Vorladung: Darum braucht PayPal keine Angst vor der SEC zu haben

Es gibt wieder Ärger. Die US-Wertpapieraufsicht SEC hat PayPal wegen ihres US-Dollar-Stablecoins PYUSD vorgeladen. Warum die Behörde im Streitfall riskiert, den Kürzeren zu ziehen. Ein Kommentar. Der Zahlungsdienstleister PayPal hat eine Vorladung von der amerikanischen Wertpapieraufsicht SEC erhalten. Das Unternehmen muss nun Nachfragen zu ihren US-Dollar-Stablecoin PYUSD beantworten. Entsprechend stellt sich die Frage, inwiefern die SEC gegen den Stablecoin vorgehen kann. Schließlich ist bekannt, dass die Behörde und insbesondere ihr Vorsitzender Gary Gensler eine kritische Haltung gegenüber der Krypto-Ökonomie besitzen. Warum die SEC mit ihrem Anti-Stablecoins-Kurs Gefahr läuft, gegen Staatsinteressen zu handeln, sie in Wahrheit dankbar für den PYUSD-Stablecoin sein sollte und langfristig nur gegen den Kryptosektor verlieren kann. Gegen PayPal: Die SEC bleibt sich treu Als PayPal im August ihren US-Dollar-Stablecoin herausgegeben hat, war die Verwunderung unter Marktbeobachtern groß. Schließlich war bekannt, dass die SEC bislang versucht hatte, derartige Projekte zu unterbinden. Zumal die US-Behörde bereits in einem Gerichtsstreit mit dem PayPal-Kooperationspartner Paxos verwickelt ist. So ist Paxos nicht nur der Herausgeber vom PYUSD, sondern auch von dem Binance Stablecoin BUSD. Ob es sich bei der aktuellen Vorladung nur um einen "kritischeren Wissensaustausch" handelt oder versucht wird gegen den Stablecoin vorzugehen, ist nicht bekannt. Dass die SEC hingegen nach jedem erdenklichen Schlupfloch Ausschau hält, um etwas gegen de PYUSD vorzubringen, ist nicht gerade unwahrscheinlich. Schließlich hat sie durch zahlreiche Klagen gegen Krypto-Unternehmen sowie zahlreiche Ablehnungen und Fristverlängerungen von Lizenzen sowie Bitcoin-Spot-ETF-Anträgen bewiesen, dass sie alles daransetzt, den Kryptosektor auszubremsen. Stablecoins als neue Front Aus strategischer Sicht könnte sich die SEC mit einem potenziellen Stablecoin-Angriff mehr schaden als nützen. Schließlich steht sie bereits durch die Bitcoin-Spot-ETF-Anträge im öffentlichen Fokus. Auch hatte sie zuletzt mehrere Gerichtsschlappen hinnehmen müssen, sei es im Rechtsstreit gegen Ripple und Coinbase oder bei den Bitcoin-Spot-ETF-Anträgen. Als wäre dies noch nicht genug, gibt es einen heftigen Richtungsstreit innerhalb der SEC, da nicht mehr jeder Mitarbeiter den Anti-Krypto-Kurs mittragen möchte. Der Rückhalt von Seiten der Politik bröckelt immer weiter, gerade aus dem republikanischen Lager regt sich heftiger Widerstand. Kurzum: Gegen PayPal ein neues Fass aufzumachen, könnte die Behörde und ihren Vorsitzenden, noch weiter überfordern und noch weiter in die Ecke drängen. In ihrer aktuellen Verfassung wäre ein derartiger "Krypto-Mehrfrontenkrieg" strategisch nur bedingt sinnvoll. Der PayPal-Stablecoin ist patriotisch Im Gegensatz zu Kryptowährungen, die die SEC versucht, als Wertpapiere zu deklarieren, dürfte die Unterstützung seitens der US-Regierung bei Stablecoins noch deutlich geringer ausfallen. Dadurch, dass PYUSD mit US-Dollar beziehungsweise US-Staatsanleihen hinterlegt sind, hilft der Stablecoin dem amerikanischen Staat sich zu refinanzieren. Bedenkt man, dass immer mehr große Abnehmer von US-Staatsanleihen, wie Russland oder China, wegbrechen, versprechen Stablecoins einen neuen US-Dollar-Absatzmarkt. Folglich dürfte die US-Regierung und insbesondere das US-Finanzministerium die kritische Haltung der SEC und Fed gegenüber Stablecoins nicht teilen, da es aus fiskal- und geopolitischer Sicht nicht sinnvoll ist, die neue digitale Geldform zu unterbinden. Der Stablecoin-Konkurrenz Tether zählt bereits heute zu den größten Aufkäufern von US-Staatsanleihen. Sollte der Stablecoin-Sektor weiterhin wachsen, was anzunehmen ist, dann geht es zukünftig nicht mehr um Milliarden, sondern um Billionen von US-Dollar. PYUSD: Mehr Kontrolle geht nicht Ein weiter Aspekt, der gegen einen PYSUD-Crackdown spricht, ist der Umstand, dass aus Behördensicht der PYUSD ein regulatorischer Musterknabe ist. Im Gegensatz zu anderen Stablecoins weist der PYUSD einen viel höheren Zentralisierungsgrad auf, der sich hervorragend von Behörden kontrollieren lässt. Auch wenn der PYUSD auf der öffentlichen Ethereum Blockchain aufgesetzt ist, hat PayPal eine Hintertür im Smart Contract eingebaut, die es jederzeit ermöglicht, die Gelder in PYUSD einzufrieren. Diese Möglichkeit gibt es bei Tether beispielsweise nicht. Als Behörde nun den Player zu schwächen, der sich von allen Akteuren am besten kontrollieren lässt, ist nicht gerade klug. Schließlich würde man damit Ausweichbewegungen fördern, die man möglichst vermeiden will. Ein Kampf gegen Windmühlen Die SEC muss akzeptieren, dass sie Innovation nicht aufhalten, sondern bestenfalls nur verzögern kann. Es ist bereits zu spät, um Stablecoins in den USA zu stoppen. Selbst wenn der Behörde Teilerfolge gegen einen einzelnen Krypto-Akteur gelingen, stehen die nächsten Anträge und Klagen bereits vor der Tür. Gleichzeitig ergeben sich immer mehr regulatorische Alternativen im Ausland, siehe MiCA-Verordnung in der Europäischen Union. Vor diesem Hintergrund ist es eher unwahrscheinlich, dass es jetzt – nachdem der PYUSD bereits seit über drei Monaten draußen ist – der SEC noch gelingt, empfindlich gegen den PayPal-Stablecoin vorzugehen. Sollte die SEC dabei versuchen, die "Wertpapierkarte" zu spielen und PayPal vorwerfen, mit ihren PYUSD nicht-registrierte Wertpapiere herauszugeben, wäre ihre Glaubwürdigkeit endgültig an einem neuen Tiefpunkt angekommen.

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