Vier Coins, viele große Namen: Diesen Dienstag ließ die Wall Street die Bombe platzen. Die neue und komplett regulierte Kryptobörse EDX Markets nimmt ihren Betrieb auf. Für viele in der Kryptobranche ist sie ein Emblem der alten Finanzwelt. Der US-Milliardär Charles Schwab steht hinter EDX, gemeinsam mit anderen Schwergewichten der Wall Street, unter ihnen: Fidelity und Citadel Securities, die Vermögen in Milliardenhöhe handeln und verwalten. (Anmerkung der Redaktion: In der Originalversion war von Klaus Schwab, dem Gründer des WEF, die Rede. Wir entschuldigen uns für den Fehler.)
“Unglaubliches Timing”, lässt der Chef der Kryptobörse Binance auf Twitter verlauten, Changpeng Zhao. “Aber je mehr, desto besser.” Die Andeutung ist klar: Seine Börse und Coinbase wurden gerade von der SEC angeklagt. Die Kryptobranche findet sich im Würgegriff der US-Behörden wieder. Und jetzt … kommen die Großen. Schlag auf Schlag. Auch über einen BlackRock-ETF wird spekuliert. Und die Deutsche Bank bewirbt sich um eine Kryptoverwahrerlizenz.
“Der Kreuzzug der SEC gegen Binance & Coinbase enthüllt ein klareres Narrativ”, schreibt der Blockchian-Entwickler Rich Quack. Und fragt: Gary Gensler, der Chef der SEC, nur eine “Marionette der Top-Manager”? In Variationen findet man diese Lesart überall auf Twitter. Miles Deutscher meint: “Die Übernahme der traditionellen Finanzinstitutionen beginnt.” Caitlin Long, Gründerin der Custodia Bank, erklärt im Podcast der Journalistin Camilla Russo: Die US-Regulatoren haben mit ihren Angriffen auf Krypto das Feld für die Wall Street frei gemacht. Sie schützen nicht Anleger, sondern etablierte Unternehmen.
EDX-Markets vermarktet sich als non-custodial-Exchange. Es wird ähnlich wie an der New Yorker Börse (NYSE) oder der Nasdaq (NASDAQ) gehandelt. EDX bringt Käufer und Verkäufer auf der Plattform zusammen, aber verwahrt ihre Assets nicht. Bisher listet man nur vier Coins: Bitcoin, Bitcoin-Cash, Ethereum und Litecoin. Der Grund: Diese wurden von der US-Finanzaufsicht SEC bisher noch nicht als Wertpapiere eingestuft. Auf CNBC spricht man von einer “neuen Phase” für die Branche. “Das hier ist ein Schritt in die Richtung, wie der institutionelle Finanzmarkt funktioniert”, so Josh Brown, Großinvestor, im Interview.
“Blockchain, aber ohne Krypto”
“EDX vermeidet es, direkt Kleininvestoren zu bedienen”, twittert der Digital Asset Manager, Ram Ahluwalia: “Es richtet sich an Institutionen.” Anders als bei traditionelle Kryptobörsen braucht man Drittparteien, um zu investieren: allen voran “Banken und Kryptoverwahrer.” Kryptoinvestor Austin Campbell meint dazu: “Es ist die nächste Version von Blockchain, aber ohne Krypto, was eigentlich in diesem Fall heißt: Blockchain, aber Blockchain ist nicht erlaubt. Das ist für mich das Äquivalent, als würdest du ein Pferd nutzen, um dein Auto zu ziehen, anstatt die Innovation der Automobilität zu begrüßen.”