US-Chef von Ontology “In der Zukunft kann jeder seine Daten zu Geld machen”

Ontology will Nutzern die Macht über ihre Daten zurückgeben. Ein Gespräch über Blockchain als Ausweg aus dem Überwachungskapitalismus. BTC-ECHO hat mit US-Ontology-Chef Erick Pinos gesprochen.

Giacomo Maihofer
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Ontology

Beitragsbild: Shutterstock

Erick Pinos, 26, arbeitet seit drei Jahren als Geschäftsführer der US-Abteilung von Ontology. Das Projekt startete auf der Blockchain NEO, dem “chinesischen Ethereum”. Seit 2018 läuft Ontology auf einer unabhängigen Blockchain und ist ein wiederkehrender Gast in den Top 50 der wertvollsten Krypto-Projekte. Der Fokus der Blockchain liegt auf Geschwindigkeit und Privatsphäre. Sie zählt heute viele renommierte Partner, u.a. Google Clouds.

Der Hauptsitz von Ontology liegt in Singapur, das Team arbeitet aber rund um die Welt verteilt. Erick Pinos lebt in San Juan, der Hauptstadt von Puerto Rico. Er kümmert sich bei Ontology um Lösungen für digitale, souveräne Identitäten im Web 3.0. Mit ihnen sollen Menschen selbst Herren über ihre Daten werden.

BTC-ECHO hat mit Erick Pinos gesprochen – über Alternativen zum Überwachungskapitalismus von Big Tech und Privatsphäre im Metaverse.

BTC-ECHO: Viele sprechen mit Blick auf die Vormachtstellung von Meta, Google und Co. vom Zeitalter des Überwachungskapitalismus. Was bedeutet das für dich und wo siehst du die größten Gefahren für unsere Zukunft?

Erick Pinos: In unserer Welt werden viele digitalen Dienstleistungen kostenlos angeboten. Aber sie sind nicht gratis. Du selbst wirst zum Produkt – in Form deiner Daten. Diese Unternehmen sammeln Informationen über dich und deine Familie und verkaufen sie an Datenbroker, die sie für den Zweck von zielgerichteter Werbung weiter verscherbeln. Das machen heute längst nicht mehr nur die Big-Tech-Firmen. Es ist ein gigantisches Geschäftsmodell, auch für viele Start-ups.

BTC-ECHO: Wie stellst du dir einen ethischen Umgang mit Daten vor?

Momentan läuft es so: Ich stimme den Nutzungsbedingungen von Meta zu und verliere die Rechte an meinen Daten – für immer. Nutzer sollten in der Lage sein, in jedem Einzelfall selbst zu bestimmen, welche Daten sie teilen wollen und welche nicht. Ein Persönlichkeitstest? Okay. Die Adresse meiner Familie? Nein. Und sie sollten an dem Gewinn beteiligt werden, der beim Verkauf der Daten erwirtschaftet wird.

BTC-ECHO: Warum brauche ich dafür eine Blockchain?

Sie dient als Fundament für das Management und den Transfer von Daten. Wenn du dich irgendwo anmeldest, werden oft allerhand Informationen von dir verlangt, um deine Identität zu verifizieren. Die Bank will diese vielleicht anhand deiner Sozialversicherungsnummer überprüfen, ein Zahlungsdienstleister mit der Adresse. Deine Informationen sind überall in Datenbanken verstreut, die gehakt werden können.

Mit der Blockhain haben wir eine Möglichkeit, diese Informationen alle in Form von verifizierbaren Credentials zu speichern. Das heißt: Deine Daten befinden sich auf einer Blockchain. Du lässt diese ein Mal verifizieren. Ab dann reicht der Hash deiner überprüften Blockchain für die Verifizierung. Das ist eine von mehreren Anwendungen, an denen wir bei Ontology arbeiten.

BTC-ECHO: Du beschreibst die Idee einer souveränen digitalen Identität. Sie ist mittlerweile schon einige Jahre alt. Viele Blockchain-Start-ups haben Lösungen dafür präsentiert. Warum wird sie noch nicht überall genutzt? Was hält euch zurück?

Die Technologie funktioniert. Es wird wie mit NFTs sein. Die gab es auch schon seit 2017 und alle hielten es für eine coole Idee. Der Hype ging erst los, als die Leute verstanden: Damit können sie richtig Geld machen.

Wir werden irgendwann die ersten Medienberichte über Menschen lesen, die mit ihren Daten Geld verdienen. Es wird eine ganze Industrie entstehen: mit Influencern, Beratern, Konferenzen. Solange haben wir noch Zeit, die Technologie wirklich bombensicher zu machen. Wenn du mit den Daten von Menschen hantierst, darf es keine Schwachstellen geben.

BTC-ECHO: Momentan träumen alle Konzerne dieser Welt vom Metaverse, dem 3D-Internet der Zukunft. Über Datensicherheit redet kaum jemand. Worauf sollten wir jetzt achten?

Mit dem Metaverse wird es in Bezug auf die Privatsphäre noch intimer und sensibler werden. Es geht bei den Daten nicht mehr nur um deine Interessen oder Suchanfragen, sondern um dein Verhalten in einem virtuellen Raum: Wohin gehst du, wie bewegst du dich, wohin blickst du, was machst du am Controller?

Wir dürfen nicht die Fehler wiederholen, die wir mit den sozialen Medien gemacht haben, sondern müssen ethische Richtlinien erarbeiten, bevor die Technologie marktreif ist. Diese Daten können sehr wertvoll sein und es kann auch etwas Gutes dabei herauskommen. Aber die Leute müssen sich im Klaren sein, dass sie auf diese Weise überwacht werden könnten und sie sollten entscheiden, ob sie das im Einzelfall wollen – oder nicht.

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