Comics, Pornos und bald auch Pepe? NFTs auf Bitcoin: Warum wir die Kirche im Dorf lassen sollten

Die Debatte um NFTs auf Bitcoin ist Alarmismus um Nichts. Ein paar Bilder werden die Blockchain nicht in die Knie zwingen. Ein Kommentar.

David Scheider
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Bitcoin BTC Pepe Frog

Beitragsbild: Shutterstock

| Der Pepe-Kurs zeigt sich in den letzten Tagen von seiner bullishen Seite

NFTs und Bitcoin – Themen, die eigentlich nicht zusammen passen. Bitcoin gilt mit sieben Transfers pro Sekunde als zu langsam für viele Anwendungsfälle. Selbst als Zahlungsmittel braucht es alternative Second-Layer-Lösungen. Sein Markenzeichen: das 21-Millionen-Coin-Limit, die Dezentralität und Zensurresistenz. Diese Eigenschaften definieren gutes Geld. Darauf ist Bitcoin optimiert.

Die wenigsten wissen: NFTs sind eine genuine Bitcoin-Erfindung. Mit dem RBG Client lassen sich bereits seit Jahren Besitzansprüche auf Bitcoin und Lightning definieren. Schon 2010 diskutierten Satoshi und Konsorten im Bitcoin Talk Forum über eine Öffnung des Protokolls in diese Richtung. Doch genutzt wird das Feature kaum. Die Debatte gewinnt nun mit der Veröffentlichung eines Frameworks neuen Schwung. Sogenannte Ordinals sollen der BTC-NFTs endlich zum Durchbruch verhelfen.

Bei Ord, einer Implementierung der Ordinals-Idee, handelt es sich um einen “Index, Block-Explorer” und eine “Kommandozeilen-Wallet”, die dazu in der Lage ist “Satoshis einen numismatischen Wert zu verleihen, sodass sie als Rarität gesammelt und gehandelt werden können”, heißt es im GitHub File der Implementierung.

Bitcoin-Puristen bringt der Vorstoß auf die Barrikaden, darunter Blockstream-CEO und BTC-Pionier Adam Back. Mit Verweis auf den ohnehin knappen Blockspace sei für Schnickschnack wie Memes oder Kunst auf der BTC-Blockchain kein Platz. So mancher spricht daher schon von einer DOS-Attacke und befürchtet eine Spam-Lawine auf Bitcoin.

So sieht übrigens ein Ordinals-NFT aus. Als hätte uns der Kursverfall der Bored Apes nicht hinlänglich bewiesen, dass JPEGs auf der Blockchain keinen Wert haben. Quelle: Ordinals.com.

Bitcoin und NFTs: Nur die Ruhe

Viel Alarmismus um nichts. Bei einem offenen Protokoll wie Bitcoin wird man sich damit arrangieren müssen, dass Menschen Anwendungen dafür bauen. Das sieht auch Adam Back ein. In einem Tweet schreibt der Kryptograf:

Wir können anerkennen, dass wir sie nicht wirklich aufhalten können und dass es eine freie Welt mit anonymen Minern ist. Aber wir können Entwickler ermutigen, diese Transaktionen nicht einzubinden.

Adam Back

Andererseits geht nicht einmal Ordinals-Entwickler Casey Rodarmor von einer regen Nutzung der Implementierung aus. Gegenüber Coindesk sagt der Developer:

Meine Idee ist, dass Ordinals ein Kunstprojekt ist, das Spaß macht, und ich hoffe, dass es die Menschen dazu anregt, mehr über Bitcoin zu erfahren.

Casey Rodarmor

Sollte sich das Projekt wider Erwarten großer Beliebtheit erfreuen, werden NFT-Jünger dafür tief in die Tasche greifen müssen – und die entsprechenden Transaktionsgebühren zahlen müssen, damit sich ein Miner erbarmt, das JPEG in einem Block zu verarbeiten. Bei sinkenden Block Subsidies durch die Halvings kann das sogar für eine zusätzliche Einkommensquelle für die Miner sorgen.

Pornos auf der Blockchain

Am heutigen 2. Februar 2023 bekam die Debatte noch einmal eine Wendung. Denn mit dem “goatse” Image speicherten Unbekannte erstmals via Ordinals einen pornografischen Schock-Inhalt auf die BTC Blockchain, bei dem ein nach vorne gebeugter Mann seinen Po präsentiert. Das Bild, das übrigens als Internetphänomen nicht neu ist, wird nun für alle Ewigkeit auf der Blockchain gespeichert sein.

Dass Ordinals-Entwickler Rodarmor sich nicht anders zu helfen wusste, als den Inhalt vom Block-Explorer zu löschen, zeigt die Widersprüchlichkeit des ganzen Projektes. Trotzdem: Man kann davon ausgehen, dass der Hype um Ordinals abklingen wird. Denn ähnlich wie bei den NFTs auf Smart-Contracts-Plattformen wie Ethereum ist der Use Case begrenzt.

Letztlich ist der Trend, die Bitcoin-Blockchain für anderen Klamauk als Finanztransaktionen zu verwenden, aber nicht neu. Websites wie bitcoinstrings.com/all listen allen möglichen Unrat auf, der sich über die Jahre auf der Blockchain gesammelt hat. Und ist Satoshis Nachricht im BTC Genesis Block nicht auch eine Art “Missbrauch” der ach so puristischen Blockchain? Vielleicht sollten wir bei der Debatte um Ordinals die Kirche im Dorf lassen.

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