Tron: Deshalb benutzen Kriminelle die Blockchain von Justin Sun

Kein anderes Netzwerk verarbeitet so viele USDT-Transaktionen wie Tron. Doch die Blockchain von Justin Sun hat ein Image-Problem: Kriminelle sind ebenfalls begeistert von günstigen Überweisungen. Mit einer Marktkapitalisierung von fast sieben Milliarden US-Dollar steht Tron (TRX) auf Platz 10 der Top-Kryptowährungen. Geschafft hat das die Währung von Gründer Justin Sun bei einem Kurs von lediglich 0,077 US-Dollar – rund 88 Milliarden Tron-Coins sind bereits im Umlauf. Genutzt wird die Tron Blockchain gerne für USDT-Überweisungen – das derzeitige Handelsvolumen liegt bei 202 Milliarden US-Dollar. Doch das Netzwerk hat auch seine Schattenseiten: Justin Sun ist eine umstrittene Persönlichkeit in der Szene, Anhänger des Islamischen Staats benutzen seine Blockchain – und Scam-Projekte streuen im Netzwerk ihre teuflische Saat. Insgesamt 42,83 Milliarden USDT liegen auf der Tron Blockchain – rund acht Prozent mehr als im Ethereum-Netzwerk. Das belegen Daten von The Block. Grund dafür: die geringen Transaktionskosten auf Tron. Für lediglich 0,0000901 US-Dollar können Nutzer ihre Gelder überweisen – und das blitzschnell. Laut eigenen Abgaben seien 2.000 Transaktionen pro Sekunde möglich. Verglichen mit Bitcoin (7) oder Ethereum (25) scheint das viel, Layer-2-Lösungen wie Lightning oder Polygon schaffen aber noch mehr. Trotzdem: Tron steht hoch im Kurs – zumindest bei Kriminellen und Terroristen. So benutzen Kriminelle die Tron Blockchain "Wir haben seit 2021 beobachtet, dass die TRX Blockchain vermehrt für Scams, auch in Europa verwendet wurde. Während Bitcoin im Jahr 2016 die ausschließliche Währung für die Terrorismusfinanzierung war, wurde BTC im Jahr 2022 mit 92 Prozent nahezu durch Vermögenswerte auf der TRON-Blockchain ersetzt", erklärt Albert Quehenberger gegenüber BTC-ECHO. Der Blockchain-Forensiker hat sich dem Kampf gegen die Cyberkriminalität verschrieben und dazu das Unternehmen AQ Forensics gegründet, mit dem er Kriminelle über die Blockchain jagt. Laut einem Bericht von TRM-Labs gab es im letzten Jahr einen deutlichen Anstieg der Nutzung der Tron Blockchain durch Terrorgruppen. Bei einer damit verbundenen Spendenaktion nutzten einige Gruppierungen ausschließlich Tether (USDT) über Tron – einen Anstieg der Nutzung von Tether um 240 Prozent. Als Certified Cryptocurrency Forensic Investigator (CCFI) ist Quehenberger dabei die Blockchain eine enorme Hilfe. Durch die Protokollierung der einzelnen Transaktionen kann der Spezialist genau nachvollziehen, wohin die jeweilige Überweisung ging. Mithilfe einer speziellen Software ist er sogar in der Lage, die dazugehörige Wallet zu extrahieren. Terrorgruppen identifizieren: Probleme und Erfolge Bei der Identifizierung wird es schwieriger. Eine Methode gibt es: Mithilfe von Bild- und Videomaterial im Internet, die eine Walletadresse enthält, könnten Terrororganisationen identifiziert werden. "Schwierigkeiten, die hier auftreten könnten, wären beispielsweise die Nutzung technischer Dienste, die die digitalen Spuren teilweise sehr gut verschleiern", mahnt Quehenberger. "Eine weitere Schwierigkeit könnte sein, dass die Unterstützer in Ländern sitzen, mit denen es keine Auslieferungsabkommen gibt. Oder dass die Krypto-Spenden über Börsen geschickt werden, die gar keine KYC- oder AML-Prozesse durchführen." Terrorgruppen fordern zu Spendenzahlungen auf I Quelle: TRM Labs Trotz der Schwierigkeiten gab es bereits Erfolge bei der Bekämpfung von Kriminellen. "Wallets, die mit den Terrorgruppierungen interagiert haben, wurden identifiziert und dementsprechend als Hochrisiko-Wallets markiert. Dadurch wird jeglicher Transfer von digitalen Assets durch die Wallet-Inhaber so gut wie unmöglich gemacht", erklärt der Blockchain-Forensiker auf Anfrage. Krypto-Scam in den Top-10? Kriminelle und Terrorgruppen bevorzugen also Tron – dafür kann die Blockchain und Justin Sun vermutlich nichts. Der 33-Jährige aus Singapur muss sich aber schon länger mit Scam-Vorwürfen herumschlagen. Eine der Hauptkritiken betrifft die Dezentralisierung, da wichtige Entscheidungen als zu zentral gesteuert wahrgenommen werden. Frühe Vorwürfe des Plagiats von Ethereum werfen auch Schatten auf Tron, ebenso wie kontroverse Marketingtaktiken von Justin Sun. Tron hat umstrittene Übernahmen und Partnerschaften getätigt, darunter der Kauf von BitTorrent. Bedenken hinsichtlich der Legalität von dApps, die auf Tron laufen, tragen ebenfalls zur Kritik bei. Trotzdem: Als günstiges Zahlungsnetzwerk hat es Tron weit gebracht. Ob sich die Blockchain von Justin Sun aber auch in Zukunft durchsetzen kann, bleibt abzuwarten – vor allem bei dem schlechten Ruf.

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