SBF vor Gericht Verteidigung ruft ersten Zeugen auf

Der Prozess gegen Sam Bankman-Fried hat begonnen. Der FTX-Gründer muss sich wegen Betrugs vor Gericht verantworten. Alles, was du wissen musst.

Daniel Hoppmann
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SBF

Beitragsbild: Picture Alliance

| Sam Bankman-Fried (links) hört der Vernehmung des Zeugen Matt Huang (Mitte) zu

Verteidigung ruft ersten Zeugen auf

24. Oktober 2023:

Die Anwälte von Sam Bankman-Fried bereiten derzeit ihre Verteidigung im Betrugsfall um die Krypto-Börse FTX vor. Einen ihrer ersten Zeugen hatten die Juristen dem Gericht gestern angekündigt: Joseph Pimbley. Der Prozessberater der Sicherheitsfirma PF2 Securities soll SBF entlasten und Aussagen von Kronzeugen wie Caroline Ellison, Gary Wang oder Nishad Singh widerlegen. Die Verhandlung ist derzeit unterbrochen und wird erst am Donnerstag, dem 26. Oktober, fortgeführt.

FTX soll 1,3 Milliarden US-Dollar an Promis gezahlt haben

17. Oktober 2023:

Nishad Singh war der nächste Kronzeuge, den die Staatsanwaltschaft der Jury in New York präsentierte. In seiner Anhörung gab der ehemalige Technik-Chef von FTX Straftaten rund um Betrug, Verschwörungen und Verletzung von Wahlkampfgesetzen zu, die er gemeinsam mit Sam Bankman-Fried, Caroline Ellison und Gary Wang begangen habe. Im weiteren Verlauf ging Singh auch auf die aggressive Marketing-Kampagne von FTX ein. Dabei räumte er ein, dass über 1,3 Milliarden US-Dollar an prominente Persönlichkeiten wie Tom Brady, Shaquille O`Neal oder Larry David flossen, damit diese für die Krypto-Börse warben. Darüber hinaus gab das Unternehmen laut Singh weitere 1,1 Milliarden US-Dollar für Sponsorenverträge, unter anderem mit der Formel1 und den Miami Heats, aus.

SBF: Anwälte fordern Zugang zu Medikamenten gegen ADHS

16. Oktober 2023:

Der Prozess gegen Sam Bankman-Fried setzt sich fort. Zuvor forderten die Anwälte des FTX-Gründers ihrem Mandanten Zugang zu Medikamenten zu gewähren. Konkret handelt es sich um Adderall, ein Präparat, das bei ADHS-Patienten zum Einsatz kommt. Den 31-Jährige plagten Konzentrationsschwächen, weshalb die Medikamente nötig seien, um zu entscheiden, ob SBF eine Zeugenaussage machen wird. Verpflichtet ist er dazu aber nicht.

BlockFi-CEO: "Waren bankrott wegen Alameda und FTX"

16. Oktober 2023:

Die zweite Woche des Prozesses gegen Sam Bankman-Fried ging mit Zac Prince, dem CEO des insolventen Krypto-Lending-Dienstes BlockFi, zu Ende.

Sein Unternehmen vergab mehrere Kredite an Alameda. Von Mai 2021 bis Mai 2022 lieh sich der Krypto-Hedgefonds von SBF rund 1,1 Milliarden US-Dollar von BlockFi. Einen Teil habe Alameda zurückzahlen können. Zum Zeitpunkt, als das Firmenimperium von SBF kollabierte, standen laut Prince jedoch Forderungen von 650 Millionen US-Dollar aus. Dazu kam, dass BlockFi keinen Zugriff auf eigene Vermögenswerte auf FTX hatte – weitere 350 Millionen US-Dollar. Insgesamt hinterließ der Untergang der Krypto-Börse ein Loch von einer Milliarde US-Dollar, das ausschlaggebend für die eigene Insolvenz gewesen sei.  “Hätten wir das Geld von Alameda und FTX bekommen, hätten wir keinen Bankrott erklären müssen”, sagte Prince vor Gericht.

