Neue Details zu 3AC Pleite-Hedgefonds legt filmreifen Abgang hin

3 Milliarden US-Dollar Schulden, eine Luxusyacht auf Unternehmenskosten und Gründer, die Forderungen gegen das eigene Unternehmen stellen. Neue Dokumente bringen schier unglaubliche Details über die 3AC-Pleite ans Licht.

David Scheider
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Voll ins Schwarze (Loch) getroffen. 3AC ist pleite.

Beitragsbild: Shutterstock

| Voll ins Schwarze (Loch) getroffen. 3AC ist pleite.

Der Bankrott des Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) dürfte die prägende Variable dieses Bärenmarktes sein. Schließlich geriert sich der Fonds, der vormals nur Krypto-Insidern ein Begriff war, zum treibenden Faktor des Abverkaufs bei Bitcoin, Ether und Co. Nun ist ein über 1.100 Seiten starkes Gerichtsdokument aus Singapur geleakt worden, das BTC-ECHO vorliegt. Die Erkenntnisse haben es in sich.

Zum einen beleuchten die Dokumente, wie ausgeprägt der sogenannte Contagion-Effekt mit Hinblick auf 3AC tatsächlich war. Denn insgesamt zeigen die Gerichtsdokumente einen Schuldenstand von 3 Milliarden US-Dollar bei Gläubigern wie Voyager oder Genesis an. Alleine Genesis Asia Pacific, ein Tochterunternehmen der Digital Currency Group, zu der auch Coindesk gehört, stellt Forderungen in Höhe von 2,3 Milliarden US-Dollar gegen 3AC. Zwar schreibt Marktbeobachter Jack Niewold auf Twitter, dass der Verlust stemmbar sei. Spurlos dürfte das Darlehen an Genesis aber nicht vorbeigehen:

Es ist schwer vorstellbar, dass Genesis, eine Tochtergesellschaft der Digital Currency Group, der Grayscale (und die anderen unten genannten Unternehmen) gehört, einen Verlust von 2,3 Mrd. Dollar verkraften kann, aber bisher scheinen sie zahlungsfähig zu sein.

Jack Niewold

Auf eine Presseanfrage, ob das Unternehmen den herben Verlust stemmen könne, hat BTC-ECHO bis Redaktionsschluss keine Rückmeldung erhalten. Genesis wäre freilich nicht das erste Unternehmen, das von der 3AC-Pleite in die Insolvenz getrieben würde. Bereits Anfang Juli erreichte uns die Nachricht, dass der Lending-Dienst Voyager zahlungsunfähig ist. Grund war ein Kredit über 650 Millionen USD, den Voyager an 3AC gegeben hatte.

Terra-LUNA-Pleite versetzt 3AC den Todesstoß

Über den Jordan hat 3AC den Gerichtsdokumenten zufolge allen voran die Causa Terra LUNA gestoßen. In den Dokumenten, die das Beratungsunternehmen Teneo zusammengestellt hat, heißt es:

Die Sache scheint im April oder Mai 2022 schiefgelaufen zu sein, als 3AC Berichten zufolge zwischen 200 und 600 Millionen US-Dollar für den Kauf von LUNA ausgegeben hat.

Zwar hatte Gründer Kyle Davies das Engagement in die Pleite-Währung Terra im Mai noch unter den Teppich gekehrt. Bereits Anfang Juni war dann aber klar: 3AC war mit dreistelligen Millionensummen über die Maßen in die koreanische Kryptowährung investiert, die Anfang Mai 99,9 Prozent ihres Wertes verloren hatte. Zu viel, für das allen Anscheins nach hoffnungslos gehebelte Unternehmen.

Luxusyacht auf Firmenkosten?

Verspekulierte Darlehen sind für die Gläubiger ärgerlich bis existenzbedrohend, rechtfertigen aber noch keine strafrechtlichen Folgen für die Verantwortlichen. Kriminell wird es aber spätestens dann, wenn man einen Blick auf den Umgang mit Firmenvermögen wirft.

So soll Firmengründer Su Zhu, den man mit über 500.000 Twitter Followern gut und gerne als Krypto-Influencer bezeichnen kann, den Dokumenten zufolge ein Bungalow im Wert von 48,8 Millionen Singapur Dollars (34,5 Millionen Euro) gekauft haben. Immerhin, so scheint es, mit eigenem Geld.

Schwerer wiegt indes der Vorwurf, die Gründer Su Zhu und Kyle Davies hätten die Anzahlung für eine Luxusyacht in Höhe von 50 Millionen USD mit Firmenvermögen geleistet. Belege für die Anschuldigung gibt es allerdings nicht. Bei dem Vorwurf handelt es sich um Spekulationen, die allen voran durch einen Tweet von Vitalik Buterin angeheizt wurden.

Selbst Su Zhu will Geld von 3AC

Und als wäre das alles noch nicht genug, reihen sich sowohl Su Zhu selbst als auch die Frau von Gründer Kyle Davies in die Liste der 3AC-Gläubiger:innen ein. Dies berichtet The Block mit Verweis auf ein Dokument aus dem Insolvenzverwahren, das seit dem 27. Juni auf den Britischen Jungferninseln geführt wird.

Dass weder Su Zhu noch Kyle Davies an der Aufklärung der Vorwürfe mitwirken, geschweige denn überhaupt auffindbar sind, wirft ein eher negatives Schlaglicht auf den Fall. Die Yacht jedenfalls soll in den kommenden zwei Monaten nach Italien geliefert werden. Im Mittelmeerraum wären Zhu und Davies zumindest in guter Gesellschaft.