Ein Kommentar So kann Europa von der harten Krypto-Regulierung in den USA profitieren

Die USA gehen hart gegen den Krypto-Sektor vor. Die Europäische Union könnte das als Chance nutzen. Doch wird sie es auch?

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Shutterstock

| Bitcoin bekommt einen eigenen Lobbyverband in Europa

Die USA gehen aktuell sehr hart gegen den Krypto-Sektor vor. Klagen gegen Krypto-Unternehmen wie unter anderem Kraken werden eingereicht, lang ersehnte Lizenzen wie bei Paxos verwehrt und Banken wie Signature unter Druck gesetzt, keine Geschäftsbeziehung mit Krypto-Unternehmen einzugehen. Inzwischen kann man von einer konzertierten Aktion von US-Finanzministerium, US-Notenbank und US-Wertpapieraufsicht gegen den Krypto-Sektor sprechen.

MiCA als Vorteil?

Bislang sah es so aus, dass Überregulierung vor allem ein Problem innerhalb der Europäischen Union sei, während die USA Innovation eher gewähren lassen. Immer wieder haben teils absurde Anträge – man denke hier nur an das angedachte Proof-of-Work-Verbot in den MiCA-Verhandlungen – in Brüssel den Krypto-Sektor zittern lassen. Die Worst-Case-Szenarien konnte man bislang aber abwenden.

Sicherlich sind einige Regulierungsvorhaben in der EU überzogen, ein Beispiel wären übertriebene Meldepflichten für Krypto-Transaktionen, doch haben sie bislang nicht zu einem Exodus oder einer Tot-Regulierung geführt. Natürlich muss man an dieser Stelle vermerken, dass MiCA erst nächstes Jahr in Kraft treten wird und man dann auch erst mit den Konsequenzen vollends konfrontiert wird. Zumal mit weiteren Anpassungen und Ergänzen bei der MiCA-Verordnung zu rechnen ist.

Eine Frage, die sich aus der aktuellen Situation jedoch ergibt, ist, ob Europa und insbesondere die EU von der Situation in den USA profitieren können?

Kann die Europäische Union ihre Krypto-Wettbewerbsfähigkeit ausbauen?

Mit der MiCA verfügt die EU über eine regulatorische Klarheit, wie sie die USA noch nicht haben. Zumal der Protektionismus in den USA gerade besonders stark durchschlägt und Unternehmen wie Binance trifft. Es scheint, als würden die USA gegen Unternehmen, die nicht ihren Hauptsitz in den USA haben, besonders hart vorgehen. Wenn die EU eine Klarheit bieten kann, die es aktuell nicht in den USA gibt, dann könnte dies als Wettbewerbsvorteil dienen.

Auch die nervraubende Diskussion bei der US-Wertpapieraufsicht SEC, ob bestimmte Kryptowährungen oder Krypto-Dienstleistungen wie beispielsweise Staking unter ihre Aufsicht und Gesetzgebung fallen, führt zu einer permanenten Verunsicherung der Branche. Neben der EU könnten vor allem Großbritannien, Dubai, Singapur und die Schweiz davon profitieren.

Mangelnder Mut für Krypto

Ob die EU ihre Chance nutzen wird, steht auf einem anderen Blatt. Schließlich ist man stark davon beeinflusst, was in den USA passiert, auch wenn man das in Brüssel nicht zugeben mag. Soll bedeuten: wenn in den USA hart gegen den Krypto-Sektor vorgegangen wird, dann wird man in der EU nicht auf die Idee kommen, eine Krypto-Laissez-faire-Haltung zu propagieren.

Die Chance, jetzt in der aktuellen Phase Offenheit gegenüber Krypto-Dienstleistungen zu signalisieren, wäre die Aufgabe europäischer Politiker und Behördenvertreter. Leider dürfte genau das eben nicht passieren. Andere Jurisdiktionen sind besser darin, Branchen mit offenen Armen zu empfangen, gegebenenfalls sogar anzulocken, als die Europäische Union.

Passend dazu ist erst vergangene Woche ein Gesetzesentwurf des EU-Parlaments veröffentlicht worden, der Banken in der EU eine restriktive Handhabung für Krypto-Dienstleistungen und Geschäftsbeziehungen zu Krypto-Unternehmen vorschreiben soll.

Harte Hand und institutionelle Adoption

Auf den ersten Blick mögen solche Vorhaben negativ für den Krypto-Sektor sein. Auf der anderen Seite darf man aber nicht vergessen, dass der größte Hemmschuh für die institutionelle Adoption regulatorische Unklarheit ist. Das gilt für die USA und EU gleichermaßen. Dies ist auch einer der Gründe, warum viele Banken noch sehr zurückhaltend in der Krypto-Adoption waren.

Wenn die Behörden nun Fakten schaffen, auch wenn sie hart sein mögen, so können sie am Ende zur entscheidenden Sicherheit für die institutionellen Akteure führen. Mit Blick auf den Bitcoin-Kurs könnte man also sagen, dass es besser ist, harte Vorgaben zu haben als keine, weil bei letzterem Fall das große Geld der institutionellen Player ausbleibt.

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