SBFs Verteidigung muss Rückschläge hinnehmen

13. Oktober 2023:

Im Prozess gegen Sam Bankman-Fried musste die Verteidigung des FTX-Gründers mehrere Rückschläge hinnehmen. Zunächst versuchte Verteidiger Mark Cohen, die Glaubwürdigkeit der Kronzeugin Caroline Ellison zu untergraben. Er bezog sich im Kreuzverhör auf zwei Dokumente, die Ellison erstellt hatte. Sie sollten belegen, dass Ellison Alameda unabhängig von SBF führte. Die Verteidigung legte Einspruch ein, argumentierte, dass Ellison habe besagte Dokumente nur spärlich gepflegt. Richter Kaplan gab dem Einspruch statt.

Allgemein gerieten Staatsanwaltschaft und Verteidigung häufig aneinander. Das Zeugenverhör musste mehrmals pausiert werden, weil die Parteien vor dem Richter diskutierten. Oft mit besserem Ausgang für die Staatsanwaltschaft.

Ein weiterer Rückschlag: Die Verteidigung wollte die Anschuldigungen um “riskante Investments” von FTX und Alameda widerlegen. Dazu führte sie die Beteiligung an “Anthropic” an. Die KI-Firma konnte durch mehrere Funding-Runden ihren Unternehmenswert steigern.

Richter Kaplan ließ das jedoch nicht zu. Er argumentierte, dass die Anschuldigungen darin bestanden, dass FTX/Alameda Kundengelder verwendete, um diese Investments zu tätigen.

SBF wollte mit Kundegeldern in Telegram investieren

13. Oktober 2023:

Gestern ging die Verhörung von Caroline Ellison zu Ende. Die ehemalige CEO von Alameda Research sagte, dass zu dem Zeitpunkt als der Krypto-Hedgefonds sich 14 Milliarden an Kundengeldern von FTX geliehen hatte, SBF wohl ein großes Investment in den Messenger-Dienst Telegram geplant haben soll. Der Deal kam jedoch nicht zustande.

FTX und Alameda wollten chinesische Beamte bestechen

12. Oktober 2023:

In ihrer Anhörung führt Ellison auch aus, dass das Firmenimperium von SBF scheinbar versucht habe, chinesische Regierungsbeamte zu bestechen.

Grund dafür waren 1 Milliarde US-Dollar, die Peking zuvor wegen Geldwäscheverdachts einfror. Alameda habe daraufhin im November 2021 über Accounts auf den Krypto-Börsen OKX und Huobi versucht, 100 Millionen US-Dollar an Regierungsbeamte zu überweisen, um die Gelder wieder freizugeben. Laut Ellison nutzte Alameda für die Registrierung der Accounts Pässe von thailändischen Prostituierten.

Sam Bankman-Fried steht jedoch nicht wegen Bestechung vor Gericht, weshalb die Aussage nicht in die Bewertung der Jury einfließen dürfte.

Alameda soll Bitcoin-Kurs manipuliert haben

12. Oktober 2023:

Caroline Ellison führte gestern, am 11. Oktober, ihre Zeugenaussage fort. Dabei gab sie zu, dass Alameda offenbar Manipulationen am Bitcoin-Kurs vornahm, um den Preis bei 20.000 US-Dollar zu halten. Genauere Gründe nannte sie nicht.

Caroline Ellison sagt gegen Sam Bankman-Fried aus

11. Oktober 2023:

In einem roten Kleid betritt Caroline Ellison den Gerichtssaal in New York. Prozessbeobachter fieberten ihrem Erscheinen lange entgegen, gilt sie doch als eine der Schlüsselfiguren des Prozesses um den FTX-Gründer.

Schon zu Beginn feuerte die Ex-Freundin gegen SBF und gab tiefe Einblicke in die romantische Beziehung der beiden Führungskräfte. “Haben Sie Straftaten bei FTX begangen?”, fragte die Staatsanwaltschaft zu Beginn der Anhörung. “Ja, Betrug”, antwortete Ellison. “Wie war Sam Bankman-Fried in diese Straftaten verwickelt?” Ellison: “Er war zu diesem Zeitpunkt der Geschäftsführer von Alameda. Sam hat mich angewiesen, diese Straftaten zu begehen.” Dann ging sie tiefer ins Detail.

