Ripple Jahresrückblick Kooperationen und Katastrophen

2020 war in vielerlei Hinsicht ein Krisenjahr – nur nicht für weite Teile des Krypto-Sektors, allen voran Bitcoin. Auch für das Ripple Asset XRP standen die Zeichen auf Wachstum. Dann hat die US Börsenaufsicht das kalifornische FinTech mit einer Klage überzogen. Ein Rückblick auf das bewegte Jahr für XRP – von Kooperationen, Innovationen und regulatorischen Daumenschrauben.

Christopher Klee
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Beitragsbild: Shutterstock

Bereits zu Jahresbeginn kochte die Gerüchteküche auf Hochtouren: Auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos spekulierte Ripple CEO Brad Garlinghouse über eine zunehmende Anzahl von Börsengängen (IPO) durch Krypto-Unternehmen. Dass das kalifornische FinTech auch selbst das Börsenparkett betreten möchte, daraus machte Garlinghouse keinen Hehl. Manche erwarteten das Ripple IPO bereits für 2020. Wunschdenken, wie sich herausgestellt hat.

Ägyptens größte Bank schließt sich RippleNet an

Anders als es ihr Name vermuten lässt, handelt es sich bei der National Bank of Egypt zwar nicht um eine Zentralbank, aber immerhin um die größte Privatbank des Landes. Kein Wunder also, dass der XRP-Kurs im Februar positiv auf die Meldung reagierte, dass sich das Kreditinstitut dem Zahlungsnetzwerk RippleNet angeschlossen hat. Die National Bank of Egypt erhofft sich von der Kooperation Effizienzvorteile für grenzübergreifende Überweisungen sowie das Erschließen neuer Märkte. Dabei spielt XRP, wie bei den meisten Ripple-Kooperationen, bei dem Unterfangen keine direkte Rolle. Dennoch stieg der Kurs in Folge der Nachricht um über 11 Prozent und erreichte bei 0,31 US-Dollar ein vorläufiges Jahreshoch.

Schwarzer Donnerstag lässt auch XRP rot sehen

Während das Jahr für den Ripple Coin durchaus vielversprechend begonnen hatte, konnte sich XRP dem Corona Crash am 12. März nicht entziehen. Panikverkäufe ließen den Kurs unter 0,14 US-Dollar rutschen. Die im Februar aufgekommene Euphorie war vorerst verflogen – und die mühsam erkämpfte 30-Cent-Marke in weite Ferne gerückt. Es sollte nicht die einzige emotionale und charttechnische Achterbahnfahrt für das Asset und seine Holder bleiben.

Q2: Ausbau des RippleNet und juristische Raufereien

Siam Commercial Bank schließt sich RippleNet an

Im April verkündet Ripple mit der thailändischen Siam Commercial Bank einen weiteren Partner für sein RippleNet. Auch hier geht es um die Abwicklung von Überweisungen, die von im Ausland arbeitenden Thailändern kommen. Thailand gehört zu den Ländern, in denen solche Zahlungsströme einen nicht unerheblichen Anteil des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Erst im August 2020 erreichte die Summe der Gelder, die auf diese Weise in das südostasiatische Land flossen, ein Rekordhoch von umgerechnet über 46 Milliarden Euro (17170 Milliarden THB). Die Kooperation zwischen Ripple, SBC und dem Krypto-Start-up Azimo sollen diese Überweisungen deutlich schneller ausgeführt werden können als über klassische Clearing-Systeme.

Ripple verklagt Youtube

Betrugsversuche gehören im Krypto-Space schlechterdings zum Alltag. Darunter leiden nicht nur Investoren, die sich beispielsweise von Phishing-Versuchen in die Irre führen ließen, sondern auch die Projekte selbst. Ende April wurde es Ripple zu bunt: Das Unternehmen verklagte das Videoportal Youtube. Der Vorwurf: Die Plattform unternehme zu wenig, um Scam-Versuche zu unterbinden. Im Vorfeld musste Ripple sich bereits mehrfach von sogenannten Giveaway Scams distanzieren.

Sammelklage gegen Ripple

Anfang Mai befand sich Ripple zu diesem Zeitpunkt indes auch auf der anderen Seite der Anklagebank. Eine Organisation namens Bitcoin Manipulation Abatement LLC warf Ripple unter anderem vor, mit XRP ein nicht registriertes Wertpapier unters Investorenvolk gebracht zu haben. Das Verfahren läuft noch. Ripple konnte bislang nur einige Anklagepunkte – den Verstoß gegen den kalifornischen Business and Professions Code – erfolgreich verteidigen. Das geht aus einer Urteilsschrift vom 2. Oktober hervor. Der Anklagepunkt des illegitimen Verkaufs von Wertpapieren hat nach wie vor Bestand.

Wie das Gericht bereits in seiner vorherigen Verfügung entschieden hat, kann der Kläger natürlich auch mit seinen verbleibenden ersten, zweiten, dritten und fünften Klagegründen gegen die Beklagten wegen ihres angeblichen Verkaufs oder Angebots von nicht registrierten Wertpapieren in Verletzung von Bundes- und kalifornischem Staatsrecht vorgehen.

Es war nicht das erste Mal, dass dieser Vorwurf gegen das FinTech erhoben wurde. Und es sollte auch nicht das letzte Mal bleiben.

Q3: Aufbruchstimmung

Frühinvestoren verhökern Ripple-Anteile

Im August sorgte eine Meldung für Aufhorchen, nach der zwei Ripple-Investoren – darunter ein Frühinvestor – ihre Unternehmensanteile zu besonders günstigen Konditionen abstoßen wollten. Zu diesem Zeitpunkt wurde über eine Unternehmensbewertung von zehn Milliarden US-Dollar spekuliert. Zuletzt hatte Ripple im Dezember 2019 eine private Investitionsrunde in Höhe von 200 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Die beiden Investoren sollen aus den USA und China stammen und ihre Anteile mit einem Abschlag von 35-40 Prozent angeboten haben.

