Russlands Weg zum Blockchain-Staat Der Kreml setzt auf Krypto – kann er die Sanktionen doch umgehen?

Russland will digitale Währungen in die Wirtschaft integrieren und Bitcoin Mining fördern. Ein Ausweg aus dem westlichen Sanktionsregime? So real ist die Gefahr.

Giacomo Maihofer
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Russland

Beitragsbild: Picture Alliance

Putin akzeptiert Zahlungen für Gaslieferungen von “freundlichen” Staaten bald auch in Bitcoin. Das erklärte der russische Präsident in der vergangenen Woche. Russlands Premier forderte: Digitale Währungen sollten so schnell wie möglich in das eigene Finanzsystem integriert werden, auch Bitcoin-Mining wolle man fördern. Es scheint, als transformiere sich Russland zu einem Krypto-Staat. Kann der Kreml so die westlichen Sanktionen umgehen?

Die Angst davor bewegt Politiker im Westen seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges. Europa, die USA und Großbritannien haben Kryptowährungen zwar längst in ihre Sanktionspakete mit eingeschlossen. Doch vielen Politikern ist das nicht genug, führend unter ihnen die EZB-Chefin Christine Lagarde. “Krypto ist eine Bedrohung”, erklärte sie. Lagarde ist sich sicher, dass Kryptowährungen genutzt würden, um die Sanktionen des Westens zu umgehen.

Russische Aktivitäten lassen sich beobachten

Dass sanktionierte Russen im großen Stil auf Kryptowährungen setzen, lasse sich bisher nicht direkt beweisen, schreibt Chainalysis, einer der größten Datendienstleister der Welt, in einem neuen Bericht, der BTC-ECHO vorliegt. Seit 2014 überwacht das US-amerikanische Unternehmen die Aktivitäten von Geldwäschern und Betrügern, kooperiert dabei mit Regierungsbehörden. Nun nimmt es auch sanktionierte Russen ins Visier. Also, Grund zur Entwarnung?

Mit einem Einsatz von Kryptowährungen würde Putin den Rubel weiter entwerten. Durch die Blockchain sind Aktivitäten im Netzwerk transparent. Behörden können sie im Normalfall leichter zurückverfolgen. Eine Alternative sind sogenannte Privacy Coins (Monero, ZCash, Mina), sie boomen seit Beginn des Krieges. Aber ihre Marktkapitalisierung ist für Russlands Bruttoinlandsprodukt viel zu gering. Gänzlich abtun lassen sich die Sorgen westlicher Politiker aber nicht. Das räumt auch Chainalysis in seinem Bericht ein. Punktuelle Aktivitäten russischer Accounts lassen sich beobachten. Viele Fragen bleiben offen.

Nach Beginn der Invasion explodierte der Handel zwischen Kryptowährungen und dem Rubel kurzzeitig um 900 Prozent. Chainalysis interpretiert dahinter das Treiben von Kleininvestoren, also einfachen Leuten. Auch russische Wale verschoben im März über dubiose Kryptobörsen ein Vermögen in Wert von 62 Millionen US-Dollar, ein Rekordwert seit Mai 2021. Gehörten diese Accounts sanktionierten russischen Oligarchen? Chainalysis kann das nicht sagen.

Russland kann außerdem sein Vermögen mit digitalen Währungen waschen, über Hochrisiko-Kryptobörsen und das eigene Darknet, Hydra. Weder Handelsvolumen noch die Aktivitäten scheinen bisher nennenswert groß zu sein. Um Geld zu waschen, muss man es in einem komplizierten Verfahren mixen. Das maximale Volumen dafür liegt bei 30 Millionen US-Dollar pro Tag. Es würde Jahre dauern, bis das russische Vermögen gewaschen ist.

Russland setzt auf Bitcoin-Mining

Eine größere Gefahr geht vom Mining von Bitcoin aus. Der Iran schürft seit einiger Zeit digitales Gold, um Sanktionen des Westens zu umgehen. Russland könnte seinem Beispiel folgen, warnt Chainalysis. Der Anteil des Landes an der Hashrate von Bitcoin lag laut dem Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index bereits im August 2021 weltweit an dritter Stelle, nach den USA und Kasachstan.

Tatsächlich haben russische Dienste seit Anfang 2022 bereits wesentlich mehr Kryptowährung von Mining-Pools erhalten, schreibt Chainalysis. Sollte das Schürfen von Bitcoin bald durch den russischen Staat gefördert werden, dürfte sich der Anteil deutlich erhöhen.

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