Ihre Vernehmung wird heute fortgesetzt. Dann soll die Verteidigung die Möglichkeit bekommen, Ellison in Kreuzverhör zu nehmen.

Bankrun auf FTX: Kunden hoben 100 Millionen pro Stunde ab

10. Oktober 2023:

Der Prozess gegen Sam Bankman-Fried geht weiter. Im Zeugenstand sitzt nach wie vor Gary Wang und stellt sich dem Kreuzverhör der Verteidigung.

Im Zuge dessen kommt heraus: kurz vor der Pleite am 9. November kommt es zum Bankrun auf FTX. Kunden hoben massiv ihre Gelder ab. Laut Gary Wang lagen die Outflows der Börse bei rund 100 Millionen US-Dollar pro Stunde.

Kronzeugin Caroline Ellison soll morgen aussagen

9. Oktober 2023:

Die zweite Woche des Prozesses gegen Sam Bankman-Fried startet direkt mit einem Knaller. Caroline Ellison, die ehemalige CEO von Alameda Research und Ex-Freundin von SBF, soll morgen in New York aussagen.

Ellison gilt als eine der wichtigsten Kronzeuginnen der Staatsanwaltschaft. Gemeinsam mit FTX-Mitgründer Gary Wang und Technik-Chef Nishad Singh zählte sie zum engsten Kreis von SBFs Krypto-Imperium.

"SBF ist von seiner Opferrolle überzeugt"

6. Oktober 2023:

Howard Fischer ist Rechtsanwalt in New York und verfolgt den Prozess gegen Sam Bankman-Fried intensiv mit. Gegenüber BTC-ECHO meint er: “Bankman-Fried glaubt, er sei der schlauste Mann im Raum. Er ist fest von seiner eigenen Opferrolle überzeugt.”

Mehr dazu hier: Wie Sam Bankman-Frieds Anwälte ihn vor dem Gefängnis bewahren wollen

SBF gewährte Alameda einen Kredit von 65 Milliarden USD

6. Oktober 2023:

Gary Wang sitzt auch am Folgetag weiter im Zeugenstand. Der Co-Founder von FTX und Alameda Research sagt, dass SBF seinem Krypto-Hedgefonds insgesamt ein Kreditvolumen von 65 Milliarden US-Dollar einräumte. Kein anderer Kunde habe auch nur annähernd über solch ein Volumen verfügt. “Es gab vielleicht ein paar Dutzend, die ein Volumen von einer Million US-Dollar hatten”.

Alameda habe den Kredit verwendet, um Gelder von FTX abzuziehen.

FTX-Mitgründer Gary Wang: "Alameda konnte unbegrenzt Gelder abziehen"

5. Oktober 2023:

Mit Gary Wang ruft die Staatsanwaltschaft einen ihrer Kronzeugen auf. Der Mitgründer von FTX und Alameda Research war einer der engsten Vertrauten von SBF. In seinem Krypto-Imperium fungierte er lange Zeit als CTO.

Zu Beginn gibt er zu, Straftaten bei FTX begangen zu haben – gemeinsam mit Caroline Ellison, Nishad Singh und dem Angeklagten Sam Bankman-Fried. Die Staatsanwaltschaft verlangt mehr Details zu den Betrugsvorwürfen. Wang daraufhin: “Wir gestatteten Alameda unbegrenzt Gelder abzuziehen.” Diese “Privilegien” seien so im Code festgeschrieben worden.

Wang gibt auch Aufschluss zu den Besitzverhältnissen von Alameda und FTX. Demnach besaß er an den Unternehmen 10 beziehungsweise 17 Prozent. SBFs Anteil an den Firmen belief sich auf 90 beziehungsweise 65 Prozent. Laut Wang lag seine Haupttätigkeit im Schreiben von Codes, während SBF hauptsächlich mit Investoren und Medienvertretern sprach.

Die Vernehmung wird auf den nächsten Tag verschoben.