Roadmap für Banking App XUMM vorgestellt

Mit XUMM hat Ripple eine eigene Banking App entwickelt, die sich an der Schnittstelle von XRP Ledger, Unternehmen und globalem Handel positioniert. Die App unterstützt unter anderem Zahlungsaufforderungen, personalisierte Profile und KYC-Management Funktionen. Auch eine Anbindung an das Fiat-Bankwesen ist vorgesehen. Perspektivisch soll XUMM so eine veritable Alternative zum klassischen Onlinebanking bieten. Der XRP-Kurs schoss im August nach Vorstellung der Roadmap für XUMM in die Höhe und eroberte zwischenzeitlich die 0,3 US-Dollar zurück. Eine Marke, die er zuletzt im Februar gesehen hatte.

Bullishe ODL-Bilanz lässt XRP-Kurs florieren

Aber der Ripple-Kurs konnte sich vom Sommerloch erholen und flirtete den August über immer wieder mit der 30 Cent-Marke. Positive Nachrichten wie ein wachsendes Transaktionsvolumen bei On-Demand Ledger, also jener Ripple-Technologie, die XRP als Brückenwährung für grenzüberschreitende Zahlungen einsetzt, schürten bei der XRP Army Hoffnungen, dass das Asset auf dem Weg ist, zum „Standard“ des internationalen Zahlungsverkehrs zu werden.

Gleichzeitig goss mit der Santander Bank einer der größten und prestigeträchtigsten Ripple Partner Wasser in den Wein der XRP Community. Mitte August betonte die Bank, die zu den größten Europas gehört, dass sie weder XRP noch ODL einsetzt. Ripple CEO Garlinghouse sah die mangelnde regulatorische Klarheit um Krypto-Assets als einen Hauptgrund für die zögerliche beziehungsweise nicht vorhandene XRP-Adaption durch die Finanzhäuser. Dabei betonte er gegenüber der Financial Times seine Vision, dass sich Ripple in zwei Jahren zum „Amazon“ der Blockchain-Welt emporschwingen werde.

Q4: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Auswanderungsgelüste

Die Regulatorik, namentlich jene Made in USA, war es schließlich, die Garlinghouse im Oktober laut über eine Auswanderung nachdenken ließ. Als konkreter Anlass diente dabei die Veröffentlichung des „Cryptocurrency Enforcement Framework“ durch das US-amerikanische Justizministerium. Anstatt Klarheit zu schaffen, so Garlinghouse, warf der Report höchstens ein Licht auf die diffuse Lage der Krypto-Regulierung in den USA. Vor allem der Umstand, dass de facto acht US-Behörden mit der Beaufsichtigung von Krypto-Assets und -Unternehmen betraut sind. Als möglicher neuer Hauptsitz wurde Dubai gehandelt – eine regionale Niederlassung hat Ripple dort im November eröffnet.

Kursexplosion befördert XRP über 60 Cent

Aus Kurssicht erlebte XRP im November sein Highlight für 2020: Eine regelrechte Kursexplosion ließ das Ripple-Asset endlich aus dem lange währenden Krebsgang ausbrechen und nach den Sternen greifen. In der letzten Woche des Monats verdreifachte sich der XRP-Kurs beinahe und kratzte an der 90-Cent-Marke. Die Hochstimmung der XRP-Investoren sollte allerdings schon bald einen gehörigen Dämpfer bekommen.

SEC legt die Daumenschrauben an, Exchanges legen XRP auf Eis

Ende Dezember ergreift die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC das Damoklesschwert, dass seit jeher über dem kalifornischen FinTech schwebt und holt zu einem möglicherweise fatalen Schlag aus. Ripple Labs, CEO Garlinghouse und Co-Founder Chris Larsen wird vorgeworfen, gegen das US-amerikansiche Wertpapiergesetz verstoßen zu haben. Der Vorwurf fußt auf der Interpretation von XRP als Wertpapier durch die SEC. Der Verkauf an Kleinanleger – sprich: das ICO der XRP Token – hätte folglich im Vorfeld bei der Behörde angemeldet werden müssen. Der XRP-Kurs muss seit der Bekanntmachung der Klage erhebliche Einbußen verkraften.

Es droht ein Sturz ins Bodenlose. Brad Garlinghouse hat angegeben, sich bewusst gegen eine außergerichtliche Beilegung entschieden zu haben – das Gleiche gelte für Mitgründer und Chairman Chris Larsen. Die Sache wird nun vor Gericht ausgetragen – die Verhandlung kann sich möglicherweise über Jahre hinziehen.

Angesichts der angekündigten (vorrübergehenden?) De-Listings von XRP-Tauschpaaren auf diversen Krypto-Börsen (unter anderen Coinbase, Bitstamp, Bittrex OKCoin und Crypto.com) – müssen sich XRP Holder zunächst jedoch auf harte Zeiten einstellen. Ripple-Boss Garlinghouse hat unterdessen betont, dass Ripple bald eine Replik auf die SEC-Klage, die er als Angriff auf den gesamten Krypto-Space versteht, veröffentlicht.

Eines steht jedenfalls fest: 2021 wird sich zeigen, ob das aktuelle Kursdebakel der Anfang vom Ende des Banken Coins war – oder eine historische Gelegenheit zum Einstieg in XRP. Wir halten euch auf dem Laufenden.

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