Die größte Vermögensverwaltung der Welt, Blackrock, hat einen Bitcoin-ETF-Antrag bei der amerikanischen Börsenaufsicht eingereicht. Wenn auch vorerst als Bitcoin Trust aufgesetzt, soll dieser nachgelagert als Bitcoin-Spot-ETF herausgegeben werden. Für die Verwahrung der Kryptowährung hat man Coinbase ausgewählt. Gleiches gilt für die Marktpreisdaten, die von der amerikanischen Kryptobörse kommen sollen.
Bitcoin-ETF-Antrag ist keine Überraschung
Dass Blackrock schon länger an Krypto-Produkten arbeitet, ist kein Geheimnis. Für institutionelle Investoren hat man bereits im vergangenen Jahr einen Bitcoin Trust gemeinsam mit Coinbase aufgesetzt. Auch hat man bereits einen Blockchain und einen Metaverse ETF herausgegeben, um über Aktiengesellschaften Partizipationsmöglichkeiten für ein breites Publikum zu schaffen. Zudem investiert der Vermögensverwalter aktiv in verschiedene Krypto-Unternehmen wie Circle oder Marathon Digital Holdings.
Dass man als größter Herausgeber von ETFs auch einen Bitcoin ETF haben möchte, erscheint daher mehr als schlüssig. Zumal der CEO, Larry Fink, ein großer Fan der Tokensierung ist. Das mag zwar unmittelbar nicht viel mit einem Bitcoin ETF zu tun haben, zeigt aber sehr wohl, dass man sich intensiv mit der Blockchain-Technologie auseinandergesetzt hat. Entsprechend glaubwürdig erscheinen die Aussagen der Insiderquelle, dass die Antragsstellung für einen Bitcoin ETF in vollem Gange ist.
Blackrock: Eine andere Nummer als die Winklevoss-Brüder
Seit vielen Jahren beißen sich unterschiedlichste Vermögensverwalter an der Wertpapieraufsicht SEC die Zähne aus, wenn es um Bitcoin-ETF-Anträge geht. Bislang wurden alle Anträge, die einen “richtigen” Bitcoin ETF anstreben, abgelehnt. Zwar gibt es bereits Future-basierte Bitcoin ETFs in den USA. Von denen ist allerdings nicht viel zu halten. Ein Bitcoin Spot ETF für die breite Masse verspricht signifikante Mittelzuflüsse in die Kryptowährung. Wie im Jahr 2004 beim Gold möchte daher jeder der erste sein, der die Genehmigung von der SEC erhält.
Dass nun der mächtige und politisch gut vernetzte Vermögensverwalter einen Bitcoin-ETF-Antrag stellt, macht einen Unterschied, auch wenn es streng genommen keinen geben dürfte. Soll bedeuten, dass man bei Blackrock davon ausgehen kann, dass der Antrag regulatorisch absolut wasserdicht ist. Auch gehört mehr Chuzpe dazu, einen Antrag von Blackrock abzulehnen als beispielsweise einen von den Winklevoss-Brüdern, die bereits im Jahr 2013 einen ersten Bitcoin-ETF-Antrag gestellt haben.
Gary Gensler und SEC unter Druck
Für die SEC kommt der Antrag zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Schließlich ist die Aufsichtsbehörde und ihr Vorsitzender Gary Gensler heftigen Gegenwind aus der Krypto-Industrie ausgesetzt. Sich nun zusätzlich mit Blackrock anzulegen und damit noch mehr Ärger auf sich zu ziehen, weil man eine Bitcoin-ETF-Ablehnung nicht ausreichend begründen kann, wäre politisch nicht klug für die Behörde. Zumal Bitcoin laut den letzten Aussagen von SEC-Chef Gensler fein aus dem Schneider ist und kein Wertpapier darstellt, sondern eine Commodity. Entsprechend dürfte die aktuelle „Krypto-Wertpapier-Debatte“ streng genommen keinen Einfluss auf Bitcoin als ETF-Basiswert haben.
Fraglich ist, wie die SEC die Zusammenarbeit mit dem Partner Coinbase bewertet. Auf der einen Seite befindet sich die SEC in einem schweren Rechtsstreit mit der Kryptobörse. Auf der anderen Seite handelt es sich um die größte Kryptobörse der USA und die erste Adresse für institutionelle Investoren. Indem Blackrock Coinbase das Vertrauen ausspricht, erhöht man gleichzeitig auch den Druck auf die SEC.
Fazit
Noch nie hatte ein Bitcoin-Spot-ETF-Antrag eine größere Chance auf Zulassung. Blackrock beobachtet den Markt seit vielen Jahren und wird alle Fallstricke, die bei einem solchen Antrag zu beachten sind, kennen. Als größter ETF-Manager der Welt dürften sie besser als alle anderen die Chancen für eine Zulassung einschätzen können. Ein “Nein” wird sich Gary Gensler sehr gut überlegen müssen.
Update: Bei Veröffentlichung des Artikels am 15. Juni war die Antragsstellung durch Blackrock noch nicht offiziell bestätigt. Es handelte sich, wie vermerkt, um Insiderquellen. Nur wenige Stunden später ist der Antrag dann öffentlich geworden, sodass der Artikel entsprechend am Morgen des 16. Juni angepasst wurde.