EZB behält Kryptowährungen im Auge, sieht aber „kein Risiko“

Die Europäische Zentralbank EZB wehrt sich zwar gegen deren Regulierung, behält Kryptowährungen jedoch fest im Auge: Dies betont EZB-Direktor Benoît Cœuré in einem Interview mit Le Journal du Dimanche. Wie die französische Sonntagszeitung Ende Oktober berichtet, unterstreicht der Zentralbanker jedoch, Kryptowährungen seien kein „monetäres Risiko“. Welche Konsequenzen die oberste EU-Währungsbehörde aus der wachsenden Bedeutung des Kryptomarktes langfristig ziehen wird, bleibt damit weiter im Dunkeln.

David Barkhausen
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Euro sign at European Central Bank in Frankfurt, Germany

In Anbetracht wachsender Märkte und eines nicht aufhaltbar scheinenden Bitcoin-Kurses, mag es manch einen wundern, dass es in Europa an regulierenden behördlichen Eingriffen noch mangelt.

Dennoch schaut man vonseiten der EZB nicht weg, diese Botschaft betont Zentralbankdirektor Benoît Cœuré. Auf die Interviewfrage, warum die EZB Kryptowährungen ignoriere, erklärt er Ende Oktober:

„Wir ignorieren sie nicht. Momentan stellen Kryptowährungen keine monetären Risiken dar.“

Vielmehr seien die digitalen Zahlungsmittel ein Randphänomen, so der Zentralbanker und Wirtschaftswissenschaftler, der vor seiner Tätigkeit an der französischen Elitehochschule École Nationale de la Statistique et de l’Administration Économique (ENSAE) sowie als Direktor bei der obersten französischen Haushaltsbehörde, der Agence France Trésor, tätig war.

Dass man Kryptowährungen dennoch weiterhin im Auge behalten müsse, läge zum einen am kriminellen Potential, führt der 48-jährige Cœuré weiter aus. Zum anderen gelte es aber auch, die mögliche Nutzung in bargeldlosen Ländern zu bedenken.

Damit scheint die EZB, der deren wachsende Marktdurchdringung nicht unbewusst geblieben sein wird, Kryptowährungen zwar grundsätzlich ernstzunehmen, trotz dieses Zugeständnisses erteilt die oberste Währungsbehörde der EU Kryptowährungen damit eine erneute Absage.

EZB-Präsident Draghi: Bitcoin-Regulierung „nicht in unserer Macht“

Dass man Kryptowährungen nicht regulieren wolle, betonte zuletzt EZB-Präsident Mario Draghi Ende September, wie BTC-ECHO berichtet. Gründe dafür sähe er im fehlenden Fundament für eine konkrete Handhabe von Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Es läge schlicht nicht innerhalb der EZB-Zuständigkeit, diese zu regulieren oder gar gänzlich zu verbieten.

Vorrangige Aufgabe der EZB ist es, Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten und so die Kaufkraft des Euros zu erhalten. Nach Ansicht Mario Draghis scheinen Kryptowährungen nicht in dieses Arbeitsfeld zu fallen. Eine zentralbankliche Akzeptanz von Kryptowährungen innerhalb Europas ist wohl demnach vorerst ausgeschlossen.

Euro oder nichts

So war Draghi im September einem Vorstoß Estlands, eine nationale digitale Währung ins Leben zu rufen, mit deutlicher Ablehnung begegnet. Zuvor hatte der Direktor des estnischen e-Residency-Programms, Kaspar Korjus, vorgeschlagen, einen Estcoin als digitale Nationalwährung zu verwenden. Dem stieß jedoch heftiger Gegenwind vonseiten der EZB entgegen:

Denn kein Mitgliedsstaat der Eurozone dürfe eine eigene Währung einführen. Die einzig gültige Währung der Eurozone müsse immer der Euro bleiben, so Draghi.

Damit verfolgt die Institution mit Sitz in Frankfurt eine ganz andere Strategie als Zentralbanken, die Kryptowährungen mit der Regulierungskeule winken. Neben der US-amerikanischen Finanzmarktaufsicht SEC greifen unter anderen die Behörden Südkoreas, der Volksrepublik ChinaKanadas und des Vereinigten Königreichs regulativ in ihre nationalen Krypto-Märkte ein.

Wie Handelsblatt berichtet, hatte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ, eine Organisation der Zentralbanken, erst Mitte September Notenbankern weltweit ans Herz gelegt, Kryptowährungen wie Bitcoin nicht zu ignorieren. Ebenso hatte die IWF-Direktorin Christine Lagarde im September dazu aufgerufen, Krypto-Geld ernstzunehmen.

BTC-ECHO

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