzeit nicht, mutmaßlich wegen unklarer Datenquellen – ein Hinweis darauf, dass Teile des Volumens aus interner Liquidität stammen könnten. Kurzfristig bleibt Aster damit ein Momentum-Play: attraktiv für Trader, riskant für langfristige Investoren.
Drift – Solana-Speed mit Substanz?
Während Aster auf Hype setzt, wächst Drift leise, aber beständig. Die Solana-native DEX bietet echtes on-chain Cross Margin, bei dem Collateral über mehrere Positionen hinweg geteilt wird – ein Alleinstellungsmerkmal unter den Perp-DEXs. Mit rund 500 Millionen US-Dollar Tagesvolumen ist Drift kleiner, aber technisch führend. Das Projekt steht für das, was DeFi langfristig braucht: Geschwindigkeit, Transparenz und Nachhaltigkeit ohne künstliche Volumenanreize.
Substanz schlägt Spekulation
Der DeFi-Markt sortiert sich neu. Spot-DEXs treten auf der Stelle, während Perpetuals-Plattformen das aktuelle Wachstum im DeFi-Sektor antreiben. Aster steht für Spekulation, Hyperliquid für Infrastruktur, Drift bleibt ein technischer Gegenentwurf. Wer den neuen DeFi-Zyklus verstehen will, erkennt: Der Hype zieht Aufmerksamkeit an – doch Kapital fließt dorthin, wo der Code hält, was das Marketing verspricht.

Quellen
- Dezentrale Derivatebörsen mit historischem Volumenverlauf und kumulativen Marktstatistiken
- Zentrale Handelsplattformen mit Echtzeitdaten zu Assets, Spot-Volumen und Zuflüssen