Gewöhnlich sind es die großen Märkte in den USA, die im Aktien- und Kapitalgeschäft weltweit den Ton angeben. Was dort an den Zulassungsbehörden scheitert, hat selten eine Chance an anderen Stellen auf dem Globus. Ungeachtet dessen, was auf der anderen Seite des Atlantiks vor sich geht, will das Frankfurter Start-up Iconic jedoch eigene Wege gehen – und den Bitcoin von Europa aus per Derivat an die Börse bringen.
Wie das Unternehmen in einer Mitteilung über die Finanzplattform DGAP an diesem Dienstag, dem 29. Oktober, verkündet, hat Iconic hierfür ein eigenes Bitcoin-Derivat, eine sogenannte Exchange Traded Note (ETN), entwickelt. Von der Frankfurter und Luxemburger Börse aus sollen Anleger so künftig die Möglichkeit haben, langfristig in den Kurs des Krypto-Zugpferdes zu investieren, ohne dabei selbst Bitcoin erwerben zu müssen.
Finanzinstitute und institutionelle Investoren warten schon seit Jahren auf professionelle Anlageprodukte auf Krypto-Werte wie Bitcoin, welche an den großen, traditionellen Börsen gehandelt werden,
beschreibt Iconic-Geschäftsführer Patrick Lowry die weltweite Nachfrage nach entsprechenden Investment-Instrumenten. Zuvor waren Versuche, einen Bitcoin Exchange Traded Fund (ETF) an den Start zu bringen, vor allem an den zuständigen Behörden in den USA gescheitert.
Iconic setzt auf risikoreiches Rezept, aber wirbt mit Rückendeckung
Der Bitcoin ETN aus dem Hause Iconic wiederum setzt nun auf ein eigenes, jedoch risikoreiches Rezept: Rechtlich handelt es sich bei dem Derivat um eine Inhaberschuldverschreibung gegenüber dem Basiswert eines einzelnen Anlageprodukts, in diesem Fall des Bitcoins. Das bedeutet, dass die jeweiligen Anbieter Anlegern ebendiesen Gegenwert aus ihrem Unternehmenskapital garantieren. Der Nachteil: Geht der Anbieter pleite, wird auch der ETN wertlos.
Obwohl sie ähnlich funktionieren, liegt hier ein für Anleger wichtiger Unterschied zu herkömmlichen Indexfonds. ETFs sind als Sondervermögen konzipiert und nicht als Schuldverschreibung. Das heißt, dass das investierte Vermögen getrennt vom Unternehmenskapital verwaltet und auch im Insolvenzfall erhalten bleibt.
Was bei börsenkundigen Beobachtern für Bedenken sorgen könnte, will Iconic nun jedoch mit institutioneller Rückendeckung wettmachen:
Denn anders als ähnliche, bereits bestehende Krypto-Derivate von Anbietern wie XBT oder Amun, wird der Iconic ETN nicht an einer kleinen, wenig bedeutsamen Börse gehandelt. Vielmehr wird das Derivat mit Frankfurt am Main am – nach London – wohl wichtigsten Handelsplatz Europas gelistet. Hier tummelt sich so mancher Großanleger, was für stabile Märkte sorgen und das Interesse traditioneller Investoren schärfen dürfte.
Rechtliche Absicherung bietet zudem die Luxemburger Finanzaufsicht, die das Derivat reguliert. Und auch sonst setzt Iconic auf große Namen: Der Bitcoin-Kurs stammt vom Wall-Street-Index der New York Stock Exchange. Der Krypto-Riese Coinbase verwaltet die Bitcoin-Bestände. Das Settlement regelt die im Investment-Sektor renommierte Münchener Baader Bank.
Wichtiger Meilenstein für Krypto-Sektor
Geht alles glatt, soll der Startschuss für das Bitcoin-Derivat bereits Anfang Dezember fallen. Klein- und Privatanleger gehen dabei jedoch leer aus. Wer mithilfe von Iconic in den Bitcoin investieren will, muss mindestens 100.000 Euro in die Hand nehmen. Darüber hinaus will das Start-up sein Geschäft erweitern und langfristig auch über weitere Krypto-Produkte nachdenken. Gut möglich also, dass im kommenden Jahr bald auch ein Ether ETN folgt.
Letztendlich bedeutet der Bitcoin ETN einen Schub für den Krypto-Standort Deutschland. Dazu Max Lautenschläger, Mitgründer von Iconic Labs, gegenüber BTC-ECHO:
Ich glaube, der ETN am regulierten Markt beweist, dass Deutschland ganz weit vorne im Bereich Krypto dabei ist. Wir haben die letzten Monate positive Impulse von Regierung und BaFin gesehen. Dieses Produkt untermauert das in meinen Augen.
Gebannte Blicke gen Westen: Wann kommt der Bitcoin ETF?
In den USA brodelt die Diskussion über die mögliche Zulassung eines Bitcoin ETFs weiterhin. Auf den Schreibtischen der US-Wertpapierbehörde SEC stapeln sich die Zulassungsanträge bereits seit Langem. Entsprechende Versuche, zuletzt vonseiten des Investment-Unternehmens Bitwise, hat die Behörde bislang stets abgewunken. Die Krypto-Unternehmen wie die auf den Caymaninseln gemeldete Investment-Firma Kryptoin werden jedoch nicht müde und versuchen es munter weiter.