NGRAVE ZERO Kann diese Krypto-Wallet im iPhone-Stil die Branche revolutionieren?

Stahlplatten und ein iPhone3 für 500 Euro? BTC-ECHO hat die angeblich sicherste Krypto-Wallet aller Zeiten getestet: die NGRAVE ZERO.

Dominic Döllel
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NGRAVE

Beitragsbild: BTC-ECHO

| Die Cold Wallet sieht aus wie ein iPhone 3

Das Krypto-Jahr 2022 hat eines deutlich gemacht: “Not your Keys, not your Coins”. Nach der Terra-Implosion und dem darauffolgenden Dominoeffekt war der Zusammenbruch des FTX-Ökosystems die Krönung des Krisenjahres. Dass der Krypto-Sektor aus den fatalen Fehlern lernt, zeichnet sich bereits jetzt ab. Investoren ziehen ihr Kapital von zentralisierten Drittanbietern in die Selbstverwahrung. Laut Binance-CEO Changpeng Zhao sogar ein Menschenrecht

Der belgische Wallet-Anbieter NGRAVE setzt dieses sogenannte “Menschenrecht” in die Tat um. “Besitze, was dir gehört”, heißt das Leitmotiv. Das Vorzeigeprodukt: ZERO. Die Cold Wallet soll die Branche “noch sicherer und noch kälter” machen. Wir haben die Wallet für euch getestet.

NGRAVE Wallet: Ein iPhone 3 Remake?

Der erste Gedanke: Fühlt sich an wie ein iPhone 3. Verpackt ist das Gerät in einer kleinen Box. Zwei schwere Stahlplatten für die Private Keys sind mit dabei. Kostenpunkt: 498 Euro. Bezahlen kann man mit Fiat und natürlich Krypto. Als ich das Gerät anschalte, “defrosted” die Cold Wallet. Zugegeben: Die Witze sind ja schön und gut. Aber ich will wissen, was wirklich unter der Haube steckt. 

Die Erstinstallation ist dank der Anleitung idiotensicher. Mithilfe eines QR-Codes überprüfe ich, ob meine Wallet bereits mit Schadsoftware kontaminiert ist. Das Fazit: “Dein ZERO ist sicher.” Doch dann das erste Problem: Entweder mein Zeigefinger ist zu groß oder der Fingerabdrucksensor zu klein. Egal, nach zehn Fehlversuchen gebe ich auf und benutze meinen Ringfinger. Es klappt sofort. Damit ist auch meine Frage beantwortet.

Beim Aufsetzen der Wallet bin ich aufgeregt. Zuvor habe ich alle elektronischen Gegenstände aus dem Raum entfernt: Sicher ist sicher. Dann leuchten auf einmal lauter Zahlen und Nummern auf dem Bildschirm. Bin ich jetzt in der Matrix? Die “orange Pille” habe ich ja schon geschluckt. Ich frage nach. 

Der NGRAVE-Mitgründer, Ruben Merre, erklärt mir, dass die Wallet “ohne einen vorher aufgezeichneten Seed hergestellt” wird. Dieser Prozess der Wallet-Generierung sei einmalig. ZERO verwende mehrere “Quellen der Zufälligkeit, die es unmöglich machen, den Seed vorher zu erfahren.” Kurzum: Meine Wallet generiert also keine 24 Wörter, sondern spuckt 64-Bit-Hexadezimalzeichen aus.

Da beißen sich Einbrecher die Zähne aus

Diesen Private Key graviere ich in die mitgelieferte Stahlplatte. Zwischendurch fragt mein Opa, was das für ein Lärm sei. Euphorisch schwafle ich was von “Don’t trust, verify”, “Banking the unbanked” und “Self Custody”. Er schüttelt den Kopf, murmelt “Nur Bares ist Wahres” und kramt seinen Geldbeutel aus der Hosentasche. Nach circa 20 Minuten bin ich fertig. Jetzt kann nichts mehr meine Wallet-Schlüssel vernichten, keine Überschwemmung, Korrosion oder Erschütterung. Nur bei Feuer – heißer als 1.375 °C – wird die Platte wortwörtlich weich.

