Interview mit Townsend Lendsing USA versus Europa: Wer hat die bessere Krypto-Regulierung?

Die USA gehen gegen den Krypto-Sektor vor. Townsend Lendsing, Head of Product von CoinShares, ordnet die Regulierung ein und spricht Europa innovatives Entwicklungspotenzial zu.

Dominic Döllel
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Regulierung USA Europa

Beitragsbild: Shutterstock

| Wird der harte Anti-Krypto-Kurs der USA auf die EU abfärben?

Das Kryptojahr 2022: Es ist ein Porträt des Scheiterns. Erst beförderte die Terra-Implosion den Kryptomarkt auf Bärenrallye. Danach setzte das FTX-Desaster den Todesstoß. Jetzt blicken US-Behörden mit Argusaugen auf die Branche und setzten aggressive Vorschriften in die Tat um. Europa geht derweil den progressiven Weg und arbeitet weiter an der länderübergreifenden Krypto-Verordnung MiCA.

Townsend Lendsing, Head of Product bei Europas größtem Vermögensverwalter CoinShares, ist Experte auf dem Gebiet Regulierung und kennt die Standards, die Kryptounternehmen einhalten müssen, bestens.

Warum Europa eine bessere Krypto-Regulierung als die USA hat, wie weit US-Behörden mit der aggressiven Regulierungsstrategie gehen und ob der Einfluss der USA auf den Kryptomarkt schwindet, verrät er im Interview mit BTC-ECHO.

BTC-ECHO: Wie weit gehen die USA mit der aktuell aggressiven Krypto-Regulierung?

Townsend Lansing: Ziemlich weit. Ich erwarte, dass in 2023 fast alle US-Behörden aggressiver und schneller gegen Krypto-Intermediäre vorgehen. Betreffen könnte das Stablecoins und Intermediäre, die Krypto-Staking oder -Earning anbieten. Außerdem überprüft die SEC ganz streng, wer ein qualifizierter Verwahrer ist. Wenn es Probleme gibt, startet die SEC Durchsetzungsmaßnahmen.

Reagieren europäische Regulierer bald ähnlich?

Das glaube ich nicht. Das Problem in den USA ist, dass es auf legislativer Ebene keine neuen Initiativen gibt. Die Probleme zwischen den Demokraten und den Republikanern legt die Regierung weiter lahm. Dadurch wissen die Behörden in den USA, dass sie tätig werden müssen. Alles, was die machen können oder dürfen, sind die schon existierenden Regulierungen durchzusetzen. SEC, CFTC und IRS werden die Methoden benutzen, die sie seit 50 Jahren haben: Regulierung interpretieren, egal ob das gültig ist oder nicht.

Europa ist da ganz anders. Die Europäer sind nicht so heiß auf Restrukturierung. Wenn etwas ein Wertpapier ist, dann ist es ein Wertpapier. Mit der MiCA-Verordnung werden Voraussetzungen für einen regulierten Kryptosektor schaffen. Dabei wird Europa zwar nicht alles schließen. Aber aktuell noch bestehende Schlupflöcher dicht machen.

Hat Europa mit der MiCA-Verordnung klarere Standards als die USA und kann damit in Zukunft besser auf Veränderung im Kryptomarkt reagieren?

Ja, auf alle Fälle. Die Tatsache, dass die EU dabei ist, eine geeignete und transparente Regulierungen zu schaffen, wird dazu führen, dass Europa ein besserer Ort für innovative Entwicklung im Krypto-Bereich sein wird. 

Kommt mit einheitlicher Regulierung der nächste Bullenmarkt?

Das hoffen wir. Natürlich wurde die institutionelle Krypto-Adoption durch das FTX-Chaos zurückgeworfen. Wir [CoinShares] denken aber, dass sie zurückkommen wird. Allerdings wird das noch lange dauern. Vor allem, weil die Institutionellen sehen, was bei FTX schiefgelaufen ist und wie die SEC jetzt vorgeht. Die institutionellen Investoren wollen einfach Stabilität im ganzen Krypto-Ökosystem sehen. Das ist die typische Adoptions-Kurve: Es steigt weiter, aber dauert durch FTX nun länger. 

Schwindet der Einfluss der USA mit der aktuell aggressiven Regulierung auf den Kryptosektor?

Das glaube ich nicht. Der Einfluss ist eng mit dem US-Dollar verbunden. Das sind einfach Erwartungen von Investoren, die seit Jahren investieren und immer einen Blick auf den US-Dollar haben, egal ob aus Europa oder China oder sonst woher.

Vielen Dank für das Gespräch.

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