Das müssen Kunden wissen Wie steht es um Bitvavos 280 Millionen Euro auf Genesis?

Die Kundengelder der niederländischen Börse sitzen seit dem Auszahlungstopp bei Genesis fest. Bitvavo behauptet jedoch, die Lage im Griff zu haben.

Johannes Macswayed
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Bitvavo

Beitragsbild: Picture Alliance

| Bitvavo wurde 2018 gegründet

Die öffentlichen Streitereien und Anschuldigungen zwischen der Krypto-Börse Gemini und dem Konzern Digital Currency Group (DCG) sind hinlänglich bekannt. Mit der offiziellen Insolvenz des Tochterunternehmens Genesis vergangene Woche gingen die Verhandlungen mit dessen Gläubigern in die nächste Runde.

Mit dabei: Bitvavo, die niederländische Krypto-Börse, die 280 Millionen Euro beim bankrotten Lending-Dienst geparkt hatte. Seit Wochen verhandelt die Börse aktiv mit DCG, wie sie bisher in zahlreichen Updates berichtet. Darin behauptet die Börse jedoch auch immer wieder, dass ihre Plattform vom “Liquiditätsproblem” DCGs nicht betroffen sei. Bezüglich der Lage des Unternehmens herrscht entsprechend Verwirrung.

Bitvavo: “Plattform nicht beeinträchtigt”

Insgesamt verwahrt Bitvavo etwa 1,6 Milliarden Euro an Kundengeldern. Ein Teil dieser überwies Bitvavo Custody BV, der Ableger für Krypto-Verwahrung, laut eigenen Angaben an DCG und dessen Tochtergesellschaften. Man bot Kunden damit “Off-Chain-Staking-Dienste” an, wie es heißt.

Die 280 Millionen Euro landeten demnach bei Genesis und sitzen infolge des Auszahlungsstopps fest. Bitvavo unterscheidet von Plattformen wie Gemini aber in dieser Hinsicht, dass die Zahlung an Genesis nach eigenen Angaben vorfinanziert sei. Das Unternehmen garantiert also die eingezahlten Beträge für den Staking-Dienst. So können Kunden der Börse trotz der festsitzenden Gelder, “jederzeit” Auszahlungen tätigen. Das Staking auf der Börse läuft daher weiter, wenngleich man die Zinsen dafür nach unten korrigierte.

Das bedeutet aber auch, dass die Börse selbst für die fehlenden 280 Millionen Euro Kundengelder einsteht. Prompt entstanden Zweifel an Bitvavos finanzieller Lage. So berichtete das niederländische Magazin FD, dass die Gründer der Börse mit eigenem Kapital in Höhe von 110 Millionen Euro einspringen müssten, sollte man keine Rückzahlung mit Genesis vereinbaren können. Zudem habe man laut eigenen Angaben einen weiteren Kreditrahmen in Höhe von 70 Millionen Euro zur Verfügung. FD schloss daraus ein mögliches Loch von 180 Millionen Euro in der Bilanz des Unternehmens.

Uneindeutige Finanzlage

Bitvavo reagierte unmittelbar mit einer Stellungnahme zur eigenen finanziellen Lage. Man habe demnach reichlich Kapital im Falle eines Totalausfalls von Genesis, um die 280 Millionen Euro zu decken, heißt es darin. Als Beweis fungierte ein Screenshot mit einer vagen Aufstellung der Finanzen.

Quelle: bitvavo.com

Demnach käme man auf 293 Millionen Euro. Eigenkapital bilden dabei die Gewinne nach Dividendenausschüttung von 2021 und 2022, zusammen knapp 100 Millionen Euro. Man sieht jedoch auch, dass ein Großteil des Betrags von der Finanzspritze der Gründer ausgeht (Shareholder Einlagen). Auch bleibt offen, in welcher Höhe man Kredite ausschöpfen kann, wenn Genesis tatsächlich zahlungsunfähig ist.

In der Zwischenzeit versichert die Börse die eigene Solvenz weiter in ihrem Blog. Das Unternehmen habe so “umfangreiche Reserven” angesammelt. Diese seien laut eigenen Angaben aus den Jahresabschlüssen ersichtlich und durch den eigenen Buchhalter Grant Thornton bestätigt. Auf Anfrage des BTC-ECHO übergab Bitvavo Jahresabschlussbilanzen aus 2021, die sich mit den obigen Aussagen der Börse für den Zeitraum decken. Die Abschlussbilanz für 2022 steht jedoch noch aus.

Verhandlungen mit Genesis: Klärung in Sicht?

Mit der Übernahme der 280 Millionen Euro Schuld versuchte Bitvavo etwaige Panik unter den eigenen Kunden einzudämmen und gibt sich weiter Mühe, die eigene, finanzielle Gesundheit zu versichern. Berichten von Kunden zufolge laufe der Betrieb daher vorerst wie gewohnt. Da die Börse mit ihrem Eigenkapital für die Kundengelder garantiert, scheint viel jedoch von einer schnellen Einigung mit Genesis abzuhängen.

Ein Angebot seitens DCG zur Zahlung von 70 Prozent des Schuldbetrags in einem “für Bitvavo angemessenem Zeitraum” läge so bereits auf dem Tisch. Und wäre sicher eine deutliche Hilfe. Wie FD berichtet, sei es aus Sicht Bitvavos Gründer “wahrscheinlich, dass DCG auch den restlichen Betrag bezahlt”. Man sei nach “Einblick in die finanzielle Lage DCGs und auf Basis der fortlaufenden Verhandlungen” zu dem Entschluss gekommen.

Je länger sich der Fall aber zieht, desto kostspieliger dürfte er zweifelsohne werden. Dem letzten Update zufolge sei man mit der offiziellen Insolvenz hier nun einen “wichtigen Schritt” gegangen, um die Rückzahlung der Kundengelder zu gewährleisten.

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