Pro und Contra Coinbase IPO am 14. April: Lohnt sich das Aktien-Investment?

Ein Allzeithoch jagt das Nächste, bei Aktienindizes und im Krypto-Markt. Passend zum aufgeheizten Marktumfeld wagt im April die Krypto-Börse Coinbase den IPO. Welche Gründe für den Kauf der Aktie sprechen und welche dagegen.

Sven Wagenknecht
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Nasdaq in New York, wo auch der IPO von Coinbase stattfindet.

Beitragsbild: Shutterstock

Um an die ganz großen Geldtöpfe zu kommen, liebäugeln immer mehr Krypto-Unternehmen mit dem Gedanken, an die Börse zu gehen. So auch die amerikanische Krypto-Börse Coinbase. Am 14. April möchte das Unternehmen unter dem Kürzel “Coin” 114,9 Millionen Aktien an der New Yorker NASDAQ listen. Dabei handelt sich allerdings nicht um die Ausgabe neuer Aktien, sondern um ein Direkt-Listing, bei dem bereits bestehende Anteilsscheine zum öffentlichen Handel freigegeben werden.

In einer Mitteilung an die US-Wertpapieraufsicht SEC gab Coinbase Mitte März bekannt, dass im außerbörslichen Handel die Aktien im Schnitt für 343,58 US-Dollar den Besitzer gewechselt haben. Auf dieser Grundlage kommt man auf eine Bewertung von 67,6 Milliarden US-Dollar. Der Aktienkurs ist damit auch ohne öffentliches Listing um mehr als 1.200 Prozent innerhalb eines Jahres gestiegen. Schließlich lag im vergangenen Jahr der Durchschnittskurs bei gerade einmal 28,83 US-Dollar. Doch das soll längst nicht genug sein. Einzelne Analysten gehen inzwischen davon aus, dass die Krypto-Börse bei ihrem IPO auf eine Bewertung von über 100 Milliarden US-Dollar kommen könnte.

Coinbase: Das Apple der Krypto-Ökonomie?

Coinbase wird damit sehr wahrscheinlich das erste Krypto-Unternehmen sein, das im höchstmöglichen Börsensegment gelistet wird. Gleichzeitig hat es die Chance, zu einem der größten IPOs der letzten Jahre zu werden. AirBnb hatte im vorherigen Jahr eine IPO-Bewertung von etwas über 100 Milliarden US-Dollar auf die Waage bringen können. Die Krypto-Börse könnte im aktuellen Marktumfeld sogar diese Bewertung knacken. Die daraus resultierenden Wellen dürften nicht zu unterschätzen sein.

Zum einen dürfte das weitere Krypto-Unternehmen dazu bewegen, ebenfalls einen IPO zu durchzuführen. Die Krypto-Börse Kraken hatte beispielsweise öffentlich mit dem Gedanken gespielt. Zum anderen bekommt der Krypto-Markt einen Vertreter, der stellvertretend die gesamte Krypto-Branche – im Positiven wie im Negativen – in der öffentlichen Wahrnehmung repräsentiert. Wenn also Börsenkommentatoren in New York, London oder Frankfurt über den Bitcoin-Kurs sprechen, werden sie des Öfteren auch einen Aktienchart von Coinbase einblenden. Gerade konservative Anleger, die sich vor Direktinvestments in Token scheuen, dürften Coinbase mit in ihr Portfolio aufnehmen, um Exposure zum Krypto-Markt zu erhalten.

Diese 5 Gründe sprechen für ein Investment in Coinbase

So spannend die Hintergründe zum Coinbase-IPO sein mögen, dürften viele Investoren vor allem an einer Frage interessiert sein: Lohnt sich der Einstieg in die Coinbase-Aktie. Nachfolgend finden sich fünf Gründe, die für ein Coinbase Investment sprechen.

1. Coinbase das “Universal-Finanzinstitut”

Vor nicht allzu langer Zeit konnte man an den meisten Krypto-Börsen nicht viel mehr machen, als eine Handvoll Krypowährungen zu handeln. Inzwischen erweitern die Exchanges allerdings ihr Produktportfolio. Seien es Debitkarten, Sparpläne, Kredit-Dienstleistungen, Index-Token, Staking etc. Die Palette an weiteren Dienstleistungen und damit auch Ertragssäulen befindet sich im Krypto-Sektor noch ganz am Anfang. Coinbase könnte damit zu weit mehr als einer Börse werden. Als Universal-Finanzinstitut hat es das Potenzial, in alle Wertschöpfungsbereiche des Finanzsektors vorzudringen. Davon ausgehend, dass sich Token unter anderem als Standardmedium für Wertpapiere als auch Fiatgeld etablieren, ist das Potenzial an Umsatz und Gewinn gigantisch.