Krypto-VC Paradigm: "Unser Investment haben wir abgeschrieben"

5. Oktober 2023:

Matt Huang ist als Nächstes als Zeuge geladen. Der Co-Founder von Paradigm investierte 2020 über seinen Krypto-VC 278 Millionen US-Dollar in FTX im Rahmen eines Series B Fundings. Das Investment habe man mittlerweile vollständig abgeschrieben. Huang sagt, er wäre das Investment nicht eingegangen, hätte er gewusst, dass FTX Kundengelder an Alameda auslagert.

8-Milliarden-Dollar-Loch bei Alameda?

5. Oktober 2023:

Der Prozess wird fortgesetzt. SBFs langjähriger Freund, Adam Yedidia, steht weiter unter Eid und setzt seine Aussage fort.

Laut Yedidia transferierte FTX Kundengelder auf einen Account von North Dimension, einer E-Commerce-Firma, die von Alameda Research kontrolliert wurde.

Später sei Yedidia damit beauftragt worden, Ein- und Auszahlungen von FTX-Kunden zu automatisieren. Bei der Programmierung sei ihm ein Fehler unterlaufen, der letztlich zu Unstimmigkeiten in der Bilanz von Alameda führte. Im Juni 2022 habe Yedidia den Fehler behoben, auf Anweisung SBF. Insgesamt klaffte ein Loch von 8 Milliarden US-Dollar.

Später habe Yedidia den FTX-Gründer auf die fehlenden Finanzmittel angesprochen. SBF habe “besorgt” gewirkt. Es könne sechs Monate bis drei Jahre dauern, bis man wieder “kugelsicher” sei.

Erste Zeugen belasten SBF

4. Oktober 2023:

Zwei Personen sind vor Gericht als Zeugen geladen: Marc-Antoine Julliard, ein französischer Kakao-Händler aus London, der 134.000 US-Dollar bei FTX verloren hat und Adam Yedidia, ein langjähriger Freund von SBF, der sowohl bei Alameda Research und FTX als Programmierer tätig war. Die beiden kennen sich aus Studienzeiten am MIT und lebten später auf den Bahamas in einer luxuriösen Wohngemeinschaft gemeinsam mit anderen FTX/Alameda-Verantwortlichen.

Julliard sagt, er habe nicht gewusst, dass seine Einlagen bei FTX an Alameda überwiesen worden waren: “Wenn ich trade, trage ich die Konsequenzen meiner Entscheidungen … Wenn jemand anderes mit meinem Account tradet und dann Geld verliert, ist es nicht das, wofür ich mich angemeldet habe.”

Yedidia sagt, er habe FTX verlassen, nachdem er mitbekommen habe, dass die Firma Kundengelder an Alameda überwies. Dann wird die Verhandlung unterbrochen. Yedidia soll am nächsten Tag weiter aussagen.

Eröffnungsplädoyers der Staatsanwaltschaft und Verteidigung

4. Oktober 2023:

Nach der Zusammenstellung der Jury tragen beide Prozessparteien ihre Eröffnungsplädoyers vor. Es sind zwei komplett unterschiedliche Narrative. Die Staatsanwaltschaft erzählt die Geschichte des Betrügers SBF, der die “Welt belogen” haben soll. Die Verteidiger des FTX-Gründers halten dagegen. Sie schieben den Kollaps des Krypto-Imperiums auf ein mangelndes Risikomanagement. “Es gab keinen Diebstahl”, argumentieren SBFs Anwälte.

Gericht legt die Geschworenen für den SBF-Prozess fest

4. Oktober 2023:

Das Gericht um Richter Lewis Kaplan legt die Jury für den Prozess fest. Zwölf Geschworene sollen über SBF am Ende richten. Das Gremium besteht aus neun Frauen und drei Männern. Darüber hinaus stehen sechs Vertretungskandidaten bereit.

Prozessauftakt in New York

3. Oktober 2023:

Der Prozess gegen Sam Bankman-Fried startet in New York. Die USA klagen den Gründer der insolventen Krypto-Börse FTX und des Krypto-Hedgefonds Alameda Research in insgesamt sieben Punkten an. Es geht um Verschwörung zum Betrug in mehreren Fällen, Betrug von Anlegern und Kreditgeber sowie Geldwäsche. Die Vorwürfe weist SBF zurück, plädiert in allen Punkten auf “nicht schuldig”. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 115 Jahre Haft.

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