Es gibt nur wenige Banken in den USA, die Krypto-Unternehmen eine Geschäftsbeziehung anbieten und ihnen einen Zugang zum Zahlungsverkehr gewähren. Im Zuge des Krypto-Winters sind die beiden prominentesten Banken mit Krypto-Exposure, Silvergate und Signature Bank, in Schieflage geraten. Dieser Umstand wird nun als Anlass genommen, um Banken eindringlich vor Krypto-Geschäftsaktivitäten zu warnen.
So diskriminiert die US-Regierung die Krypto-Branche
Die amerikanische Notenbank, das US-Finanzministerium und weitere staatliche Institutionen haben bereits in mehreren Statements Banken davor gewarnt, sich auf Kundenbeziehungen mit Krypto-Unternehmen einzulassen. Auf öffentlichen Druck hin gab die Signature Bank bekannt, ihre Krypto-Einlagen um die Hälfte zu reduzieren. Die Metropolitan Commercial Bank ging sogar noch einen Schritt weiter und gab die Komplettschließung ihrer Krypto-Dienste bekannt.
Das Hochskalieren seitens der Biden-Regierung wird im Netz bereits als Operation Choke Point 2 bezeichnet. Die Betitelung stammt aus der Obama-Zeit und bezeichnet das gezielte Vorgehen der US-Regierung gegen unerwünschte Branchen wie eben Glücksspiel- oder Pornoindustrie, indem Unternehmen der Zugang zu Bankdienstleistungen erschwert wird.
Es bleibt nicht nur bei Warnungen
Neben den öffentlichen Warnungen an Banken, lieber die Finger von Krypto zu lassen, sorgen auch Ermittlungen wie sie gegen die Silvergate Bank laufen als Abschreckung für traditionelle Finanzinstitute. Ein weiteres Druckmittel liegt in dem Ignorieren von Lizenzanträgen. Trotz vorläufiger Zusage im April 2021 ließ man beispielsweise den Lizenzantrag vom Stablecoin-Unternehmen Paxos nach 18-monatiger Frist ins Leere laufen.
Gleichzeitig hat die US-Wertpapieraufsicht SEC die Krypto-Börse Kraken dazu gezwungen, ihren Staking-Service einzustellen. Auch Coinbase CEO Brian Armstrong äußerte auf Twitter seine Sorge, die SEC gehe gezielt gegen einzelne Dienste wie Staking vor. Sogar aus den eigenen Reihen kommt Kritik gegen das harte Vorgehen der US-Regierung auf. So bezeichnete die SEC-Kommissarin Hester Peirce den Anti-Krypto-Kurs als „einen nicht effizienten und fairen Weg“.
Nicht nur Banken und Krypto-Dienstleister sollen von den Maßnahmen betroffen sein. Auch regulatorisch aufgeschlossene US-Bundesstaaten wie Wyoming soll – bislang handelt es sich hierbei nur um ein unbestätigtes Gerücht – nahegelegt worden sein, Abstand zur Branche zu nehmen.
China lässt grüßen
Bei dem Vorgehen der US-Regierung gegen Krypto fühlt man sich ein wenig an den FinTech Crackdown in China erinnert, als Alipay und Tencent an die Kandare genommen wurden. Die aktuelle Schwäche der Industrie scheint als Anlass genommen zu werden, um Tabula Rasa zu machen. Im Schatten des FTX-Skandals hat sich die Regierung selbst einen Freifahrtschein ausgestellt, um „Law and Order“ ganz nach ihrem Geschmack im Kryptosektor walten zu lassen.
Vorsichtig formuliert entsteht der Eindruck, dass die US-Regierung in Teilen auch die Interessen der Wall Street vertritt. Krypto-Dienstleister und kleine Banken, die die traditionelle Finanzindustrie herausfordern, werden zugunsten der Wall-Street-Institute benachteiligt. Während sich Goldman Sachs, J.P. Morgan, Bank of America, Blackrock und Fidelity Stück für Stück in den Sektor einkaufen und eigene Krypto-Dienstleistungen entwickeln, werden die ursprünglichen Innovatoren und First-Mover verdrängt.
Kryptowährungen in den USA: Wie könnte es weitergehen?
Eine Vermutung könnte sein, dass es in diesem Jahr zu einem Krypto-Crackdown in den USA kommt, der schleichend in eine Neuöffnung übergeht. Soll bedeuten, dass erst einmal Fiatgateways und Krypto-Exposure von US-Banken unter Druck geraten, um anschließend in neuem regulatorischem Gewand und mit neuen Akteuren wie insbesondere der Wall-Street-Clique einen amerikanisch geprägten Krypto-Sektor 2.0 zu starten.
Man kann jedenfalls nur hoffen, dass es sich aktuell um eine temporäre Überreaktion der US-Regierung handelt, die sich in den kommenden Monaten wieder normalisiert, sobald gemäßigte Stimmen die Deutungshoheit zurückerlangen.