2.  Keine Konkurrenz in der 1. Bundesliga

In der “1. Bundesliga” gibt es kein weiteres Krypto-Unternehmen. Das bedeutet, dass Coinbase sehr stark von Mittelzuflüssen der ganz großen Fonds, Pensionskassen etc. profitiert. Schließlich erlaubt es deren Policy oftmals nur, in die Aktien im höchsten Börsensegment zu investieren. Die Aktie mit dem Kürzel “Coin” könnte in der subjektiven Wahrnehmung einiger Aktien-Investoren die Rolle eines Krypto-Fonds oder Index zugeschrieben bekommen. Diese stark vereinfachte Darstellung könnte zum Narrativ führen: “Wenn man am Krypto-Markt partizipieren möchte, dann kauft man Coinbase.”

3. Nutzerzahlen könnten sich problemlos vervielfachen

Der Markt für Kryptowährungen ist noch weit von einer Sättigung entfernt. Das Gros aller Menschen besitzt keine Bitcoin und Co. Als größter und bekanntester Krypto-Broker in den USA dürfte Coinbase also auch weiterhin enorm von dem Marktwachstum profitieren. Geht man davon aus, dass Kryptowährungen immer stärker den Weg in den Mainstream finden, dann ist eine Verdopplung der Nutzerzahlen von zuletzt 56 Millionen problemlos in den nächsten zwei bis drei Jahren möglich. Darüber hinaus schielt Coinbase auch auf den europäischen Markt. Sollte Coinbase größere Marktanteile in Europa erkämpfen können, dann dürften einem die aktuellen Umsatzzahlen geradezu bescheiden vorkommen.

4. Coinbase ist profitabel

An den steigenden US-Renditen bei amerikanischen Staatsanleihen konnte man es sehen: Tech-Unternehmen ohne positive Erträge sind abgestraft worden. So wichtig die Zukunftserwartungen an der Börse auch sind, es kann sehr hilfreich sein, auch im Hier und Jetzt schwarze Zahlen zu schreiben. So erzielte Coinbase im Jahr 2020 einen Gewinn von 322 Millionen US-Dollar. Die Tatsache, dass Coinbase ein Geschäftsmodell besitzt, das sowohl gegenwärtig funktioniert – kann man zum Beispiel von gehypten Flug-Taxi-Aktien nicht behaupten – als auch noch enormes Wachstumspotential hat, macht es besonders attraktiv.

5. Mit dem “Insti-Service” das ganz große Rad drehen

“Kleinvieh macht auch Mist”, heißt ein altes deutsches Sprichwort. Für den Krypto-Markt galt dies im stark Privatkunden-lastigen Sektor ganz besonders. Allerdings wird das meiste Geld von institutionellen und nicht von Retail-Investoren verwaltet. Entsprechend stellt sich die Frage, wo Kunden wie Tesla oder Microstrategy hingehen, wenn sie Bitcoin erwerben und verwahren möchten? Aktuell ist es vor allem Coinbase Pro, der Service für Großinvestoren, der in den letzten Monaten enorm an Bedeutung hinzugewonnen hat. Geht man davon aus, dass weitere Konzerne, Familiy Offices, HNWIs et cetera stärker in den Krypto-Markt vorstoßen, dann könnte Coinbase zur “Krypto-Hausbank” des Geld-Adels werden. 

Diese 5 Gründe sprechen gegen ein Investment in Coinbase

1. Euphorisches Marktumfeld schafft euphorische Bewertungen

Der aktuelle Markt befindet sich in einer sehr euphorischen Stimmung. Allzeithochs, Rekordvolumina an Börsen aller Art und Rekord-Neuanmeldungen bei Broker Accounts schießen seit Monaten durch die Decke. Entsprechend aufgeblasen und überoptimistisch ist die Bewertung von Coinbase. Das Enttäuschungspotenzial ist folglich entsprechend groß, zumal eine hohe Abhängigkeit vom Krypto-Markt gegeben ist. Kommt es nach der Rallye zu einer überfälligen Korrektur oder zu einer “Sommerpause” wie wir sie schon so oft an den Märkten hatten, dann dürfte der Abverkaufsdruck bei der Coinbase-Aktie ziemlich hoch sein.

