Mozilla- und Brave-Gründer im Interview “Ich fühle mich wie Dr. Frankenstein”

Er erfand JavaScript, gründete Mozilla. Jetzt arbeitet Brendan Eich mit Brave am Web3.0. Ein Gespräch über Reue, Gott – und ein freies Internet.

Giacomo Maihofer
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Brave

Beitragsbild: BTC-ECHO

| Vom World Wide Web ins Web3. Brendan Eich revolutioniert seit fast dreißig Jahren das Internet.

Die wenigsten kennen seinen Namen, doch Brendan Eich ist einer der großen Pioniere des Internets. 1961 in Pittsburgh, USA, geboren, revolutionierte er das Netz gleich mehrfach. Bei Netscape erfand er 1995 JavaScript, eine der wichtigsten Programmiersprachen. Dann gründete er 1998 Mozilla Firefox. Seit 2015 arbeitet er als Gründer und CEO an Brave – dem führenden Kryptobrowser – an der Verwirklichung eines freien und privaten Web3. Mittlerweile nutzen über 60 Millionen Menschen den Browser pro Monat.

Wir sprachen auf dem Web Summit in Lissabon mit der Internetlegende über sein Erbe als Programmierer, seine Beziehung zu Gott – und den Kampf um die Zukunft des World Wide Web. Ein Porträt von ihm findet ihr in der Januarausgabe des BTC-ECHO Magazins.

BTC-ECHO: Deine Programmiersprache JavaScript ist zum Motor des Überwachungskapitalismus von BigTech geworden, vor allem durch die Einführung von Cookies. Wie fühlt sich das für dich als Erfinder an?

Brendan Eich: Ich fühle mich wie Dr. Frankenstein. Du musst das Monster töten, das du erschaffen hast. Das ist Teil meines Erbes. Ich leiste meinen Beitrag dazu, es zu korrigieren. Mit unserem Browser Brave blocken wir einen Großteil der Cookies standardmäßig.

Siehst du eine Verbindung zwischen deiner Arbeit bei Netscape, Mozilla und Brave? Eine Hauptmotivation, ein Ideal?

Ich interessiere mich sehr für Systeme und dafür, wie Menschen Computer nutzen können – für gute und für böse Zwecke. Seit Netscape stelle ich das Wohlbefinden der Nutzer in den Vordergrund. Es ist egal, ob es um das Internet geht oder jede andere Form von Netzwerk. Du kriegst immer Machtzentren mit Gewinnern. Und die können ihre Macht missbrauchen oder einfach fahrlässig damit umgehen. Was das Internet angeht, können wir zurückschlagen – einen besseren Deal bekommen. Mozilla wollte eine aggressive Form des Blockierens von Werbung und Tracking nicht umsetzen, jetzt mache ich es mit Brave. Wir sind in sechs Jahren von null auf 60 Millionen monatlicher Nutzer gewachsen. Jemand musste es tun. Und so haben wir es gemacht.

BTC-ECHO: Du bist Katholik. Was bedeutet Religion in deinem täglichen Leben und für deine Arbeit als Programmierer?

Ich denke, als Mensch glaubst du immer an etwas, es kann Geld sein oder der Wunsch, die Welt zu einer Utopie zu machen, die nie existieren wird. Du landest in einem fragilen psychischen Zustand, wenn das, was du dir wünschst, nicht eintritt. Das passiert immer. Deshalb ist es für mich wichtig, die Dinge in eine Perspektive zu rücken. Wir sind hier auf Erden für eine kurze Zeit. Wir Christen handeln aus Liebe zu Gott und um ihn zu ehren, denn alles Gute kommt von ihm. Das heißt: Wir sollten uns selbst nicht an erste Stelle setzen, sondern uns als Teil von etwas sehen, das wir noch nicht ganz verstehen. Das ist die Herausforderung des Lebens. Eine Antwort auf die Frage zu finden: Warum bist du als Mensch hier?

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