Chainalysis Report Aufstieg und Fall dezentraler Krypto-Börsen

Die Blockchain-Analysefirma Chainalysis wirft einen Blick auf das On-Chain-Volumen dezentraler Krypto-Börsen. In so manchem Aspekt laufen Uniswap und Co. seinen zentralen Pendants heute schon den Rang ab.

David Scheider
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Uniswap

Beitragsbild: Shutterstock

| Auf dezentralen Krypto-Börsen wie Uniswap wurden im vergangenen Jahr viele Milliarden US-Dollar getradet.

Für so manchen Krypto-Jünger ist DeFi geradezu die Verkörperung des Krypto-Geistes dezentraler Finanzverwaltung. Schließlich beruht die Idee auf Krypto-Protokollen, die mithilfe von Smart Contracts Finanzgeschäfte wie Lending oder Trading automatisiert bewerkstelligen – ganz ohne Drittpartei.

So nimmt es nicht Wunder, dass DeFi im Bullenmarkt 2021 wahre Quantensprünge hingelegt hat. Auf einen Teilaspekt dieses Wachstums legt nun Chainalysis das Brennglas. Die Blockchain-Analysefirma untersucht den Sektor der dezentralen Exchanges, sogenannter DEXs auf Wachstum, Trends und Besonderheiten in Abgrenzung zu zentralisierten Exchanges (CEXs). Letzteres beschreibt klassische Bitcoin-Börsen wie Binance, Kraken und eToro.

Den Hammer vorweg: Im Frühjahr 2021 überholte das auf dezentralen Börsen gehandelte On-Chain-Volumen erstmals das auf zentralen Exchanges. Mitte des Jahres war das DEX-On-Chain-Volumen mit 230 Milliarden sogar mehr als doppelt so hoch. Dies geht aus neuen Daten von Chainalysis vor.

So sieht exponentielles Wachstum (und wohl auch Blasenbildung) aus. Quelle: Chainalysis.

“Die DEX-Dominanz erreichte im Juni 2021 ihren Höhepunkt; in diesem Monat wurden mehr als 80 Prozent des On-Chain-Transaktionsvolumens über DEXs abgewickelt”, heißt es in dem Chainalysis Report.

Aber, und das ist ein großes Aber: Hier geht es explizit nur um On-Chain-Volumen. Das Gros des auf CEXs gehandelte Trading-Volumen wird in den internen Büchern der Börsen vermerkt. Anders als bei DEXs löst nicht jeder Trade eine On-Chain-Bewegung aus. Folglich ist das On-Chain-Volumen auf DEXs quasi per Definition höher.

Verteilung und Zentralisierung

Ähnlich wie bei ihren zentralisierten Pendants zeichnet sich auch bei dezentralen Exchanges eine zunehmende Konzentration von Marktmacht ab.

“Die fünf wichtigsten dezentralen Exchanges unterstützen derzeit etwa 85 Prozent des gesamten DEX-Transaktionsvolumens während des untersuchten Zeitraums. Dazu gehören Uniswap, SushiSwap, Curve, dYdX und das 0x-Protokoll.”

Soll heißen: 85 Prozent der Transaktionsvolumina entfallen auf nur fünf Dienste. Wie in der Grafik zu sehen ist, ist die Marktkonzentration bei CEXs weniger stark ausgeprägt.

Zentralisierung im dezentralen Raum. Kann das gutgehen? Quelle: Chainalysis.

Die hohe Marktkonzentration sei laut Chainalysis jedoch auf das recht “junge Alter des Sektors zurückzuführen”. Mit steigender Marktreife sollte demnach auch die Konzentration abnehmen.

DeFi: Ein Sektor in den Kinderschuhen

Der DeFi-Sektor hat allen voran im letzten Jahr massiv Kapital gebunden. Bedingt durch teils exorbitante Renditen auf sogenanntes Krypto-Lending stieg der “total value locked”, also das aggregierte Handelsvolumen (kurz TVL), das Anleger in DeFi-Protokolle gesichert haben, auf bis zu 250 Milliarden US-Dollar. Das belegen Zahlen des Datendienstes DeFi Llama.

Mittlerweile ist die Liquidität indes auf 105 Milliarden US-Dollar zurückgegangen. Beschleunigt wurde die Korrektur durch Negativnews, wie etwa den Crash von Terra LUNA und dessen hauseigenem Stablecoin UST.