Bitcoin-Brutkasten Terahash: Das passiert im Energy Lab

Mining muss nicht immer laut sein. Was Terahash noch herausgefunden hat und warum Bitcoin das schönste Abfallprodukt der Welt ist, zeigen mir die Bitcoiner im Energy Lab. Dies ist Teil 2 der Reportage. Warum Terahash kein klassisches Mining-Unternehmen ist und wie man die europäische Mining-Industrie in der Politik stärken will, lest ihr im ersten Teil. Auf dem Weg vom schicken Büro in den Keller durchqueren wir zwei schwere Türen. Schlagartig ist mir heiß – und es ist laut. Im sogenannten Energy Lab angekommen, fällt mir die Mining-Anlage ins Auge. Mehrere Geräte verursachen den ohrenbetäubenden Lärm. Dann wird es still – Fabian hat die Lüfter deaktiviert. Jetzt hört man nur noch ein leises Blubbern von einem Becken mit denselben Geräten nebenan. Die Miner laufen weiter – nur eben mit Immersionskühlung. "Die Geräte erzeugen weniger Lärm, das ist einer der Vorteile von flüssigkeitsgekühlten Maschinen. Es sind keine speziellen Miner, nur die Lüfter wurden für den reduzierten Geräuschpegel modifiziert." Fabian ist einer der Bitcoin-Experten bei Terahash. Kristian Kläger hat ihn im November 2022 an Bord geholt. Mit den acht modifizierten Bitcoin-Mining-Geräten kommt das Unternehmen auf eine Hashrate von 900 Terahash (die Einheit) pro Sekunde. Terahash ist Teil eines Mining-Pools I Quelle: Michael Richter Um mit dieser Rechenleistung einen gültigen Bitcoin-Block zu finden, stehen die Chancen 1 zu 428.276 – eher schlecht. Terahash ist daher Teil eines Mining-Pools, der die Hashrate der Mitglieder aggregiert. Dadurch hat das Bitcoin-Unternehmen aus dem Schwabenland schon mehr als 0,2 BTC erhalten. Bitcoin-Mining für warmes Wasser – so geht's Die Mining-Geräte liegen in einem Ölbad. Ich wundere mich: "Macht das Öl die Miner nicht kaputt?" Klar: Um Oliven- oder Motoröl handelt es sich nicht. Aber selbst ein "einfaches Ölbad" aus dem Baumarkt könnte die Geräte zerstören. Bei der Immersionskühlung verwendet man allerdings ein Mineralöl, wie mir der Bitcoin-Experte erklärt. Die Mining-Rigs liegen in einem Ölbad und laufen auf Hochtouren – alles schön leise I Quelle: Michael Richter Bei dieser Methode wird "die Wärme, die beim Mining entsteht, nicht einfach verschwendet. Wir nutzen sie, um andere Prozesse zu unterstützen", betont Fabian. Hierbei kommen spezielle Kühlrippen und das Ölkühlungssystem zum Einsatz. Das heißt: "Unten kommt kühles Öl rein, wird durch das Mining erwärmt und fließt dann nach oben, um dort Wärme abzugeben", fügt er hinzu. "Bitcoin ist ein Abfallprodukt" Die Technologie gibt es erst seit zwei Jahren. In fünf Jahren soll die Hardware effizienter sein. Bisher müsse man die Geräte noch umbauen. Allerdings gäbe es auch schon eine neue Konzeption, die "immersion-ready" seien. Sprich: Miner bestellen, ins Ölbad tauchen und die Hashrate läuft – ohne komplizierte Umbauungen. Für das Geschäftsfeld von Terahash "ist das mega spannend." Ein wesentliches Element ist der Wärmetauscher, der kaltes Wasser mit dem erwärmten Öl in Kontakt bringt. Dadurch wird die Wärme auf das Wasser übertragen, und das Öl kühlt ab. "Die Wärme, die wir produzieren, könnte in umliegenden Gemeinden für Heizzwecke genutzt werden", so Matthias, der Energieexperte bei Terahash. Diese effektive Kühlung spielt also nicht nur eine Rolle, um die Hardware vor Überhitzung zu schützen, sondern auch, um den Energieverbrauch zu optimieren. Dadurch lässt sich Strom monetarisieren. "Bitcoin ist dann das schönste Abfallprodukt der Welt", grinst Kristian. Mit Abwärme: Revolution in der Mining-Industrie Der Unternehmer spricht mir aus der Seele. Wir lachen – unter Bitcoinern fühlt man sich zu Hause. Wir diskutieren über die vergangenen Monate am Markt, die Inflation und die Wirtschaftslage. Bei den gestiegenen Strompreisen im Winter wäre ein zwischengeschalteter Miner Gold wert gewesen. "Die Abwärme der Mining-Geräte effektiv zu monetarisieren, wird immer wichtiger", kommt Fabian aufs Thema zurück. "Als Miner ist es wichtig, noch ein zweites Standbein zu haben." Der stark gefallene BTC-Kurs im November hat der Industrie die Augen geöffnet: Mining-Unternehmen mussten ihre Bitcoin-Bestände, teilweise sogar ihr "Tafelsilber" verkaufen, um liquide zu bleiben. Durch Abwärme der Miner erhitzt sich das Wasser I Quelle: Michael Richter "Deswegen ist es für Miner umso wichtiger, Wärme oder CO₂-Zertifikate zu verkaufen", erklärt mir der Bitcoiner. Diversifikation innerhalb des Mining-Unternehmens: "Du verkaufst Hashrate, aber produziert noch andere Produkte, durch die du liquide bleibst." Bitcoin zu zentral? Terahash ist kein klassischer Miner. Vielmehr forscht das Unternehmen aus der Nähe von Augsburg nach neuen Lösungsansätzen. Bei der Sicherheit macht man Bitcoin wenig vor. Dafür gibt es bei der Dezentralität aber noch Potenzial nach oben. Während manche Bitcoiner Kritik an ihrem heiligen Gral nur schwer verkraften, geht Kristian Kläger offen damit um. Im Keller seines mittelständischen Unternehmens spricht er Klartext: "Ich weiß um die zentrale Verteilung im Mining-Sektor. Allerdings steht das Netzwerk an einem Wendepunkt: Mehr dezentrale Strukturen könnten die zukünftige Ausrichtung sein. Das würde bedeuten, dass die großen, zentralisierten Mining-Farmen möglicherweise kleineren, dezentralen Einheiten weichen." Dauern könnte das aber noch bis nach dem Halving im Jahr 2028. Darüber durfte der Terahash-CEO Monate nicht sprechen Bis es so weit ist, hat Terahash noch viel Arbeit vor sich. Abseits der Energieforschung fokussiert sich die Bitcoin-Plattform auf Bildung und die Organisation von Messen und Events. Dafür ist Terahash eine strategische Partnerschaft mit dem Blocktrainer eingegangen. Kristian grinst: "Darüber durfte ich Monate nicht sprechen." Zusammen will man den Bitcoin-Standort Deutschland revolutionieren. Auch eine Revolution: Das Energy Lab im Keller des Unternehmens. Bisher waren schon Politiker, Banker und zahlreiche Bitcoiner zu Besuch, die alle mehr über die Mining-Forschung wissen wollten. Wir verlassen den aufgeheizten Raum wieder, machen noch ein paar Fotos und stehen wieder im schicken Büro, bei einem Plausch über die Inflation, Fiat-Shitcoins und Rabbit Holes – Bitcoiner eben.

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