Auf dieser löchrigen Stahlplatte ist mein Wallet-Schlüssel eingraviert. Um den Private Key zu lesen, braucht man aber das Gegenstück I Quelle: BTC-ECHO

Doch damit nicht genug. Es gibt ein exklusives Sicherheits-Feature: Die Stahlplatte besteht nämlich aus zwei Teilen. Das eingravierte Muster kann nur mit der zweiten, einzigartigen Stahlplatte gelesen werden. Sollte ein Einbrecher also die gravierte Seite in seine Schmutzfinger bekommen, braucht er noch immer das Gegenstück, um meine Bitcoin zu stehlen. Voraussetzung dafür: Der Dieb kennt sich mit Krypto aus. So sicher habe ich mich noch nie gefühlt.

(Noch) kein Bitcoin Lightning

Im sechsten Schritt passe ich mein Dashboard an. Ich wähle neben Bitcoin noch Ethereum und Dogecoin aus.

Die Transaktion läuft über das langsame Bitcoin-Hauptnetzwerk und kostet hohe Gebühren I Quelle: BTC-ECHO

Anschließend sende ich 3.000 Sats über meine “Wallet of Satoshi” an ZERO. Da die Transaktion über das Mainnet läuft, sind die Gebühren hoch. Insgesamt zahle ich 4 US-Dollar. Einige Zeit später taucht eine Benachrichtigung in meiner mit der Cold Wallet verbundenen App auf: “0,00003 BTC erhalten”. Mit dem Lightning-Netzwerk wäre das deutlich effizienter.

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Dem stimmt auch der Mitgründer zu: “Wir sehen das Potenzial der Integration von Wallets wie Electrum oder Specter, die es ermöglichen, eigene Knoten und Lightning-Kanäle einzurichten.”

Danach lösche ich das Gerät. Ich will wissen, ob sich ZERO mit den Private Keys wiederherstellen lässt. Dafür verwende ich die codierte Stahlplatte. Feinstarbeit ist gefragt, sonst ist mein Geld weg. Ich überprüfe nochmal alles und drücke auf “Weiter”. Trommelwirbel bitte: Es hat geklappt. Ich bin zufrieden. Die Wallet funktioniert einwandfrei.

Ein neuer Wallet-Standard ist teuer

NGRAVE hebt den Standard tatsächlich auf ein noch sicheres Niveau. Denn: “ZERO ist das einzige Finanzprodukt, das ein EAL7-zertifiziertes Betriebssystem benutzt”, wie es auf der Website heißt. Zum Vergleich: Die populäre Konkurrenz, Ledger, verlässt sich noch auf ein EA5+-System. Was das bedeutet? Irgendwas mit Sicherheit und Evaluation Assurance Level. Kurzum: Je höher die EAL-Nummer, desto höher die Vertrauenswürdigkeit der geprüften Sicherheitsleistung. 

Für hochauflösende Panoramabilder ist die Kamera nicht zu gebrauchen. Dafür scannt die Linse QR-Codes I Quelle: BTC-ECHO

Einen digitalen Angriffsvektor gibt es bei ZERO nicht. Da die Wallet nur über QR-Codes kommuniziert, erfolgt keine physische Interaktion mit anderen Endgeräten. Dafür gibt es sogar eine extra eingebaute Kamera. Die Cold Wallet vereint damit Sicherheit und Komfort. Durch die einfache Bedienung ist das Gerät zudem für jeden Investor geeignet, egal ob Anfänger oder Experte. Dennoch: Die vielen Vorteile haben ihren Preis – und ich besitze bereits eine Cold Wallet. Mit 500 Euro stacke ich lieber Sats.

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