Chance für das Web3?  Goldman Sachs, Blackrock und Coinbase: Das sind die Folgen der Entlassungswellen

Es vergeht keine Woche ohne Personalentlassungen. Von Coinbase und Crypto.com über Goldman Sachs und Blackrock trifft es die gesamte Finanzbranche. Warum die Stellenkürzungen auch positive Effekte auf den FinTech- und Krypto-Sektor haben können.

Sven Wagenknecht
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Entlassungswelle

Beitragsbild: Shutterstock

| Die Entlassungswelle hält an. Tausende Menschen haben bereits ihren Job im Finance- und Web3-Bereich verloren

Auch im Jahr 2023 gehen die Entlassungswellen im Finanzsektor ungebremst weiter. Dabei sind es nicht nur die FinTechs und Krypto-Unternehmen, die sich von Personal trennen, sondern auch die traditionellen Finanzplayer. So gab die größte Vermögensverwaltung der Welt, Blackrock, vor wenigen Tagen bekannt, dass 500 Stellen gestrichen werden sollen. Auch die Investmentbank Goldman Sachs sieht sich dazu gedrängt, 3.200 Stellen abzubauen – die größte Kündigungswelle in ihrer Geschichte.

Sicherlich kann man bei diesen traditionellen Finanzgiganten nicht wirklich von einer Notlage sprechen, eher von einer gesunden Anpassung. Anders bei den FinTechs und Krypto-Unternehmen. Mit Ausnahme von Binance gab es bei vielen schon eine zweite oder gar dritte Runde an Entlassungen. Besonders präsent ist hier die Meldung von Coinbase. Der US-Krypto-Broker hat im Januar bekannt gegeben, noch einmal 20 Prozent der Belegschaft, rund 950 Personen, zu entlassen.

Überkapazitäten durch mangelndes Krypto-Handelsvolumen

Durch das geringere Handelsvolumen beziehungsweise geringere Aktivität lassen sich durchaus einige Stellen einsparen, ohne, dass das Kerngeschäft und die Unternehmensentwicklung davon betroffen sind. Dies trifft beispielsweise auf Support-Stellen zu. Bei dieser Stellenabbau-Orgie sind allerdings auch Stellen betroffen, die obligatorisch für einen schnellen Ausbau der Produkte sind. Folglich führen die Entlassungen dazu, dass weniger Projekte umgesetzt werden.

Auf der anderen Seite besteht darin auch die Chance, sich neu zu fokussieren und sich auf die Geschäftsfelder zu konzentrieren, die das größte Potenzial besitzen. Der gestiegene Druck, profitabel zu arbeiten hat sowohl positive als auch negative Seiten.

Im Boom-Jahr 2021 kann rückblickend konstatiert werden, dass die mangelnde Fokussierung auf eine zeitnahe Monetarisierung zu Pervertierungen im gesamten Sektor geführt hat. Durch den Stellenabbau ist das Management nun gezwungen, im Eiltempo über seine Fehler und die Unternehmensvision zu reflektieren.

Aus Tankern werden wieder Speedboote

Aus den ehemaligen Start-ups sind regelrechte Konzerne in den Wachstumsjahren 2020 und 2021 geworden. Der Kostenapparat ist dabei nicht wenigen Krypto-Unternehmen entglitten, sodass sich das Input-Output-Verhältnis respektive die Produktivität zunehmend verschlechtert hat. Schließlich ist es nicht plausibel, dass die zahlreichen Neueinstellungen direkt effizient eingesetzt wurden – Stichwort: Einarbeitungszeit und Etablierung neuer Organisationsstrukturen.

Eine Reduzierung des Personalapparates kann eine Organisation also auch wieder agiler und flexibler machen, um sich effizienter den Marktgegebenheiten anzupassen. Auf der anderen Seite können die Krypto-Projekte, die Personalbedarf haben, wieder schneller und günstiger neues Personal finden. So war es gegen Ende des Krypto-Hypes 2021 kaum noch möglich, kompetente Mitarbeiter mit vertretbaren Gehaltsvorstellungen zu finden.

Die Talent-Explosion

Das Freiwerden von Talent gehört vielleicht zu den positivsten Effekten, die in einer Krise auftreten. Gerade im Finanzwesen und Dienstleistungsbereich ist der primär limitierende Faktor der Mensch und nicht Rohstoffe oder Maschinen. Wenn nun Tausende von klugen Köpfen wieder Kapazitäten für neue Projekte haben, können dadurch mehr denn je die Innovationen von morgen entstehen.

Dies gilt insbesondere für Menschen, die aus dem traditionellen Finanzsektor in den Start-up-Sektor wechseln. Allein von den 3.200 Goldman Sachs Mitarbeitern, die für gewöhnlich eine exzellente Ausbildung sowie Netzwerk mitbringen, werden sich einige dazu entscheiden ein Start-up zu gründen respektive bei einem anzufangen. Ein anderes Beispiel wäre die Credit Suisse, die bis zum Jahr 2025 insgesamt 9.000 Stellen streichen möchte.

Wenn allein nur 10 Prozent davon im DeFi-Bereich landen oder sich mit der Tokenisierung von Assets auseinandersetzen, ist dies extrem vielversprechend für den nächsten Innovationszyklus in der Krypto-Ökonomie.

Neustart als Chance für das Web3

Der berufliche Neustart ist also nicht nur eine Chance für die entlassenen Menschen, sondern auch für andere Branchen, die von deren Talent profitieren. Auch wenn durch die aktuelle Situation nicht alle gekündigten Mitarbeiter von Finanz- sowie Krypto-Unternehmen direkt wieder eine Anstellung finden, wird auch diese Übergangszeit vorbeigehen.

Gerade im Kryptosektor arbeiten viele Menschen aus Überzeugung. Die meisten werden auch weiterhin im Web3 tätig bleiben wollen, anstatt zu einem verstaubten traditionellen Finanzplayer zu gehen. Im Fintech-Sektor stehen wir damit vor der größten Umverteilung seit Jahren, nicht in Bezug auf Kapital, sondern in Bezug auf Talent.

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