2. Die Konkurrenz schläft nicht

Auch andere Krypto-Finanzdienstleister positionieren sich am Markt und setzen alles daran, Marktanteile zu gewinnen. Beispielsweise wäre hier in den USA Anchorage zu nennen, die kürzlich eine Banklizenz erhalten haben und somit als erste offizielle “Krypto-Bank” in den USA einen Meilenstein für sich entscheiden konnten. Auch im “Kampf um Europa” werden es insbesondere Binance und Kraken der amerikanischen Krypto-Börse schwer machen, Marktanteile zu gewinnen. Zudem können heimische Dienstleister wie die Börse Stuttgart vom Vertrauensvorschuss “Made in Germany” profitieren. Des Weiteren springen auch die großen Banken wie Morgan Stanley oder Goldman Sachs auf den Krypto-Zug auf. Insbesondere ihre institutionellen Kunden werden sie nicht kampflos zu Coinbase ziehen lassen.

3. Sinkende Gebühren gefährden die Marge

So innovativ der Markt ist, in dem Coinbase operiert, ist es sein Geschäftsmodell nicht. Die angebotenen Dienstleistungen sind im Grunde relativ einfach zu ersetzen. So wichtig viele Kunden auch sind, kann Coinbase nicht gleichermaßen von einem Netzwerkeffekt wie Facebook, AirBnb oder Google profitieren. Entsprechend spricht vieles dafür, dass durch die hohe Konkurrenz im Markt auch die Margen sinken werden, da die Gebühren sukzessive fallen dürften. Um die zukünftig geringere Marge zu kompensieren, wird Coinbase gezwungen sein, die Umsätze zu steigern, um den Profit zu halten.

4. Regulatorische Unsicherheit

Die Gefahr einer restriktiven Krypto-Regulierung hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen. Immer mehr Experten wie Hedgefondslegende Ray Dalio oder der ehemalige SEC-Vorsitzende Jay Clayton rechnen damit, dass es zu größeren Restriktionen für Krypto-Investoren kommt, wie beispielsweise eine unvorteilhafte Besteuerung. Coinbase ist sehr stark von dem politischen Wohlwollen sowie der amerikanischen Finanzaufsicht SEC abhängig, deren Macht man nicht unterschätzen sollte.

5. Die (R-)evolution frisst ihre Kinder

Auch wenn dezentrale Finanzanwendungen (DeFi) gegenwärtig noch nicht massentauglich sind und aus regulatorischen Gründen kaum eine Chance haben, sich in der Breite durchzusetzen, stellen sie auf lange Sicht eine Gefahr für zentrale (Krypto-)Finanzdienstleister dar. Unter der Voraussetzung, dass der DeFi-Sektor nicht zu Tode reguliert wird, könnte er mit immer besseren Angeboten und Nutzerfreundlichkeit eine Alternative für “Krypto-CeFi-Akteure” wie Coinbase darstellen und langfristig Marktanteile für sich gewinnen.

Fazit zur Coinbase-Aktie

Wer auf eine schnelle Ver-x-fachung seiner Kapitaleinlage aus ist, sollte von derart schwergewichtigen Aktien die Finger lassen und bei Kryptowährungen sein Glück versuchen. Im Gegensatz zu Börsen-gelisteten Bitcoin-Mining-Unternehmen wie 8 Hut Mining oder Riot Blockchain stellt Coinbase ein vergleichsweise stabiles Aktien-Investment dar. Mit den gefüllten Kriegskassen und dem durch den Mega-IPO erlangten Standing, dürfte Coinbase hervorragend für schwere Zeiten und einen harten Konkurrenzkampf aufgestellt sein. Überzeugte Krypto-Enthusiasten des Typ “Hodlers” dürfte die hohe Bewertung relativ egal sein. Kritischere Investoren könnten allerdings auch gut beraten sein, auf die nächste Korrektur im Krypto-Markt zu warten. Bedingt durch die zu erwartende hohe Korrelation dürfte es dann auch bei der Aktie zu einer signifikanten Korrektur mit attraktiven Einstiegskursen kommen.

Disclaimer: Bei dem Text handelt es sich ausschließlich um die persönliche Meinung des Autors. Es wird keinerlei Beratung oder Empfehlung geleistet.

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