Der Bitcoin-Kurs zeigt sich wieder von seiner hochvolatilen Seite. Hatte er am 29. April gegen Mittag noch die 8.000 US-Dollar-Marke durchbrochen, war die Kryptowährung innerhalb von knapp 20 Stunden um über 1.000 US-Dollar nach oben geschnellt. Hodler*Innen und Krypto-Fans fühlen sich bereits an den großen Bullrun im Jahr 2017 erinnert – wiederholt sich die Geschichte?
Bitcoin-Börsen erleben Ansturm
Ähnlich wie Ende 2017, als der Bitcoin-Kurs (BTC) binnen kurzer Zeit auf 20.000 US-Dollar kletterte, sehen sich die Krypto-Börsen mit einem ansteigenden Handelsvolumen konfrontiert. Binance hat am 29. April ein neues Allzeithoch des Handelsvolumens verzeichnet:
ATH [Allzeithoch, Anm. d. Red.] im Handelsvolumen auf Binance, 11 Milliarden US-Dollar in 24 Stunden.
Changpeng Zhao, Geschäftsführer Binance
In einem weiteren Tweet ergänzt er, dass man ein ähnliches Volumen zuletzt Anfang 2018 gesehen habe, also kurz nach dem letzten Bullrun am Krypto-Markt.
Bei der Krypto-Börse Coinbase dürfte es jedoch weniger rosig ausgesehen haben – am Nachmmittag des gestrigen Tages brach die Exchange kurzfristig zusammen und war nicht erreichbar – auch hier mag man sich bisweilen (auf unschöne Weise) an die Rallye im Jahr 2017 erinnert fühlen.
Bitcoin-Kurs stellt traditionelle Assets in den Schatten
Nachdem der Bitcoin-Kurs und der gesamte Krypto-Markt im Zuge des Corona Crashs eine starke Korrelation zu den traditionellen Märkten aufgewiesen hatte, scheinen sich Bitcoin & Co. nun wieder zu entkoppeln. Zwar erholen sich auch die traditionellen Märkte langsam – 24-Stunden-Anstiege von knapp 20 Prozent sind dort jedoch die Seltenheit. Auch konnte der Bitcoin-Kurs die Verluste des Jahres wieder einholen. Seit Beginn 2020 konnte die Kryptowährung um knapp 27 Prozent zulegen.
Treibt Halving den Bitcoin-Kurs an?
Für alle, die neu im Krypto-Space sind: In knapp 12 Tagen steht das Bitcoin Halving an. Bei diesem Event wird die Belohnung für Miner halbiert. Diese „Schürfer“ erhalten das BTC-Netzwerk aufrecht, unter anderem, indem sie neue Blöcke an die Blockchain heften. Für jeden erfolgreich geschürften Block erhalten sie aktuell noch 12,5 BTC Belohnung. Nach dem Halving werden es nur noch 6,25 BTC sein. Da bei diesem Event der Angebotsnachschub verknappt wird, gehen hier einige Marktbeobachter davon aus, dass auch der Bitcoin-Kurs steigt. So war es auch beim letzten Bitcoin Halving – allerdings hatte der Bitcoin-Kurs hier gut 1,5 Jahre gebraucht, um nach dem Halving bis zum neuen Allzeithoch zu klettern.
Technische Indikatoren
Technische Analyse zum Bitcoin-Kurs von Dr. Philipp Giese
Obige Abbildung zeigt die Kursentwicklung seit Mitte 2016. Rot sind die Halvings von 2016 und das kommende Halving von 2020 eingetragen. Wir sehen einige Ähnlichkeiten: In beiden Fällen brachte der Bitcoin-Kurs eine Rallye von rund 77 Prozent hinter sich (gemessen an den Wochenabschluss-Werten). Investoren decken sich also tatsächlich in der Hoffnung auf eine Kurssteigerung nach dem Halving ein.
Die Vergangenheit lehrt uns freilich auch, dass es mit dem Halving nicht sofort dramatisch bergauf gehen muss: In den Wochen nach dem Halving von 2016 verlor der Bitcoin-Kurs bis zu 26 Prozent. Doch auch dieser Einbruch beendete nicht den seit Ende 2015 verfolgten Aufwärtstrend.
Dennoch sind die Aussichten bullish: Sieht man vom Aroon-Indikator ab, der unentschieden ist, können ein stiegender MACD und ein ebenfalls steigender RSI überzeugen, so dass die Einschätzung insgesamt bullish ist.
Es bieten sich also folgende langfristige Handelsempfehlungen an:
- Long Position: Entry spätestens bei 10.013 US-Dollar, Targets bei 11.576 US-Dollar und 13.897 US-Dollar, Stop Loss bei 8.678 US-Dollar.
- Short Position: Entry bei 7.808 US-Dollar, Target bei 6.888 US-Dollar, Stop Loss bei 8.678 US-Dollar.
Steuert der Bitcoin-Kurs auf einen Bullrun zu?
Vor all zu großer Euphorie sei an dieser Stelle jedoch etwas Einhalt geboten. Eine Schwalbe macht schließlich noch keinen Frühling, der Bitcoin-Kurs hat sein Vor-Crash-Level erreicht. Wir erinnern uns: Emotionen sind am Krypto-Markt schlechte Ratgeber. Weder allzu große Unsicherheit und Zweifel (Fear, Uncertainty and Doubt, FUD) noch die Angst, etwas zu verpassen (Fear of Missing Out, FOMO) sind angebracht.
Dazu rät auch Dr. Julian Hosp:
Auch wenn ich mittel- bis langfristig sehr bullish gegenüber BTC bin, so wäre ich derzeit kurzfristig vorsichtig, in FOMO zu fallen und auf ein 2017er Jahr zu hoffen. Die Gründe hierfür sind meiner Ansicht nach: Generell führte das Halving weder 2012 noch 2016 direkt zu einem Preisanstieg, eher zu einem leichten Drop. Weiters ist derzeit der BTC Anstieg vor allem an den generellen Anstieg der Märkte gekoppelt und ob die weiter so pumpen, ist fraglich. Letztlich sind wir jetzt einfach zurück auf einem Level vor der Covid19-Krise im Februar/März. Alles zusammen, würde mich ein starker Pump über 10K bei BTC mehr als überraschen und ich gehe eher von einer Konsolidierung zwischen 8K und 10K über die Zeit bis zum Halving in 2 Wochen aus.
Unser aktuelles Marktupdate kann man hier lesen, einige Tipps zum richtigen Trading beim steigenden Bitcoin-Kurs geben wir auf der BTC-ACADEMY.
Die auf dieser Seite dargestellten Kursschätzungen stellen keine Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind lediglich eine Einschätzung des Analysten.
Charts am 30.04.2020 mithilfe von TradingView erstellt.
USD/EUR-Kurs zum Redaktionsschluss: 0,92 Euro.