Konnte der Bitcoin-Kurs noch am Sonntag auf über 10.500 US-Dollar aufholen, ist er zu Wochenbeginn etwas weggerutscht. Mit einem Minus von 1,7 Prozent in den letzten 24 Stunden notiert die größte Kryptowährung zu Redaktionsschluss bei 10.365 US-Dollar, verbucht auf Wochensicht aber ein Plus von 1,1 Prozent.
Trotz Bodenbildungstendenzen gelingt es den Bullen derzeit nicht, den Bitcoin-Kurs nachhaltig über den Widerstand bei 10.500 zu manövrieren. Erst wenn die Krypto-Leitwährung oberhalb des Widerstand an Momentum gewinnt, rückt die 11.000-Marke wieder in den Fokus. Hält die Unterstützung bei 10.200 US-Dollar stand, erhöht sich jedoch der Druck auf die Bären und damit die Wahrscheinlichkeit einer Kurskorrektur nach oben.
Spätsommerliches Krypto-Erwachen
Nach krisengezeichneten Vormonaten legten sowohl Bitcoin als auch die Altcoins im August ihre bislang beste Performance in 2020 hin. Die Rallye schlägt sich schließlich in einem deutlichen Anstieg des Handelsvolumens nieder, das mit 75 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vormonat den laut Cryptocompare höchsten Anstieg seit Februar 2018 verzeichnet.
Insgesamt belief sich das Handelsvolumen im August auf 191,2 Milliarden US-Dollar gegenüber 109,3 Milliarden US-Dollar im Juli. Den größten Marktanteil hatte die Bitcoin-Börse Binance mit rund 65 Prozent des gesamten Handelsvolumens, gefolgt von Coinbase mit 11,2 Prozent und Kraken sowie LMAX Digital mit jeweils 4,8 Prozent.
Bitcoin-Reifeprüfung
Der August war somit vorläufiger Höhe- und Wendepunkt einer überaus turbulenten Marktentwicklung in 2020. Dabei haben sich gravierende Unterschiede beim Anlegerverhalten zwischen Kleinanlegern und institutionellen Investoren gezeigt, wie die Bitcoin-Börse OKEx in einem aktuellen Bericht auffächert.
Demnach zeigt sich bei der Auswertung der On-Chain-Transaktionsdaten ein grundsätzlicher Unterschied beider Investorengruppen: Während Kleinanleger direkt auf die Kursbwegungen reagieren, akkumulierten die Großen seelenruhig ihre BTC-Bestände.
Die Transaktionen mit weniger als 0,1 Bitcoin zeichnen somit in etwa die Bewegungen des Bitcoin-Kurs nach. OKEx zufolge überrasche diese Übereinstimmung nicht:
Dies deutet darauf hin, dass Kleinanleger relativ kleine Mengen BTC kaufen und verkaufen, da der Kurs der Kryptowährung schwankt, und dass sie in Zeiten hoher Volatilität und dramatischer Preisrückgänge leichter aus dem Markt „herausgeschüttelt“ werden können.
Die interessanteste Abweichung fand im Mai statt als der Bitcoin-Kurs wieder die 10.000-Marke eroberte. Die Transaktionen gingen in diesem Monat zurück, „was darauf hindeutet, dass die Kleinanleger eine abwartende Haltung einnahmen, als die BTC eine saisonale Akkumulationsphase nach dem Crash einleitete“.
Mittlere Transaktionen blieben unter Vorkrisen-Niveau
Bei den Handelsaktivitäten des „mittleren Segments“ zeichnen sich andere Muster. Transaktionen mit 10 oder mehr Bitcoin, die OKEx zufolge in großen Teilen auf Miner und den Einzelhandel zurückzuführen seien, brachen unmittelbar nach dem Marktcrash im März ein, blieben zunächst unter dem Vorkrisen-Niveau und stiegen seit Ende Juni wieder tendenziell an.
Der Einbruch der Transaktionen rund um den Corona-Crash hat demnach zweierlei Gründe: Zum einen sind Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage geraten, wodurch Bitcoin in Einzelhandelstransktionen tendenziell rückläufig war. Zum anderen hat das Halving, sprich: die Halbierung der Block-Belohnungen, Miner veranlasst, ihre Bestände zu horten.
Mining-Pools hodln
Bei der nächsthöheren Investorengruppe zeigen sich vor allem Unterschiede im Zeitraum vor den Verwerfungen im März. Dass die täglichen Transaktionen mit 100 und mehr Bitcoin niedriger als die mit 10 bis 100 BTC waren, belegt laut OKEx, „dass die Gesamtzahl der Transaktionen mit zunehmendem Wert der Transaktionen abnimmt“.
Der Anstieg der Handelsaktivitäten rund um den Kurssturz von Bitcoin könnte darauf schließen lassen, dass große Mining-Pools die Talsohle für günstige Einkäufe nutzten.
„Kleine“ Wale
Eine ähnliche Strategie zeichnet sich schließlich auch bei den größten Säugetieren im Krypto-Gewässer ab. Wale nutzten OKEx zufolge den Einbruch zum Auffüllen ihrer Wallets. Zudem zeigt sich ein deutlicher Aufwärtstrend der Transaktionen mit 1.000 bis 5.000 BTC seit Ende Juni. Obwohl der Bitcoin-Kurs keine nennenswerten Zuwächse verbuchte, stieg die Zahl der Transaktionen seit Juni allmählich an.
Dieser Aufwärtstrend deutet laut OKEx auf die Möglichkeit hin, „dass Institutionen und große Akteure damit beschäftigt waren, BTC zu akkumulieren, als Konjunkturmaßnahmen der Zentralbanken den Kauf von Hard Assets anregten“.
„Große“ Wale
Im Vergleich kam es bei Transaktionen mit 5.000 bis 10.000 BTC zu keinem Einbruch Mitte März. Die Transaktionen blieben Mitte Mai auf einem konstant niedrigen Niveau. Interessanterweise stiegen die Handelsaktivitäten aber inmitten der Konsolidierung von Bitcoin ab Ende Mai drastisch an.
Da Tauschtransaktionen nicht erfasst werden, lässt sich nicht ausschließen, dass einzelne Wallet-Bestände auf mehrere Wallets verteilt wurden. Andererseits könnten Wale die Konsolidierung genutzt haben, um ihre Reserven zu füllen – in Erwartung eines Kursanstiegs. Das wird auch durch steigende Investitionen von Unternehmen in Bitcoin als Rücklage und Inflationsabsicherung bekräftigt:
Die Möglichkeit, dass große Geldakteure und Institutionen über den Sommer BTC akkumuliert haben, zeigt sich auch, wenn wir den Prozentsatz der gesamten BTC-Transaktionen untersuchen, der 100 BTC oder mehr beträgt. Diese Daten zeigen deutlich nicht nur die Abweichung vom COVID-bedingten Absturz im März, sondern auch eine Abweichung von Mitte Juni bis August – was die Möglichkeit verdeutlicht, dass die Wale diese Zeit brauchten, um sich in der Erwartung steigender Preise zu akkumulieren.