DekaBank im Interview “Bitcoin ist eine Kunstwährung”

Die DekaBank hat jüngst eine Kryptoverwahrlizenz beantragt und arbeitet am Angebot für Kunden. Die COO im Interview über Bitcoin, Blockchain und die Krypto-Strategie des deutschen Finanzinstituts.

Dominic Döllel
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DekaBank

Beitragsbild: DekaBank

| Marion Spielmann ist Leiterin COO für Bankgeschäftsfelder und Verwahrstelle bei der DekaBank

Anfang des Jahres kommt es bei der DekaBank Schlag auf Schlag. Innerhalb von nur einer Woche verkündet das Kredithaus der Sparkassen eine Partnerschaft zur Verwahrung von digitalen Vermögenswerten und beantragt eine Kryptoverwahrlizenz. Für manche Kunden ein Fingerzeig in Richtung Bitcoin und Co.

Im Interview mit BTC-ECHO erklärt Marion Spielmann, Leiterin COO Bankgeschäftsfelder und Verwahrstelle bei der DekaBank, wie die Krypto-Strategie aussieht, ob Bitcoin das Potenzial als Währungsmittel hat und wieso die Kryptowährung ihrer Meinung nach kein “stabiles Wertaufbewahrungsmittel” ist.

BTC-ECHO: Wieso hat die DekaBank eine Krypto-Verwahrlizenz beantragt?

Marion Spielmann: Wir sind das Wertpapierhaus der Sparkassen. Als solches bilden wir die komplette Wertpapier-Wertschöpfungskette von der Emissionen über den Handel und die Verwahrung ab. Die Blockchain-Technologie wird im Wertpapiergeschäft zu wesentlichen Veränderungen führen. Für unsere Kunden und Eigentümerinnen, die Sparkassen, möchten wir Wertpapiere auch in der digitalen Welt ganzheitlich abbilden können. Da gehört die Kryptoverwahrung mit dazu.

Die dwpbank ermöglicht bereits allen angeschlossenen Banken, zu denen auch ihr Finanzinstitut gehört, die Möglichkeit, ihren Kunden Bitcoin anzubieten. Bedeutet das, dass Kunden bald Kryptowährungen über die Deka kaufen können?

Wir möchten unseren Kunden und Eigentümerinnen einen Zugang zu digitalen Assets ermöglichen. Dabei reden wir beispielsweise über Krypto-Wertpapiere oder -Fonds. Kryptowährungen gehören gegenwärtig nicht dazu. Wir haben innerhalb der Sparkassen-Organisation eine Entscheidung getroffen: Wir glauben, dass Kryptowährungen für Kunden, die ein allgemeines Verständnis über Finanzprodukte haben, zu risikoreich sind. 

Allerdings gibt es auch die Gruppe der Selbstentscheider, die ihre Risiken besser eigenverantwortlich beurteilen können und mit einem anderen Investitionszweck unterwegs sind. Beispielsweise nicht für die langfristige Vermögensbildung, sondern eher den kurzfristigen Spekulationserfolg. Es kann sein, dass Sparkassen diesen Kunden, den Zugang über die dwpbank ermöglichen. Grundsätzlich haben diese Kunden aber auch heute schon die Möglichkeit, beispielsweise über Dritte diesen Markt für sich in Anspruch zu nehmen.

Kunden, die zwar Interesse haben, sich aber nicht auskennen, gehen dann zu unregulierten Anbietern. Hier könnte die Deka dem Kunden ein Verständnis für derartige Risiken schaffen, oder?

Wenn wir in Deutschland Finanzprodukte an Privatkunden vertreiben, müssen wir unsere Kunden, laut Gesetz, aufklären und beraten. Wie man mit Kryptowährungen in der Anlageberatung umgeht, war bisher nicht definiert. Daher gibt es im deutschen Markt keine Anlageberatung, wie wir den Kunden über Risiken und Chancen aufklären. Der regulatorische Rahmen dafür fehlte.

Könnte sich das mit der kommenden MiCA-Verordnung ändern?

Die MiCA gibt gewisse Verbraucherschutzvorschriften für die Ausgabe, den Tausch, die Verwahrung und den Handel von Kryptowerten vor. Allerdings gibt es keine detaillierten Angaben, wie das Anlageberatungsthema zu handhaben ist. Hier muss sich erst eine aufsichtsrechtliche Praxis entwickeln. Wir haben jetzt diesen regulatorischen Rahmen, durch den Banken und Anbieter wissen, was sie erfüllen müssen. Es bleibt allerdings die Frage, ob die Nachfrage nach Kryptowährungen beim typischen Kunden, der Vermögen für seine Altersvorsorge aufbauen will, überhaupt vorhanden ist.

Im Research “Aufbruch in die neue digitale Welt“, heißt es, Bitcoin sei kein “stabiles Mittel” zur Wertaufbewahrung. Beim Vergleich der Wertentwicklung von Bitcoin mit dem Euro seit 2009 fällt allerdings auf: Hätte man in Bitcoin investiert, wäre der Wert gestiegen. Der Wert vom Euro ist durch die Inflation sogar zurückgegangen. Ist Bitcoin daher nicht genau das: ein Wertaufbewahrungsmittel?

Mit der Inflation gibt es gerade eine Sondersituation. Und es kommt auch immer darauf an, zu welchem Zeitpunkt das Investment in Bitcoin stattfindet. In den letzten zwei Jahren hat man gesehen, dass durch die Volatilität bei Bitcoin viel Kapital vernichtet wurde. Wenn ich mir heute das Zentralbankgeld anschaue, hat der Kunde trotz Inflation einen Gegenwert und eine Kaufkraft. Bei Bitcoin hat man das Problem, dass es als Zahlungsmittel immer noch nicht akzeptiert ist. Auch in El Salvador sehen wir, dass, obwohl Bitcoin ein gesetzliches Zahlungsmittel ist, wenige Transaktionen stattfinden. 

Bitcoin ist eine Kunstwährung, die keine Akzeptanz in der breiten Bevölkerung genießt. Wenn Kryptowährungen diesen Status nicht durchbrechen, dann bleiben sie für viele uninteressant. 

Sehen Sie in Zukunft Potenzial, für Bitcoin als funktionierende Währung?

Es gibt diese große Diskussion, ob Bitcoin eine Krisenwährung ist. Inflationsbedingt und aufgrund der Bankenkrise, hat der Bitcoin wieder Zuwachs bekommen. Wie nachhaltig dieser Zuwachs ist, hängt davon ab, ob er als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Ich muss mit dem Bitcoin auch irgendetwas tun können.

Nachhaltigkeit ist im Übrigen ein gutes Stichwort, denn auch hinsichtlich seines Energieverbrauchs hat der Bitcoin große Schwächen. Der verwendete Proof-of-Work-Konsensmechanismus weist einen erheblichen Stromverbrauch auf. Auch wenn dies geschieht, um die Integrität der Blockchain vor Angreifern zu schützen, ist diese Art der Konsensfindung ineffizient. Andere Konsensmechanismen, wie beispielsweise Proof-of-Stake und Proof-of-Authority, verbrauchen signifikant weniger Energie.

Eine reine Wertaufbewahrungs-Kryptowährung ist er zudem nicht, dafür ist er zu volatil. Nur wenn der Bitcoin diese Akzeptanz im Markt als Zahlungsmittel bekommt, hat die Kryptowährung eine Chance.

Vielen Dank für das Gespräch.

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