Binance, Coinbase und Co. Sollten Anleger ihr Kapital von zentralen Krypto-Börsen abziehen?

Ein Beben geht durch den Kryptomarkt. Mehrere Unternehmen kündigten bereits Auszahlungsstopps und die Insolvenz an. Sollten Kunden Bitcoin und Co. abziehen?

Dominic Döllel
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Bitcoin

Beitragsbild: Shutterstock

| Ist Selbstverwahrung die beste Strategie, Kryptowährungen zu sichern?

Nach den sich zuspitzenden Skandalen rund um FTX haben neben Risikokapitalgebern vor allem Kleinanleger und Trader viel Geld verloren. Im Zuge des voranschreitenden Kollapses des Krypto-Ökosystems um Gründer und Ex-CEO Sam Bankman-Fried (SBF) droht die Pleite weiterer zentralen Krypto-Börsen: ein Dominoeffekt. Zu Recht stellen sich viele Anleger die Frage, ob sie ihre Kryptowerte nun von den zentralen Krypto-Börsen wie Binance, Coinbase und Co. abziehen sollten. Doch ergibt das Sinn? Und wohin mit den so abgezogenen BTC, ETH und ADA?

FTX-Pleite bestätigt das Bitcoin-Narrativ

Die Idee Satoshi Nakamotos als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise 2008, war ein dezentrales, funktionierendes und vor allem krisensicheres Geldsystem. Mit Ansätzen wie der Selbstverwahrung des Geldes, Eigenverantwortung und einem disinflationären, monetären Netzwerk. Kurzum: Bitcoin. Gerade wegen den Parallelen zu Gold als Wertespeicher und weil Bitcoin die erste und größte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung ist, gibt es entsprechend viele Anhänger, die dieses Narrativ unterstützen.

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Die Ereignisse rund um FTX und Alameda Research spiegelten allerdings das exakte Gegenteil wider. Kunden konnten nicht auf ihre Kryptowährungen zugreifen, SBF inflationierte mit dem FTT-Token die Angebotsmenge und die Befehlsgewalt lag ebenfalls in der Hand einer zentralen Entität. Ob zentrale Krypto-Börsen wie Binance und Coinbase ähnlich wirtschaften, ist zwar unwahrscheinlich, doch die Angst der Anlegerinnen und Anleger dadurch nicht weniger groß. Vorsicht ist deshalb besser als Nachsicht: Hätten Kunden im Sinne des Bitcoin-Ethos gehandelt, hätten die Coins sicher auf der Hardware-Wallet gelegen.

Verlustrisiko auch bei Selbstverwahrung

Obwohl die Bitcoin-Ansätze für Krypto-affine Investoren leicht verständlich und umsetzbar sind, besteht gerade für Laien ein Verlustrisiko. Jetzt vorschnell und ohne vorangegangene Recherche Wallets zu kaufen oder zu erstellen und seine Coins von den zentralen Börsen abzuziehen, könnte fatale Folgen haben. So kann etwa nicht jeder Coin über jede Chain auf jedes Wallet gesendet werden – der Versuch allein sorgt für den Totalverlust. Auch können Hardware-Wallets zerstört oder geklaut werden oder verloren gehen.

Neben diesen Gefahren kann auch bei den eigentlich selbstverwalteten Wallets der Zugang versperrt werden, etwa wenn Nutzer von Ledger, Bitbox und Co. keine regelmäßigen Firmware-Updates durchführen. Anleger sollten ihre Hardware daher in regelmäßigen Abständen prüfen, um sicherzustellen, dass der Zugriff auch in Zukunft gewährleistet werden kann. BTC-ECHO Marktexperte Stefan Lübeck erklärt:

Auf der zentralen Börse hingegen sind Kryptowährungen zwar durch Ereignisse wie das FTX-Desaster gefährdet, können aber auch – bei ordnungsgemäßer Handhabung – schneller abgezogen werden. Sollte es beispielsweise zum plötzlichen Ableben eines Kunden eines regulierten Finanzinstitutes wie einer in Deutschland ansässigen Bank kommen, müssten Verbliebene lediglich Sterbeurkunde, Testament oder eine Heiratsurkunde vorgelegen, um Zugriff auf die Coins zu bekommen. Die Kryptowährungen auf die Hardware-Wallet zu ziehen, bleibt also ein zweischneidiges Schwert. Aufwand und Risiko sollten sich die Waage halten und den Plänen und Vorlieben des Krypto-Besitzers entsprechend angepasst sein.

Zentrale gegen dezentrale Krypto-Börsen (DEX)

Für Trader stellt sich ohnehin nicht die Frage: Die Coins, mit denen sie handeln oder die sie staken möchten, müssen aus der Selbstverwahrung gezwungenermaßen herausgegeben werden. Doch neben zentralen Börsen gibt es auch noch dezentrale Krypto-Börsen, wie etwa SushiSwap, UniSwap und Co.

Obwohl die DeFi-Börsen keine vergleichbaren jährlichen Handelsvolumina wie etwa Binance oder Coinbase verzeichnen, funktionieren die Smart Contracts, auf welchen die gesamte Börsen-Infrastruktur basiert, einwandfrei und reichen für die Zwecke von Privatanlegern allemal. Im Vergleich zu FTX können nicht ohne weiteres Kundengelder abgezweigt werden. Die Liquidität muss ebenfalls garantiert sein und die Kontrolle hat eine dezentrale, autonome Organisation. Rein theoretisch ein funktionierender, dezentraler Handelsplatz. Dennoch kommt es häufiger zu Hacker-Attacken, die beispielsweise Fehler im Quellcode ausnutzen. Auch die fehlende Regulierung stellt sich für einige Investoren als Nachteil heraus.

Individuelle Entscheidung

Somit liegt die Entscheidung zu 100 Prozent bei jedem Anleger selbst. Dabei spielt die individuelle Intention eine tragende Rolle. Wer aktiv am Kryptomarkt teilnimmt, kommt nicht umhin, zumindest einen Teil seines Portfolios auf Handelsplätzen aufzubewahren, kann jedoch auch auf eine DEX ausweichen. Wer dagegen Bitcoin und Altcoins langfristig hält, verringert das Risiko von Auszahlungsstopps und durch potenzielle Insolvenz der Börse, indem er die Kryptowerte auf einer Wallet sichert.

Auch das Akronym DYOR bekommt hier Gewicht. Nur wer sich aktiv mit seinem Portfolio, den Marktentwicklungen sowie -teilnehmern und der persönlichen Risikoeinschätzung beschäftigt, kann die richtige Entscheidung treffen. BTC-ECHO hat einige Börsen und Wallets verglichen. Hier erfahrt ihr mehr.

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