Vor einem Jahr, als Facebook mit der Umbenennung zu Meta einen Imagewandel in Gang setzen wollte, sorgte die Idee vom Metaverse für viel Wirbel. Von Traumfabriken war die Rede, virtuelle Welten sollten entstehen – verlockende Aussichten in einer Lockdown-geprägten Zeit. Was davon aber bislang realisiert wurde, ist mager. Auch die Nutzerzahlen von Decentraland zeigen: im Blockchain-Metaverse herrscht gähnende Leere.
Kaum was los in Decentraland
“Testen Sie die Grenzen Ihrer Vorstellungskraft” – der Werbespruch trifft zu, aber wohl anders als von den Decentraland-Entwicklern gemeint. Wie viel Geld Investoren für ein virtuelles Stück Land in Decentraland in die Hand nehmen, mag die Vorstellungskraft schon mal sprengen. Etwa die 913.000 US-Dollar, die für ein virtuelles Grundstück in der Fläche von zehn Fußballfeldern gezahlt wurden.
Bei den Nutzerzahlen bleiben die Grenzen der Vorstellungskraft aber unangetastet. Gerade mal 23 Nutzer tummeln sich im Decentraland aktuell herum, 516 sollen es laut Dappradar in den letzten 30 Tagen gewesen sein: im Schnitt 17 am Tag.
Selbst wenn nur solche Nutzer gezählt werden, die auch mit dem Smart Contract agieren – zum Beispiel Items traden – und dapp.com auf immerhin 280 Nutzer am Tag kommt: die Zahlen liegen weit unter den Erwartungen. Und auch unter dem Marktwert.
Völlig überbewertet?
1,2 Milliarden US-Dollar bringt die Marktkapitalisierung der Decentraland-Kryptowährung MANA auf die Waage – nur The Sandbox ist von den Metaverse-Projekten aktuell etwas größer. Aufgebläht wurde die Marktkapitalisierung aber weniger durch die 23 aktiven Avatare. Vor allem medienwirksame Investitionen von Unternehmen, die sich ein digitales Standbein in der virtuellen 3D-Welt aufbauen wollten, ließen das Interesse von Kleinanlegern an der Kryptowährung steigen.
Samsung hat bereits eine Filiale eröffnet, JPMorgan eine Lounge, Barbados eine Botschaft und auch der Times Square ist bereits in Decentraland gelandet: Von außen sah es so aus, als würde das Blockchain-Metaverse einer der virtuellen Knotenpunkte werden, an dem Kultur, Konsum und Soziales verschmelzen.
Zumindest bislang kann Decentraland diese Erwartungen aber nicht erfüllen – und damit auch nicht die von Investoren. Von denen der Gamer ganz zu schweigen.