FTX-Nachwehen Chaostage am Krypto-Markt

Der Krypto-Markt leckt nach dem FTX-Crash seine Wunden. Noch größer als der finanzielle Schaden könnte der entstandene Vertrauensverlust sein.

Moritz Draht
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Finanzmarkt

Beitragsbild: Shutterstock

| Krypto-Börsen haben nach dem FTX-Crash mit Vertrauensverlusten zu kämpfen.

2008 spitzte sich die Finanzkrise mit der Lehman-Brothers-Pleite zu – als dezentrale Antwort auf den Banken-Kollaps entstand mit Bitcoin die erste Kryptowährung. 14 Jahre später werden am Krypto-Markt Erinnerungen an damals wach: Terra, Celsius, Three Arrows Capital, Voyager DigitalFTX, Alameda Research – die Geschichte wiederholt sich. Daran wird die Branche noch lange nagen.

Vertrauen liegt am Boden

Von Glamour, dicken Autos und schrillen Übernachtmillionären keine Spur. Der Krypto-Markt in 2022 war vor allem eine Geldverbrennungsmaschine. Der Zusammensturz von Terra, bei dem in wenigen Tagen 60 Milliarden US-Dollar vernichtet wurden, die anschließende Insolvenz von Lending-Anbieter Celsius, die Pleite von Three Arrows Capital. Und jetzt FTX zusammen mit Alameda Research: Der Krypto-Markt taumelt angezählt in der Ecke.

Die Verunsicherung nach dem FTX-Crash ist groß: Acht Milliarden US-Dollar in Krypto sind in einer Woche von Börsen abgezogen worden. Die Bitcoin-Reserven der Exchanges sind auf den niedrigsten Stand seit November 2018 gefallen. Was an normalen Tagen als hohe Nachfrage ausgelegt wird, scheint momentan eher die Angst vor dem nächsten Totalausfall. Das geflügelte Wort “Not your Keys, not your Coins” ruft sich wieder mantraartig in Erinnerung.

An den Börsen wiederum bemüht man sich um Transparenz. Inzwischen haben alle großen Handelsplätze ihre Bilanzen offengelegt. Besser spät als nie. Mit breit angekündigten “Proof of Reserves” wollen die Plattformen das Vertrauen von Kunden zurückgewinnen. Den Schaden, den FTX hinterlässt, gilt es dabei so klein wie möglich zu halten. Denn die Ansteckungsgefahr ist groß: wackelt Einer, wackelt der Nächste.

Übrigens: Im FTX-Newsticker von BTC-ECHO erhaltet ihr immer die neuesten Infos rundum FTX, SBF und die Auswirkungen auf den Krypto-Markt.

Zeit für DeFi?

Mit dem Zweig der dezentralisierten Finanzgeschäfte, kurz DeFi, hat der Krypto-Sektor bereits seine eigene Antwort auf die Probleme entwickelt, die zum Untergang von FTX führten. Ein automatisierter Krypto-Handel auf Smart-Contract-Basis, völlig dezentral, ohne die Anfälligkeiten zentralisierter Handelsplattformen. Dafür mit seinen eigenen Problemen: Allein im Oktober sind über 650 Millionen US-Dollar aus DeFi-Protokollen gestohlen worden. Hacks gehören im DeFi-Bereich beinahe zur Tagesordnung. Nicht die beste Grundlage, um verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen.

Für die breite Masse scheinen DeFi-Anwendungen daher noch ungeeignet. Zumal der Sektor weiterhin im regulatorischen Vakuum schwebt. Auch dadurch hat der FTX-Crash der Branche keinen Gefallen getan: Statt Zuckerbrot dürften Regulatoren nun die Peitsche schwingen. Der Krypto-Sektor steht wieder auf dem Prüfstand. Wie lange es dauert, den Scherbenhaufen von FTX zu beseitigen, bleibt abzuwarten. Jetzt muss jeder Stein umgedreht werden. Und dabei ein solides Fundament für einen Neuanfang gegossen werden.

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