Catch me if you can So fängt man einen Krypto-Scammer

455.000 US-Dollar in Bitcoin und ein altersschwacher Mann, der Hilfe mit seinem Kraken-Konto braucht: ein gefundenes Fressen für Krypto-Scammer. Doch dann schnappt die Falle zu.

Dominic Döllel
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Bitcoin Köder Angelhaken

Beitragsbild: Shutterstock

| Der Köder hängt am Haken

Wenn Joe Biden anruft, sollten alle Alarmglocken klingeln. Nicht etwa, weil man den US-Präsidenten über die Sinnhaftigkeit von Bitcoin-Mining aufklären könnte. Eher, weil es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Betrüger handelt. Die Empfehlung der US-Bundeshandelskommission: sofort auflegen. Doch es geht auch anders: Mit einem gefälschtem Krypto-Konto und einer halben Million US-Dollar wirft die Krypto-Börse Kraken den Köder aus. Der zwielichtige Anrufer wittert fette Beute und beißt hungrig an.

“Ich bin drin. Oh komm schon. Verstanden. Du hast gute Arbeit geleistet”, so der mutmaßliche Betrüger, der sein Glück kaum fassen kann. Was er nicht weiß: am anderen Ende der Leitung sitzt Kitboga. Der Streamer hat knapp 1,2 Millionen Follower auf Twitch und rund 3 Millionen Abonnenten auf YouTube. In seinen Videos rechnet er mit Callcenter-Betrügern ab. Durch eine Partnerschaft mit Kraken stellt Kitboga nun die Falle für den vermeintlichen Krypto-Betrüger.

Die Krypto-Börse habe dafür eine “maßgeschneiderte Umgebung” geschaffen – ein gefälschtes Kraken-Konto mit 455.000 US-Dollar. Über eine Screen-Sharing-Software zeigt Kitboga, der sich als älterer Mann ausgibt, die Bilanz. Der Gauner freut sich über den potenziellen großen Zahltag und sendet eine Wallet-Adresse, auf die das Geld fließen soll – der Fisch hängt am Haken.

Zu früh gefreut: Betrüger schluckt Bitcoin-Köder

Die Pointe: Kitboga hat die falsche Adresse eingegeben, mit Absicht. Der mutmaßliche Betrüger wird sauer und holt zu einer Tirade an Beschimpfungen aus. Im Hintergrund laufen bereits die Ermittlungen. Denn: Der vermeintliche Joe Biden scheint eine von Kraken gehostete BTC-Wallet-Adresse angegeben zu haben. Dies ermöglicht der Krypto-Börse, Aktivitäten zu kennzeichnen und die wahre Identität zu enttarnen – die Falle schnappt zu.

Derartige Betrugsversuche vermehren sich in den letzten Jahren rasant. In einem Video vom 1. Mai wies Kitboga auf einen neuen “Sozialversicherungsbetrug” hin. Wenn Opfer die dort angegebene Nummer anrufen, fordern die Betrüger Zahlungen in Bitcoin und verweisen auf eine angeblich gestohlene Identität.

Vorsicht vor den Krypto-Scammern

Ob durch die Arbeit von Kitboga oder die Transparenz der Blockchain: Krypto-Betrugsfälle haben im Jahr 2022 um rund 50 Prozent abgenommen. Gemessen an der Höhe der gestohlenen Vermögenswerte verzeichnet der Bereich einen Rückgang von fünf Milliarden US-Dollar zum Vorjahr. Laut Analysebericht von Chainalysis lag der Schaden im vergangenen Jahr bei 5,9 Milliarden US-Dollar.

Vor allem Romance-Scams gehören dabei zu den verheerendsten Betrugsmaschen. Im Schnitt verloren betroffene Personen im vergangenen Jahr rund 15.000 US-Dollar an solche Schwindler. Nachdem die mutmaßlichen Betrüger Kontakt zu ihren Opfern aufgebaut haben, gaukeln sie ihnen Verliebtheit oder andere Gefühle vor und fordern dann finanzielle Unterstützung. Wie eine Frau auf diese Weise 120.000 Euro verlor, lest ihr in Ausgabe 68 des BTC-ECHO Magazins.

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