Übernehmen jetzt die Großbanken? Wie die Wall Street in der Krypto-Krise zuschlägt

Seit 2020 drängen die Großbanken in Krypto. In der Krise wittern sie ein gutes Geschäft – und manch Krypto-CEO eine Verschwörungstheorie.

Giacomo Maihofer
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Wall Street

Beitragsbild: Shutterstock

| Goldman Sachs schlägt kräftig im Krypto-Sektor zu.

Das Büffet ist eröffnet: Celsius und BlockFi – zwei große Krypto-Finanzdienstleister – stehen im Zuge des aktuellen Marktcrashs kurz vor der Pleite. Glaubt man aktuellen Medienberichten, wartet die Wall Street schon in den Startlöchern, um in der Krise günstig zuzuschlagen. Für rund zwei Milliarden US-Dollar will Goldman Sachs sich zu Ramschpreisen bei Celsius einkaufen, sollte es zur Insolvenz kommen. Der Hedgefonds Morgan Creek hat für rund 250 Millionen US-Dollar ein Auge auf BlockFi geworfen.

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Krypto und die Wall Street, das war lange eine Erzählung im Stile David gegen Goliath, inszeniert mit dem Verve eines Shakespeareschen Drama. Die Fronten waren klar. Banker böse, Krypto gut. Und Vice Versa. Bis 2020 ließ Goldman Sachs keine Gelegenheit aus, um Bitcoin als wertlose Spinnerei für Betrüger zu brandmarken. Dann kam 2020 der große Boom von DeFi, NFTs und Co. Und damit die Kehrtwende der Großbanken.

Hunderte Millionen für Kryptowährungen

Heute kooperiert Goldman Sachs mit FTX und Coinbase, zwei der größten Kryptobörsen, bietet Bitcoin als Investition und als Teil eines Kredits an. CEO David Solomon präsentiert sich als großer Krypto-Bulle. JPMorgan stellt ein 100-köpfiges Krypto-Team auf, setzt groß auf das Metaverse. Und der größte Vermögensverwalter der Welt, BlackRock, kauft sich für 400 Millionen US-Dollar beim Stablecoin USDC ein, dem direkten Konkurrenten von Tether, herausgegeben von Circle.

Glaubt man den Krypto-CEOs dieser Welt, dann blasen die Großbanken in der Krise zur Konterrevolution. “Die Haie der Wall Street schwimmen jetzt in Krypto-Gewässern”, erklärte der Chef von Celsius kurz nach Absturz seines Tokens, noch im Mai 2022. “Sie haben Luna zu Fall gebracht. Sie haben es bei Tether, Maker und vielen anderen Unternehmen versucht. Es geht nicht nur um uns”, sagte er. “Sie sind alle auf der Suche nach einer Schwäche, die sie ausnutzen und zerstören können”.

Auch Tether-CEO Paolo Ardoino nährt diese Verschwörungserzählung auf Twitter. Hedgefonds hätten seinen Stablecoin nach dem Crash von Luna massiv geshortet, flankiert von Desinformationskampagnen gegen das Projekt, fast 16 Millionen US-Dollar an Reserven musste man in wenigen Tagen auszahlen. “Es schien wirklich von Anfang an ein koordinierter Angriff zu sein, mit einer neuen Welle von FUD, Troll-Armeen, Clowns und so weiter.”

Die einfache Wahrheit könnte aber auch sein: Celsius und Co. haben sich mit ihrem Angebot immer höherer Zinsen massiv verzockt, sind gierig geworden. Die Ironie ist unverkennbar: Die selbsternannten Retter vom Joch der Banken müssen nun selbst gerettet werden, von ihren eigenen Feinden.

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