Silvergate und Signature Bank Krypto-Banken in Schieflage: Wie gefährlich ist die Situation?

Zwei für den Kryptosektor wichtige Banken, Silvergate Capital und Signature Bank, sind in Schieflage geraten. Warum die Situation so gefährlich ist und was im Ernstfall passieren könnte.

Sven Wagenknecht
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Wasserhahn tropft

Beitragsbild: Shutterstock

| Den Krypto-Banken geht immer mehr die Liquidität aus

Damit Krypto-Börsen und andere Dienstleister aus dem Web3-Sektor in der Lage sind, Fiatzahlungen abzuwickeln, braucht es Banken. Das Problem dabei: Nur sehr wenige Banken in den USA sind dazu bereit, mit dem Krypto-Sektor Geschäfte zu machen. Vor allem die Silvergate und Signature Bank kommen in den USA für einen Großteil der Fiat-Transaktionen und Einlagen im Web3 auf. Dieser Umstand könnte nun zu einem Risiko werden, da diese selbst in Bedrängnis geraten sind.

Bank Run bei Silvergate

Im Zuge des Krypto-Winters und des FTX-Skandals kam es zu einem Bank Run bei der Silvergate Bank. Im vierten Quartal zogen Kunden rund 8,1 Milliarden US-Dollar von den ehemals 14,3 Milliarden US-Dollar an Kundengeldern ab. Gleichzeitig ist Silvergate von den Konkursen im Sektor betroffen, ergo Kunden, die nicht mehr in der Lage sind, ihre Verbindlichkeiten zu bedienen.

Das Ergebnis ist ein Verlust von über einer Milliarde US-Dollar im vierten Quartal 2022 und ein Stellenabbau von rund 40 Prozent der Belegschaft. Als wäre das noch nicht genug, sorgen nun Untersuchungen im Fall von FTX für eine große Verunsicherung. So wird aktuell geprüft, inwiefern Silvergate als Zahlungsdienstleister von FTX eine Mitverantwortung am Skandal trifft. Der Vorwurf: Silvergate habe keine ausreichenden Prüfungen und Meldungen im Fall FTX abgegeben. Im Ernstfall droht der Entzug der Banklizenz, sodass viele der Kunden wie Coinbase oder Binance gezwungen wären, auf alternative Bankpartner umzusteigen – kein leichtes Unterfangen.

Auch wenn die Signature Bank, zumindest auf den ersten Blick, weniger in den Skandal involviert ist, hat sie mit den ähnlichen branchenspezifischen Problemen, insbesondere Mittelabflüsse, zu kämpfen.

Krypto-Banken geraten in Knechtschaft

Um Spill-Over-Effekte zu vermeiden und die Sicherheit der Bankeinlagen zu gewährleisten, kam es zu einer Rettung der Krypto-Banken durch die amerikanischen Einlagensicherungssysteme. Durch die Federal Home Loan Banks, ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von rund 8.100 Banken in den USA, wurden Rettungsgelder von rund 13 Milliarden US-Dollar an die beiden Banken bereitgestellt.

Derartige Hilfskredite sind allerdings an Bedingungen geknüpft, die in der Regel zu starken Einschränkungen in der Entscheidungsfreiheit führen. Wie diese genau aussehen, ist noch unklar. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass sich diese gut mit den Krypto-Ambitionen der Banken vertragen.

Krypto: So unattraktiv wie nur möglich

Diese voraussichtlichen Restriktionen passen gut in das Gesamtbild, das aktuell Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt gegenüber dem Kryptosektor zeichnen. Die Forderungen nach härteren Auflagen dürften weiter dazu führen, dass das Krypto-Geschäft für die Banken so unattraktiv wie nur möglich gemacht wird. Hohe Eigenkapitalanforderungen und bürokratische Compliance-Vorschriften führen nicht gerade dazu, dass die Kosten für Krypto-Dienstleistungen sinken.

Man könnte vermuten, dass die Behörden dadurch systemische Risiken durch Kryptowährungen vermeiden wollen. Dies geht auch auf eine aktuelle, gemeinsame Aussage der US-Notenbank und des US-Finanzministeriums zurück, wo es heißt, dass man das Bankensystem von Krypto-Risiken freihalten möchte.

Schließlich besteht durch die Isolation des Krypto- zum traditionellen Bankensektor keine nennenswerte Ansteckungsgefahr für den traditionellen Finanzsektor. Die Kypto-Banken, Börsen und sonstigen Dienstleister sind weitestgehend unter sich geblieben, sodass es nicht zu Effekten wie in der Finanzkrise 2008 kommen kann.

Fiatgateway in Gefahr?

Angesichts des großen Drucks von außen gab auch die Signature Bank bereits bekannt, dass sie ihren Anteil an Krypto-Exposure auf weniger als 15 Prozent in der Bilanz reduzieren möchte. Dazu hat sie bereits Fiat-Transaktionen auf Binance eingeschränkt. Ab dem 1. Februar werden nur noch Transaktionen ab 100.000 US-Dollar über das SWIFT-Netzwerk für Binance-Kunden abgewickelt.

Dieses Beispiel zeigt, wie abhängig der Krypto-Sektor von einer Handvoll Banken ist. Sollten diese ausfallen, weil sie ihre Lizenz verlieren, in Schieflage geraten oder regulatorisch gezwungen sind, ihre Krypto-Dienste einzuschränken, dann wäre dies ziemlich verheerend für alle in den USA operierenden Kryptodienstleister. Ohne die sogenannten Fiatgateways beziehungsweise On-and-Off-Ramps, sprich die Möglichkeit klassische Fiatgeldgeschäfte- und Transaktionen zu machen, wäre das Geschäftsmodell der Krypto-Unternehmen in Gefahr.

Fazit

Dass es zu einem regelrechten Zusammenbruch der Krypto-Banken kommt beziehungsweise, dass diese nicht mehr ihre wichtigen Bankdienstleistungen für Krypto-Unternehmen anbieten können, ist unwahrscheinlich. So streng die Behörden gegenüber Krypto auch eingestellt sein mögen, ist es nicht in deren Interesse, dass die USA ins internationale Hintertreffen geraten. Kontrollieren, anstatt verbieten lautet die US-Devise, wie sie größtenteils auch in Europa gefordert wird.

Zumal traditionelle Banken die Schwäche der Krypto-Industrie und bestehenden Krypto-Bankanbieter ausnutzen könnten. Schließlich sind die Margen im Kryptosektor sehr hoch und nicht jede Bank ist per se gegen Kryptowährungen. Sobald sich das schlechte Image der Branche etwas erholt hat und es wieder „salonfähiger“ geworden ist, mit Kryptowährungen zu hantieren – und wenn es nur durch die Tokenisierung von Real World Assets ist –, dürften sich weitere Banken für die Krypto-Industrie öffnen.  

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