Es hätte schlimm ausgehen können. Wenn die weltweit wichtigste Finanzbehörde in der größten Volkswirtschaft der Welt zum Frontalangriff auf eine ganze Industrie bläst, gibt es berechtigten Grund zur Sorge. Schließlich verklagt die SEC mit Coinbase und Binance.US nicht irgendwelche dubiosen Hinterhof-Buden, sondern zwei der führenden US-Krypto-Exchanges. Eine davon – Coinbase – ist seit 2021 sogar an der US-Wertpapierbörse Nasdaq gelistet. Zeitweilig ist der Gesamtmarkt auch erwartungsgemäß abgerauscht.
Aber: Lässt man mal die Coins auf der SEC-Abschussliste außer Acht, zeigt sich der Markt durchaus robust. Bitcoin (BTC) notiert zu Redaktionsschluss kaum merklich unter dem Niveau von vor dem SEC-Hammer.
Bitcoiner hodln unbeirrt
Woran liegt das? Salopp gesagt: Es gibt einfach zu wenige Verkäufer. Die sogenannten "Weak Hands", also kurzfristig orientierte, Anlegerinnen und Anleger, sind aus dem Markt gespült. Diejenigen, die jetzt noch halten, lassen sich vom Säbelrasseln aus Washington nicht mehr beeindrucken. Das war seinerzeit nach den Wirren um die FTX-Pleite noch ganz anders.
Dass kein nennenswerter Verkaufsdruck herrscht, zeigt auch ein Blick auf die Bitcoin-Reserven, die Anleger:innen auf Exchanges halten. Eine sinkende Kurve deutet auf geringeren Verkaufsdruck hin, da das verfügbare Marktangebot tendenziell sinkt. Investorinnen und Investoren verwahren ihre Coins also auf eigenen Wallets.
Hashrate explodiert
Die positive Grundstimmung am Markt spiegelt sich auch im Mining wider. Die Hashrate, also die aggregierte Rechenleistung der Miner, jagt ein Allzeithoch nach dem anderen. Mit 378 Exahashes pro Sekunde (EH/s) beteiligen sich so viele Miner an der Suche nach dem nächsten gültigen Bitcoin Block wie nie zuvor.
Einerseits folgt daraus ein deutlicher Zugewinn an Sicherheit für Bitcoin. Andererseits deutet die Hashrate aber auch auf ein gewisses Vertrauen der Mining-Unternehmen hin. Schließlich steckt hinter jedem weiteren Exahash ein Investment, das sich lohnen muss.
Anders gesagt: Die Miner rechnen augenscheinlich mit höheren Bitcoin-Kursen in der Zukunft (und haben da sicher das Halving im kommenden Jahr im Blick). Anders ist dieses "Race to the top" nicht zu erklären.
Miner hodln BTC
Logische Konsequenz des positiven Marktsentiments unter den Minern ist auch deren zurückhaltende Liquidierung von Coins.
Wie anhand der grünen Balken unschwer zu erkennen ist, halten die Unternehmen immer mehr ihrer frisch geschürften Coins zurück. Das verknappt das Angebot zusätzlich und erklärt zumindest teilweise, wieso Bitcoin dieser Tage trotz Krisenmodus so robust performt.
Oder anders gesagt: Auch die Vendetta des mächtigsten Finanzbeamten der Welt vermag der normativen Kraft des Faktischen wenig entgegenzusetzen. Honey Badger don't care.
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