Die Erholung im Krypto-Sektor nahm in der abgelaufenen Handelswoche weiter an Fahrt auf und sorgte für einen Kursanstieg der Krypto-Leitwährung Bitcoin (BTC) auf ein neues Jahreshoch bei 31.443 US-Dollar. Damit stemmte sich die größte Kryptowährung gegen eine Kurskonsolidierung an den US-Aktienmärkten. Der Technologieindex Nasdaq100 verbuchte mit -1,4 Prozent den ersten Rückgang auf Wochenbasis seit Mitte April. Primär dürften sich weitere Beantragungen von Bitcoin Spot-ETFs durch die Fonds-Anbieter WisdomTree und Invesco positiv auf die Kursentwicklungen von Bitcoin und Co. ausgewirkt haben. Dass zudem Fed-Chef Jerome Powell bei seiner jährlichen Befragung durch den Senat Stablecoins als eine Art des Geldes würdigte, ist ebenfalls positiv zu werten. Mit seiner Aussage stellt sich der oberste US-Währungshüter gegen eine mögliche SEC-Klage, welche neben einer Regulierung des DeFi-Sektors auch Stablecoins zum Ziel haben könnte. Ebenfalls stabilisierend könnten zudem neue Aussagen des bislang eher als Krypto-feindlich agierenden internationalen Währungsfonds (IWF) interpretiert werden. Dieser sprach sich in einem neuen Statement ebenfalls gegen flächendeckende Krypto-Verbote aus. Nach den negativen News rund um die SEC-Klagewelle gegen Binance und Coinbase zur Monatsmitte, scheint sich das Blatt aktuell zu drehen, was sich in breitflächigen Kurserholungen am Krypto-Markt äußerte. Bitcoin muss seine Erholungsbewegung jedoch mit einer nachhaltigen Kursstabilisierung oberhalb der 30.000 US-Dollar Marke in dieser Woche bestätigen, um kurz- und mittelfristig neue Zielmarken auf der Oberseite anzuvisieren.
Folgende Wirtschaftsdaten werden in dieser Woche relevant
Die neue Handelswoche wird eröffnet durch Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen am morgigen Dienstag. Zur Wochenmitte folgen am Nachmittag zunächst zeitgleich mehrere Reden von den Vorsitzenden mehrerer Notenbanken. Am Abend schauen die Anleger dann erneut in Richtung USA. Die Federal Reserve Bank (Fed) gibt die Ergebnisse des jährlichen Banken-Stresstests bekannt. In der zweiten Wochenhälfte folgen die aktuellen Schätzungen um US-Bruttoinlandsprodukts. Am letzten Tag der Handelswoche schauen die Investoren schließlich auf die von der Fed viel beachtete PCE-Kerninflation in den USA.
US-Verbrauchervertrauen eröffnet die Handelswoche
Dienstag, 27. Juni 2023: Am morgigen Dienstag gibt das Conference Board (CB) um 16:00 Uhr (MEZ) die monatlichen Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen für den Monat Juni bekannt. Der Einschätzung der Privathaushalte über die konjunkturelle Entwicklung in den USA lag im Vormonat mit 102,3 über der Expertenprognose von 99,0. Aktuell ist keine klare Richtung erkennbar, lagen die Zahlen in den Vormonaten teilweise oberhalb, teilweise aber auch unterhalb der Analystenerwartungen. Für den Monat Juni prognostizieren die Marktbeobachter einen Anstieg auf 104,0. Werden die Schätzungen unterboten und liegen sogar unter den präsentierten Zahlen des Vormonats Mai, würde das die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession erhöhen. Schwache Verbraucherdaten wirkten sich in 2023 bereits mehrfach negativ auf die Kursentwicklung am Finanzmarkt aus. Ein anhaltend schwaches Verbrauchervertrauen könnte sich negativ auf die US-Aktienmärkte auswirken und auch den Krypto-Sektor temporär belasten. Wird die Prognose hingegen erreicht oder sogar überboten und Optimismus der US-Verbraucher erholt sich wieder, sollte der Bitcoin-Kurs wie zuletzt im April davon profitieren können.
