Bitcoin ist das sicherste Netzwerk der Welt, das zumindest behaupten Maximalisten. Niemand könne der Blockchain etwas anhaben, selbst große Unternehmen oder gar Regierungen. Auch die Dezentralität wird hochgelobt, mit anderen Kryptowährungen brauche man sich gar nicht erst zu vergleichen.
Ob das stimmt? Kritiker bezweifeln es. Zugegeben: Die Superlativen bei Bitcoin sind schwer vorstellbar. Dass sich das Netzwerk aber zumindest gegen groß angelegte Angriffe wehren kann, hat man bereits bewiesen. Bekannt ist dieser Vorfall unter dem Namen Blocksize War.
Dezentralität: Deswegen sind kleine Blöcke wichtig
Der “Krieg” entstand als Diskussion um die Größe der Blöcke. Gründer Satoshi Nakamoto hat die Blockgröße auf ein Megabyte pro Block festgelegt, sodass jeder Mensch die Möglichkeit zur Teilnahme hat. Gegenüber BTC-ECHO erklärt die Bitcoin-Expertin und “Mutter der kleinen Hodler” Lina Seiche:
Kleine Blöcke sind entscheidend dafür, Bitcoins Dezentralität zu bewahren. Ein Schlüsselbaustein von Bitcoin ist die Fähigkeit jedes einzelnen Nutzers, alle Blöcke, die je gemint, sowie alle Transaktionen, die je gesendet wurden, und damit die gesamte Bitcoinmenge unabhängig zu verifizieren. Das funktioniert über Nodes. Jede Node ist eine Kopie der Bitcoin-Blockchain, die du, ich oder jeder andere Mensch herunterladen kann. Dadurch, dass Nodes ständig ihre Kopien miteinander abgleichen, wird sichergestellt, dass niemand “heimlich” irgendetwas an der Blockchain ändern kann.
Derzeit ist die Blockchain 560 GB groß. Sollten die Blöcke allerdings größer werden, würde die Blockchain schneller wachsen und mehr Platz einnehmen.
Dabei gilt: Je mehr Platz benötigt wird, desto teurer wird es für den Endnutzer, eine eigene Node zu betreiben. Das Netzwerk würde zentralisierter werden.
Für größere Blöcke: Diese Unternehmen wollten den Bitcoin Code ändern
Der Vorschlag, die Blockgröße auf acht Megabyte zu erhöhen, fand Anklang bei den größten Unternehmen der Branche. Coinbase, Grayscale, die Digital Currency Group, große Mining-Unternehmen, der ASIC-Hersteller Bitmain sowie zahlreiche weitere große Bitcoin-Dienstleister trafen sich 2017, um eine Änderung des Codes zu diskutieren. Im sogenannten New York Agreement einigte man sich auf eine neue Blockgröße von zwei Megabyte pro Block.
“Die Gruppe der unterzeichneten Unternehmen stellt eine kritische Masse des Bitcoin-Ökosystems dar”, heißt es in der Veröffentlichung. Insgesamt stellten diese Unternehmen 83,28 Prozent der Rechenleistung im Netzwerk, leiteten monatlich 5,1 Milliarden US-Dollar des damals noch geringeren Transaktionsvolumens und kontrollierten 20,5 Millionen Wallets.
Man sollte meinen, ein privilegierter, einflussreicher Zusammenschluss der Industriegiganten könnte Bitcoin mit Leichtigkeit anpassen oder im Sinne ihrer Vorstellung formen. Die Bitcoin-Szene hatte dabei aber auch ein Mitspracherecht.
Gleiches Stimmrecht: Darum haben Bitcoin-Nutzer gewonnen
Über eine sogenannte User Activated Soft Fork (UASF) erklärten die Nutzer ihre Absicht: Mit der Erhöhung der Blockgröße war man nicht einverstanden. Immerhin gab es zu diesem Zeitpunkt bereits eine Lösung, die die Skalierungsprobleme bei Bitcoin lösen sollte: das (Segregated Witness) SegWit-Protkoll. Mehr dazu hier: SegWit, SegWit2x, UASF – Was ist das?
Die Betreiber von Bitcoin-Netzwerkknoten entschieden sich für SegWit und gegen den Vorschlag (SegWit2x) der Miner und Unternehmer. Zwar hatte SegWit2x Mitte 2017 eine Unterstützung von 83 Prozent der Rechenleistung des Netzwerks. Aber: Ohne Nutzer, die im Netzwerk teilnehmen, erzielen die Miner auch keine Einnahmen.
Letztlich führte dieser ökonomische Anreiz zur Kapitulation der Miner: Ende Juli 2017 gab Bitmain seine Unterstützung für SegWit bekannt, die Niederlage wurde am 8. November offiziell. Anstatt den Branchengiganten haben sich diejenigen durchgesetzt, für die Bitcoin gemacht ist: die Nutzer.
Bitcoin mit großen Blöcken: Das Netzwerk gibt es heute noch
Bitcoin mit großen Blöcken ist dennoch wahr geworden: Bitcoin Cash (BCH) forkte am 1. August 2017 beim Block 478.558. Die Kryptowährung hält sich seit Jahren in den Top-30, konnte sein ursprüngliches, 2017 erreichtes Allzeithoch aber nicht mehr durchbrechen. In den darauffolgenden Jahren kam es bei Bitcoin Cash zu zwei Hard Forks: Es entstanden Bitcoin SV und eCash.
Die Bitcoin-Szene hat nur wenig Sympathie für Bitcoin Cash. Aufgrund der größeren Blöcke gilt die Blockchain als weniger dezentral und findet im Vergleich zu Bitcoin deutlich weniger Zuspruch.
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