Abgründe am Krypto-Markt Willkommen in der Memecoin-Hölle

Memecoins überfluten den Krypto-Markt. Ihr Erfolgsrezept: schnelle Rendite. Doch irgendwer zahlt immer die Zeche.

Moritz Draht
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Kein schlechterer Aufbewahrungsort für Geld als so manche Memecoins: die Kloschüssel

Beitragsbild: Shutterstock

| Kein schlechterer Aufbewahrungsort für Geld als so manche Memecoins: die Kloschüssel

Sie heißen Dogecoin, Doge Killer, Shiba Inu, Shiba Predator, Pepe oder einfach nur Turbo: Kryptowährungen, die ihren Mangel an Use Cases und Innovation mit umso hirnrissigeren Namen wettmachen, auch bekannt als: Memecoins. Der Markt ist mehr als gesättigt, über 750 sind derzeit auf Coinmarketcap gelistet. Zusammen stemmen sie eine Marktkapitalisierung von über 16 Milliarden US-Dollar, mehr als das Bruttoinlandsprodukt von Jamaika. Kurssteigerung von mehreren hundert Prozent: keine Seltenheit. Klingt verlockend, reich werden aber nur die wenigsten. 

Aus den Web-Untiefen in die Krypto-Charts

Seit einigen Wochen macht eines der bekanntesten Internetphänomene auch am Krypto-Markt von sich reden: Pepe, der mal traurige, mal hinterhältig dreinblickende Comicfrosch. 500 Prozent Kursgewinn in einem Monat, eine Marktkapitalisierung von rund 600 Millionen US-Dollar, Rang 76 der wertvollsten Kryptowährungen: Pepe stellt die absurde Marktdynamik von Memecoins zu Schau – Pumpen, bis der Arzt kommt.  

Von einem satirischen Kommentar zum Maskottchen der rechten Szene bis ins Krypto-Ökosystem bedient Pepe die gesamte Klaviatur der Web-Untiefen. Welche Zukunft der Coin hat, über den selbst die Entwickler schreiben, dass er “völlig nutzlos” ist und “nur der Unterhaltung” dient, mag in den Sternen stehen. Verpufft Pepe jedoch in der Bedeutungslosigkeit, gibt es noch vielversprechende Alternativen: RICH PEPE, Angry Pepe, Stoned Pepe, und für stilbewusste Memecoin-Aficionados: GucciPepe. Auch Pepe Girl scheint auf ungebremste Begeisterung zu stoßen: “Good for stupid people who like cheeseburger” lautet ein bissiger Kommentar auf Coinmarketcap.

Da haben wir den Salat

Der Memecoin-Markt ist die Quittung dafür, dass sich Coins mithilfe von Token-Generatoren mit wenig Zeitaufwand und Vorwissen inzwischen von jedem zusammenzimmern lassen. Die meisten von ihnen auf Ethereum oder der Binance Smart Chain, unter Krypto-Kennern auch liebevoll “Binance Scam Chain” genannt. Immerhin: Memecoins lösen Versprechen dezentraler Netzwerke ein. Niemand wird ausgeschlossen, alle können mitmachen – Blockchain als Spaßtechnologie für Jung und Alt. Über das Ergebnis lässt sich streiten.  

Griff ins Klo

So schnell Memecoins sich aufblasen, so rasch kann die heiße Luft auch wieder entweichen. Die Pump-and-Dump-Anfälligkeit: hoch. Und auch das Risiko, über den Tisch gezogen zu werden. Nicht selten entpuppen sich Memecoins als Rug Pull. Eine Betrugsmasche, bei der Gelder direkt in die Wallet der Memecoin-Schöpfer fließen, die sich anschließend aus dem Staub machen. Prominentes Beispiel: der Squid Game Token, ein inzwischen totes Projekt, das kurze Zeit auf der Erfolgswelle der gleichnamigen Netflix-Serie mitplätscherte.

Aber auch vermeintlich seriösere Projekte wie Dogecoin, die Mutter aller Memecoins, verdienen einen genaueren Blick. Die beinahe-Twitterwährung, der ein laut bellender Shiba-Trend am Krypto-Markt zu verdanken ist, hat ihre PR-Hausaufgaben gemacht. Nicht weniger als eine “Kryptobewegung” soll Dogecoin laut Website sein, “die Menschen zum Lächeln bringt!” – nur einige mehr, als andere. Gerade mal zehn Wallets teilen sich 46 Prozent aller DOGE-Coins. Der Traum von gerechter Umverteilung: eine Farce. Dogecoin ist ein Casino-Tisch für Superreiche, getarnt im niedlichen Hundekostüm. Da vergeht selbst Pepe das Lachen.

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