Fed-Chef Powell und EZB-Vorsitzende Lagarde treten zeitgleich vor die Kameras
Mittwoch, 28. Juni 2023: Aktuell stehen die Chefs der relevanten Notenbanken nahezu wöchentlich im Rampenlicht. Am Mittwoch kommt es zu einem dreifachen Showdown. Neben US-Notenbank Chef Powell und der Vorsitzenden der Europäischen Zentralbank (EZC) Lagarde tritt auch Andrew Bailey, seinerseits Präsident der englischen Zentralbank (BOE) vor die Kameras. Alle drei dürften in ihren Reden die aktuelle Zins- und Geldpolitik ihrer Zentralbanken thematisieren und eine Einschätzung zur Inflationsentwicklung in den kommenden Monaten geben. Während Powell, bedingt durch die weiter zurückgehenden US-Verbraucherpreise, den Fokus auf die jüngste Pausierung der US-Leitzinsen legen dürfte, werden Lagarde und insbesondere Bailey weitere Zins-Schritte thematisieren. Vor allem BOE-Chef Bailey wird seine jüngste Zinserhöhung um 50 Basispunkte (erwartet waren lediglich 25 Basispunkte) begründen müssen und die zuletzt wieder steigenden Verbraucherpreise im Vereinigten Königreich ansprechen. In Anbetracht der unsicheren politischen Lage in der Ukraine, welche einen Anstieg der Weizen- und Roggenpreise zur Folge haben könnten, könnte sich die Situation am Rohstoffmarkt in den kommenden Monaten erneut verschärfen. Diese Entwicklung könnte speziell auch den Plan der EZB durchkreuzen, bei einer ihrer nächsten Leitzinssitzungen über eine Pausierung nachzudenken.
Jährlicher US-Bankenstresstest
Am Mittwochabend gibt die US-Notenbank ihre Ergebnisse zum Stresstest der Banken in den USA bekannt. In Anbetracht mehrerer Notinterventionen durch verschiedene US-Behörden zur Rettung diverser Geldhäuser in den Vormonaten wird dieser Bericht mit Hochspannung erwartet. Nur der Bereitstellung von Liquidität durch die Fed war es möglich, einen Zusammenbruch des Bankensystems abzuwenden. Die Marktteilnehmer werden daher genau schauen, wie es um die Gesundheit der mittelgroßen Banken in den USA bestellt ist. Sollten einige regionale Banken den Test nicht bestehen, ist in der Folge mit einem deutlichen Anstieg der Volatilität im US-Finanzsektor zu rechnen. Sollten weitere Gelder für das angeschlagene Bankensystem benötigt werden, könnte der US-Dollar Index DXY weiter unter Druck geraten und damit als Rückenwind auf die Kurse von Bitcoin und Co. wirken.
Bruttoinlandsprodukt in den USA
Donnerstag, 29. Juni 2023: Um 14:30 Uhr (MEZ) werden die neusten Vorabveröffentlichungen des US-Bruttoinlandsprodukts für das erste Handelsquartal in 2023 präsentiert. Zwar lagen die Vorabprognosen mit 1,3 Prozent Wachstum zuletzt wieder leicht oberhalb der Schätzungen von 1,1 Prozent, liegen jedoch weiterhin deutlich unter den finalen Zahlen vom Schlussquartal des Vorjahres. Diese fielen mit 2,6 Prozent Wirtschaftswachstum noch doppelt so hoch aus wie aktuell prognostiziert. Die neusten Schätzungen von 1,4 Prozent wurden von den Analysten immerhin zuletzt wieder leicht angehoben. Bestätigt sich die Expertenprognose oder wird sogar geschlagen, deutet dieses zumindest auf eine Stabilisierung der US-Wirtschaft hin. Sodann könnten die Marktteilnehmer diese Erholungstendenz in einer Erstreaktion positiv bewerten und weiter an ihren Aktien- und Kryptobeständen festhalten und diese womöglich sogar ausbauen. Wird die aktuelle Schätzung hingegen verfehlt, dürfte der US-Finanzmarkt negativ reagieren. Der Bitcoin-Kurs könnte in der Folge konsolidieren und an Stärke einbüßen.
PCE-Kerninflation in den USA zum Wochenschluss
Freitag, 30. Juni 2023: Am letzten Tag des Handelsmonats Juni veröffentlicht das Bureau of Economic Analysis um 14:30 Uhr (MEZ) die aktuellen Zahlen zur Kerninflation für den Vormonat Mai. Zuletzt lag die Kerninflationsrate im Monatsvergleich mit +0,4 Prozent erneut oberhalb der Expertenprognose von +0,3 Prozent. Für den Mai rechnen die Analysten mit einem weiteren Anstieg um +0,4 Prozent. Sollte die Kerninflation höher als die Expertenerwartung sein, dürften die Anleger dieses negativ bewerten, da die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinserhöhungen in den kommenden Monaten, wie bereits von der US-Notenbank Fed bei der letzten Pressekonferenz kommuniziert, zunehmen dürfte. Die Marktteilnehmer könnten sich sodann dazu entschließen, sich insbesondere von risikobehafteten Aktien- und Krypto-Postionen zu trennen. Sollte die Kerninflationsrate hingegen weniger stark gestiegen sein als von Analysten erwartet, dürfte der Finanzmarkt die Handelswoche freundlich beenden. Wie zuletzt im März gesehen, sollte der Bitcoin-Kurs von einer rückläufigen Inflationsrate profitieren.