Nach Winklevoss-Vorwürfen DCG-Chef Barry Silbert: “Das vergangene Jahr war das Schwierigste in meinem Leben”

Der DCG-Chef hält wenig von den Spekulationen um Genesis und den Vorwürfen von Winklevoss – für ihn nur “ein verzweifelter Publicity Stunt”. In einem offenen Brief an die Aktionäre nimmt Barry Silbert Stellung.

Johannes Macswayed
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DCG-Chef Barry Silbert

Beitragsbild: Shutterstock

| Die Digital Currency Group (DCG) kämpft unter anderem mit den Auswirkungen der Genesis-Pleite

Droht der Digital Currency Group (DCG) die Pleite? War der Krypto-Konzern mit FTX und Sam Bankman-Fried verstrickt? Und wurde nach dem Fall von Three Arrows Capital (3AC) bei Genesis gepfuscht? Zu diesen und weitere Fragen nahm DCG-CEO Barry Silbert gestern Abend Stellung. Kundengelder der Krypto-Börse Gemini in Höhe von 900 Millionen US-Dollar sitzen nach einem Auszahlungsstopp bei DCGs Tochterfirma Genesis fest. Nach angeblichen Hinhaltetaktiken vonseiten Silbert stellte ihm Gemini-Gründer Cameron Winklevoss ein Ultimatum. Scheinbar ohne Reaktion. Es folgten Vorwürfe über Lügen und Bilanzbetrug und auch Rücktrittsforderungen von Winklevoss.

DCG-CEO Silbert zufolge seien die Beschwerden von Winklevoss ein “verzweifelter und un-konstruktiver Publicity Stunt”. Es folgte ein Update zur Lage von Genesis und DCG, auf das die Krypto-Community lange wartete.

DCG-CEO reagiert auf Winklevoss-Vorwürfe

Silbert sinniert darin über die Anfänge seines Unternehmens und dessen Rolle im Aufbau des Krypto-Sektors. Die Nachrichten-Plattform CoinDesk und der größte Bitcoin-Fonds der Welt, GBTC, zählen zum Portfolio seines Unternehmens. Darunter jedoch auch die Lending-Plattform Genesis, die seit der FTX-Pleite in Schwierigkeiten steckt.

Die Krypto-Börse Gemini hatte knapp 900 Millionen US-Dollar an Kundengeldern dort geparkt, die jetzt festsitzen. Nach scheinbar erfolglosen Verhandlungen ging Gemini-Mitgründer Cameron Winklevoss in die Offensive. Der Vorwurf: Die DCG habe die Insolvenz von Genesis vertuscht. Gelder seien illegal zwischen dem Mutterkonzern und der Tochter geflossen. Barry Silbert sei ein Betrüger, behauptet Winklevoss.

Nach langer Stille dann eine Reaktion des DCG-Chefs – seine ausführlichste seit Monaten. Und doch eher nichtssagend. Die konkreten Vorwürfe umgeht er weiter. Das Jahr 2022 sei für ihn das “Schwierigste [seines] Lebens” gewesen. Zudem sei es “herausfordernd, die eigene Integrität und gute Absicht infrage gestellt” zu sehen. Seine restliche Rede enthielt einige Floskeln.

Man strebe weiter danach, “ein besseres Finanzsystem zu bauen”, mit dem Rest des Sektors “gemeinsam zu wachsen” und positioniere sich auf “langfristigen Erfolg”. Dies sei nötig, da die Reputation und Glaubwürdigkeit des Krypto-Sektors von “einer Welle noch nie dagewesenen Betruges und kriminellen Verhaltens” zerstört sei.

DCG: Antworten nur bedingt aufschlussreich

Stellenweisen Informationsgehalt hatte immerhin die FAQ-Sektion von DCGs Statement. Der Frage-Antwort-Katalog dürfte vermutlich unter den prüfenden Augen eines Rechtsbeistandes verfasst worden sein – so liest er sich zumindest. Neben einigen grundlegenden (und offensichtlichen) Antworten gab es auch etwas detaillierte Aussagen zum Firmengeflecht der DCG.

Der Mutterkonzern schuldet seiner eigenen Tochter demnach insgesamt 1,6 Milliarden US-Dollar. Rund 1,1 Milliarden US-Dollar davon habe man nach dem Fall von 3AC von Genesis übernommen. Das heißt: DCG nahm sich der Schulden an und versprach, zukünftige Tilgungen von 3AC bis 2023 an Genesis zu leisten. Das Wichtigste: Sollte Genesis tatsächlich Insolvenz anmelden müssen, wäre der Milliardenbetrag nicht umgehend fällig.

Neu ist, dass DCG das Tochterunternehmen nach dem 3AC-Kollaps mit 340 Millionen US-Dollar an Kapital ausstattete. Winklevoss hatte in seinen Anschuldigungen von illegalen Transaktionen zwischen DCG und Genesis gesprochen. Hierzu laufen bereits Ermittlungen in den USA. Ob es sich um diese Zahlung oder andere handelt, ist noch unklar. Auch, weil DCG darüber weiter “keine Kenntnis” haben will.

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Ansonsten entgegnete man den restlichen Spekulationen auf absehbare Weise: Am Terra-LUNA-Kollaps sei DCG nicht beteiligt gewesen und das Verhältnis zu FTX, Sam Bankman-Fried, Alameda Research und 3AC sei allenfalls entfernt geschäftlich gewesen. DCG betonte, auch hinsichtlich der Umschichtung bei Genesis, eine ansonsten vom Tochterunternehmen getrennte Geschäftseinheit zu sein.

Gemini setzt weiter auf Eskalation

Auch an anderer Stelle hat die holländische Börse Bitvavo am 9. Januar ein Angebot des Konzerns zur Begleichung ihrer Schuld abgelehnt, wie es in einem Kundenupdate heißt. Der Grund: DCG habe angeboten, nur 70 Prozent sofort zu tilgen. Die Börse sei sich aber sicher, dass ihr Schuldner den vollen Betrag leisten könne.

Gemini setzt derweil weiterhin auf Eskalation. Wie Nachrichtenmedium Coindesk berichtet, will die Krypto-Börse nun ihr Earn-Programm beenden, um weiter Druck auf Genesis auszuüben. Denn durch die Terminierung des Geschäftsverhältnisses sei Genesis verpflichtet, “alle im Programm ausstehende Vermögen zurückzugeben”. Die Lage bleibt daher angespannt.

Einige Anleger könnte zumindest das Ausbleiben einer unmittelbaren Insolvenz zuversichtlich gestimmt haben. Der GBTC-Fonds Grayscale, unter dem Schirm der DCG, gilt als Indikator für das Vertrauen in das Firmengeflecht. Seit einigen Tagen handeln Anteile daran wieder näher am eigentlichen Preis von Bitcoin. Dies könnte suggerieren, dass institutionelle Investoren aus neu-gewonnener Zuversicht zugreifen. So wie jüngst auch Cathie Wood.

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