Auf Messers Schneide Bitcoin-Mining 2023: Ist das Schlimmste überstanden?

Noch im Dezember galten sie als Bitcoins Sorgenkinder. Die große Miner-Kapitulation blieb jedoch aus. Hat sich die Branche konsolidiert?

Tim Reindl
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Bitcoin Mining

Beitragsbild: Shutterstock

| Ohne sie geht es nicht. Miner sorgen mit ihrer Rechenleistung für die Sicherheit des Netzwerks

Wer im vergangenen Jahr in der Mining-Branche tätig war, hatte nicht allzu viel zu lachen. Eine toxische Kombination aus sinkenden Bitcoin-Kursen und steigenden Energiekosten machte das Geschäft unrentabel. Die Unternehmen fuhren herbe Verluste ein – einige standen sogar kurz vor dem Aus. Der Mining-Riese Core Scientific meldete Insolvenz an. BlackRock sprang ein und hielt mit einem Schuldendarlehen in Höhe von 17 Millionen US-Dollar den Betrieb dennoch aufrecht. Auch andere Investoren versuchten die Krise für sich zu nutzen. Galaxy Digital kaufte die Helios-Anlage von Argo Blockchain für 65 Millionen US-Dollar. Die Anlage umfasst rund 50.000 Mining-Geräte.

Zum neuen Jahr 2023 entspannte sich die Lage ein wenig. Nach den Umwälzungen zum Jahresende stellte sich der Markt neu auf. Das Bitcoin-Infrastrukturunternehmen Blockstream sammelte 125 Millionen US-Dollar Investorengelder für den Ausbau ihrer Mining-Dienste ein. Mittlerweile sehen einige in der Community das Schlimmste bereits überwunden. Doch hat sich das Mining-Geschäft tatsächlich konsolidiert? Ein Blick auf das erste Quartal im neuen Jahr verrät mehr.

Gebührenmarkt auf dem Vormarsch?

Zwei Faktoren kommen seit Jahresbeginn deutlich zum Tragen. Erstens: Der Bitcoin-Kurs ist deutlich gestiegen. Lag er zum Jahresende noch bei etwa 16.600 US-Dollar, notiert er zum Zeitpunkt des Schreibens bei rund 28.000 US-Dollar – ein Plus von knapp 70 Prozent seit Jahresbeginn.

Zweitens: Die Miner haben höhere Einnahmen durch gestiegene Transaktionskosten einfahren können. Den Anstieg verdankt das Netzwerk auch der Popularität der Ordinals. Durch das Kursplus bei Bitcoin und die Erholung des Gebührenmarktes erzielten die Miner im ersten Quartal 2023 Einnahmen in Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar. 42 Millionen US-Dollar entfielen dabei auf Einnahmen durch Transaktionsgebühren. Das entspricht zwar nur 2,3 Prozent der Gesamteinnahmen. Langfristig soll der Gebührenmarkt durch die zwangsläufige Verknappung der Block Rewards des Halvings aber an Bedeutung gewinnen.

US-Mining nach wie vor turbulent

Den größten Anteil am Mining-Geschäft haben die USA. Schätzungen zufolge stemmen sie aktuell rund 40 Prozent der Hash-Rate. Doch trotz steigender Einnahmen steht die Branche dort nach wie vor, vor großen Herausforderungen. Denn auf der Ausgabenseite ist sie weiterhin den hohen Energiekosten ausgeliefert.

Die Durchschnittspreise für industrielle Stromabnehmer haben sich im Vergleich zum Vorjahr von 7,3 auf 8,3 Cents pro Kilowattstunde erhöht. Eine Veränderung um gerade einmal einen Cent pro Kilowattstunde scheint erstmal nicht gravierend. In Anbetracht der Größenordnung, in der die US-Mining-Farmen operieren, können allerdings selbst durch kleinste Preissteigerungen enorme Kosten entstehen. Zwar sind die Strompreise der USA im Ländervergleich relativ gering. Um weiterhin Gewinne zu erzielen, ist man allerdings auch dort auf eine positive Kursentwicklung des BTC-Preises angewiesen. Denn der Strompreis ist nicht der einzige Faktor, der die Gewinnmarge bestimmt.

Biden Regierung erhöht den Druck

Zusätzlichen Druck erfahren die US-Miner durch Pläne der Biden-Administration. Diese plant, den für Krypto-Mining verwendeten Strom mit 30 Prozent zu besteuern. “Jedes Unternehmen, das eigene oder von anderen gemietete Computerressourcen für das Mining digitaler Vermögenswerten verwendet, würde einer Verbrauchssteuer in Höhe von 30 Prozent der Kosten für den Stromverbrauch für das Schürfen digitaler Vermögenswerte unterliegen”, heißt es dazu in einem Schreiben des Finanzministeriums.

Die Auflagen sollen über einen Zeitraum von drei Jahren eingeführt werden. “Bei den derzeitigen Einnahmen würden selbst ASICs der neueren Generation wie der Antminer S19 XP mit der zusätzlichen Steuer von 30 % an der Gewinnschwelle vorbeischrammen”, heißt es diesbezüglich in einem Analysebericht von Coin Metrics. Ob der Steuer-Vorschlag aus Bidens Haushaltsplan allerdings in dieser Form umgesetzt wird, ist noch ungewiss, da die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus bilden und Einspruch erwartet wird.

Bitcoin Hashrate
Die Bitcoin Hash Rate trotzt dem makroökonomischen Druck. Quelle: Glassnode

Trotz anhaltender Verunsicherung auf dem US-Markt zeigt sich der Mining-Sektor insgesamt dennoch stabil. Die Hashrate scheint bisher unbeeindruckt und klettert im ersten Quartal 2023 auf neue Höchstwerte. In der Vergangenheit hat das Netzwerk bereits bewiesen, auch größere Ausfälle innerhalb kurzer Zeit kompensieren zu können. Als China 2021 das Mining verbot, erholte sich Hashrate bereits nach wenigen Wochen.

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