Bank Run auf Celsius Anleger bangen um ihr Geld

Bank Runs haben Symbolcharakter. Schließlich gibt es kaum plakativere Zeichen einer Krise, als Menschen, die am Abheben ihrer Liquidität von Finanzinstituten gehindert werden. Wer Geld auf Celsius hat, bangt jetzt um sein Erspartes.

David Scheider
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CElsius

Beitragsbild: Shutterstock

| Bank runs gibt es so lange, wie es Banken gibt. Hier zu sehen, der Bank run auf die Adolf Mandel Bank in New York Citys Lower East Side. Februar, 1912. Nun erlebt auch der Krypto-Sektor einen Bank run.

Es erinnert an düstere Zeiten aus der Finanzkrise 2008: Verzweifelte Kund:innen, die an ihr Erspartes wollen. Männer in Anzügen, die desillusioniert ihre mit persönlichen Bürogegenständen gefüllten Kartonagen aus gut bezahlten Jobs an der Wall Street tragen, weil man sie entlassen hat. Tragische Bilder für die Ewigkeit.

Ähnliches spielt sich dieser Tage am Krypto-Sektor ab. So hat etwa Crypto.com 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kurzfristig entlassen. Man kann es nicht anders sagen: Krypto ist in der Krise. Zwar sind die Bilder weniger stark. Es spielt sich schließlich alles im digitalen Raum ab. Die persönlichen Schicksale sind aber ähnlich.

Denn wer sein Erspartes auf dem Lending-Dienst Celsius angelegt hatte, der muss jetzt um sein Geld bangen. Wir erinnern uns: Celsius hat seit gestern alle Auszahlungen eingestellt. Wir berichteten.

In anderen Worten: Wenn Celsius die drohende Insolvenz nicht abwenden kann, sind Kund:innen-Einlagen futsch. Damit könnte eintreten, was im Krypto-Sektor eigentlich undenkbar sein sollte. Finanzielle Abhängigkeit von Drittparteien abzuschaffen – dafür sind Bitcoin und Co. ursprünglich angetreten. Nun scheint Celsius pleite zu sein und die Kundschaft zieht abermals den Kürzeren – ähnlich wie damals in der Subprime-Krise sind Kleinanleger:innen die Leidtragenden.

Das ist eben die Brutalität, die auch im Krypto-Sektor zur Realität werden kann. Denn wer Kryptowährungen auf Exchanges wie Celsius hält, mag zwar Eigentümer der Coins sein, nicht aber Besitzer. Ein gewichtiger Unterschied, denn ähnlich wie Euros auf dem Girokonto sind BTC auf Bitcoin Brokern lediglich IOUs, also Auszahlungsversprechungen.

Reddit wird zur Selbsthilfegruppe

Diejenigen, die auf die Versprechungen von Celsius aus der Vergangenheit vertraut haben, sehen sich indessen mit echten menschlichen Schicksalen konfrontiert. So schreibt der Twitter-Nutzer “FlyingSpoon”, dass er USDC auf seinem Konto halte, diese aber nicht nutzen könne, da alle Abhebungen eingefroren seien.

Das ist bitter. Denn in diesem Fall würden aufgrund des Liquiditätsengpasses nicht nur seine Einlagen gefährdet sein, sondern obendrein auch noch sein Darlehen liquidiert. Eine doppelte Bestrafung eines Investors, der nichts falsch gemacht hat.

Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Auf dem Subreddit r/CelsiusNetwork berät man sich bereits über rechtliche Schritte gegen Celsius. Der User u/Warr1979 kündigt etwa eine Sammelklage gegen die Verantwortlichen des Fiaskos an.

Andere, freilich, sind hoffnungsvoll. So berichtet u/Infamous_Spot_6086 von einem Telefonat mit dem Celsius-Support, das ihn zuversichtlich gestimmt habe.

“Ich bin zuversichtlich. Es ist auf jeden Fall hilfreich, dass sie den Support aufrechterhalten, um die Sicherheit der Gelder zu gewährleisten. Wie auch immer, wir sitzen alle gemeinsam in diesem Boot.”

Doch man wird das ungute Gefühl nicht los, dass das Boot den unruhigen Gewässern nicht mehr lange standhalten kann. Celsius droht im eigenen riskanten Geschäftsmodell zu ertrinken.

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