Ritterschlag für Bitcoin  Wie das Vorgehen der USA gegen Krypto wirklich zu interpretieren ist

Das Vorgehen der USA gegen Krypto kann als bullishes Zeichen interpretiert werden. Warum sich dahinter ein Ritterschlag versteckt.

Sven Wagenknecht
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Krypto-Sektor Schachbrett SEC Bitcoin

Beitragsbild: Shutterstock

| Die USA haben begriffen, dass sie sich mit dem Krypto-Sektor arrangieren müssen.

Wir haben in den letzten Tagen intensiv darüber berichtet, wie die USA, allen voran die US-Wertpapieraufsicht SEC, gegen den Krypto-Sektor vorgehen. Amerikanische Unternehmen und Banken mit Bezug zur Krypto-Ökonomie zittern vor möglichen Strafen und Verboten seitens der US-Behörden. Die Überregulierung ist daher auch ein Belastungsfaktor für die Kurse der Kryptowährungen. Wenn Binance, Coinbase, Kraken und Co. unter Druck geraten und beispielsweise kein Staking anbieten oder Stablecoins herausgeben dürfen, dann ist das schlecht für den Kryptomarkt.

Bitcoin und Co. wird ernst genommen

So negativ die Situation aktuell sein mag, zeigt es, dass Staaten und Behörden verstanden haben, dass der Krypto-Sektor gekommen ist, um zu bleiben. Diese Erkenntnis führt zu teils blindem Aktionismus, wie er bei der SEC durch Schnellschuss-Handlungen zu erkennen ist.

Der im Krypto-Sektor oft zitierte Spruch von Mahatma Gandhi bewahrheitet sich dieser Tage mehr denn je: “Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.”

Aus dem Lachen ist inzwischen Bekämpfen geworden. Doch dürfte klar sein, dass ein Verhindern nicht mehr möglich ist. Selbst Krypto-kritischen Politikern und Behördenvertretern dürfte dies bewusst sein. Entsprechend geht es aktuell nur darum, so schnell und so hart es geht, die Zügel anzuziehen.

Krypto-Schwäche wird von Politik ausgenutzt

SEC-Chef Gary Gensler hat sehr wohl Ahnung von der Krypto-Materie. Genau deswegen nutzt er die aktuelle Schwäche im Krypto-Sektor, um möglichst schnell Leitplanken zu setzen – das Timing ist perfekt. Es ist ein Wettlauf um Deutungshoheit. Gensler und andere Vertreter öffentlicher Institutionen wissen, dass sie schnell sein müssen, bevor die nächste Krypto-Welle wieder eine neue Dynamik entfacht.

Für ebenjene Welle rüstet man sich jetzt und versucht, solange es noch geht, Tabula Rasa zu machen. Es wäre der Gau für Gensler und Co., wenn der DeFi-Sektor und neue Krypto-Unternehmen den bestehenden Finanz- und Dienstleistungssektor in kürzester Zeit für sich vereinnahmen. Der Kontrollverlust wäre nur schwer zu verkraften. Folglich versucht man, dem Sektor so gut es geht den Wind aus den Segeln zu nehmen. Angst vor Krypto-Verboten in den USA braucht man deswegen allerdings nicht zu haben.

USA haben Angst vor systemischen Risiken

Aufschlussreich ist auch die ständige Betonung von US-Wertpapieraufsicht, US-Notenbank und US-Finanzministerium, dass man um jeden Preis systemische Risiken verhindern möchte. Kurz um: man hat Angst, dass die nächste Finanzkrise von dem Krypto-Sektor ausgelöst wird, der dabei den traditionellen Finanzsektor ansteckt. Ebenjenes systemische Risiko gab es bislang allerdings gar nicht. Der Sektor war viel zu klein und isoliert, als dass er einen systemisch relevanten Schaden hätte anrichten können.

Auch aus dieser Argumentationsweise lässt sich das bullishe Argument ableiten, dass die genannten Akteure sehr wohl davon ausgehen, dass der Sektor in Zukunft stark wachsen und damit auch systemrelevant wird. Entsprechend findet gerade eine gezielte Auseinanderdividierung zwischen Krypto und traditionellem Finanzsektor statt. Anscheinend fühlt man sich für die Verbandelung noch nicht weit genug, beispielsweise hinsichtlich unzureichender Gesetzgebung.

Blackrock und J.P. Morgan regeln das

Auch, und das wäre eine waghalsige These, kann man den Gedanken entwickeln, dass große amerikanische Banken ein Interesse daran haben, dass der Web3-Finanzsektor abgebremst wird. Inwiefern es zu dieser Lobby-Beeinflussung kommt, ist natürlich reine Spekulation.

Ein Motiv hätten die Wall-Street-Akteure jedenfalls, die gerade selbst dabei sind, ihre eigenen Token-Infrastrukturen aufzubauen. Gegen etwas mehr Zeit für ihren eigenen Aufbau und den Zukauf von Krypto-Unternehmen haben sie sicherlich nichts einzuwenden.

Für Krypto-Enthusiasten, die gerade Angst vor einem kompletten Krypto-Shutdown in den USA bekommen, dürfte es zur Beruhigung helfen, dass Blackrock, Fidelity, J.P. Morgan, Bank of America und Goldman Sachs allesamt zahlreiche Krypto-Investitionen und Projekte getätigt haben. Man darf davon ausgehen, dass dies nicht nur unüberlegte Bauchentscheidungen gewesen sind.  

Das Vorgehen gegen den Krypto-Sektor ist als Ritterschlag zu interpretieren. So schmerzhaft es aktuell ist und auch die Kurse gen Süden drückt, ist es langfristig ein sehr bullishes Zeichen.

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