Licht und Schatten Der große IOTA Jahresrückblick 2020

Vom unfreiwilligen Coordicide über den Trinity Hack, internationalen Kooperationen, bis hin zu Entwicklerstreitigkeiten und dem näher rückenden 2.0-Upgrade: IOTA hat ein aufregendes Jahr in den Knochen stecken. Im großen Jahresrückblick werfen wir einen Blick zurück und lassen die wichtigsten Zwischenstationen auf dem langen Weg zu IOTA 2.0 Revue passieren.

Moritz Draht
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IOTA-Münze

Beitragsbild: Shutterstock

| Der Kurs von IOTA (MIOTA) könnte kurz vor einem nachhaltigen Kursausbruch stehen

Etwas angeschlagen ist IOTA in das neue Jahrzehnt gestartet. Dem Internet-der-Dinge-Projekt plagten zwischen den Jahren 2019/20 erneut Probleme mit dem Coordinator. Die Hiobsbotschaft: Die zentrale Instanz im IOTA-Netzwerk konnte plötzlich keine neuen Milestones erstellen, Transaktionen warteten auf ihre finale Bestätigung. Das Problem bekamen die Entwickler zwar schnell in den Griff, der Start ins neue Jahr hätte für das Tangle-Netzwerk dennoch reibungsloser verlaufen können.

IOTA mit Startschwierigkeiten

Die Altlasten des kurzweiligen Tangle-Stillstands abgeschüttelt, steuerte IOTA gleich auf ein neuen Konflikt zu, diesmal aber nicht technischer, sondern personeller Natur. Zwischen den Entwicklern Sergey Ivancheglo und David Sønstebø krachte es, und zwar dort, wo es jeder mitbekommen konnte: auf Twitter. Dabei ging es um noch offene MIOTA-Beträge, die Sønstebø dem ehemaligen Entwickler schuldete. Eigentlich keine Meldung, die die Entwicklung des Tangle-Netzwerks direkt betrifft. Aber die Außenwirkung öffentlich ausgetragener Schlammschlachten fällt halt auch immer auf dahinterstehende Projekte zurück, zumal dies nicht der letzte Disput mit Sønstebø, dem Entwickler mit der markanten Gesichtsbehaarung sein sollte. Doch dazu später mehr.

Abgesehen von diesen Kinkerlitzchen gab es aber auch einige Erfolgsmeldungen im Hause IOTA. Gemeinsam mit der Eclipse Foundation hat die IOTA Foundation im Februar die Arbeitsgruppe Tangle EE eingerichtet. Zielsetzung von Tangle EE ist die Entwicklung und industrielle Adaption Tangle-basierter Anwendungen. Die Arbeitsgruppe bildet eine Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft und beschleunigt somit die stete Kommerzialisierung der IOTA-Technologie.

Trinity Hack versetzt Coordinator ins Koma

Doch dann der nächste Rückschlag: Am 12. Februar viel die von der IOTA Foundation verwaltete Trinity Wallet einem Hack zum Opfer. Die Beute: MIOTA Token im Gegenwert von rund 2,3 Millionen US-Dollar. Die Angreifer nutzten dabei ein Sicherheitsleck in der Anbindung des Zahlungsdienstleister MoonPay, um sich Zugang zu 50 Seeds zu verschaffen. Die Foundation reagierte, indem sie den Coordinator (erneut) abschaltete – Das Tangle lag still. Über ein Seed-Migration-Tool konnten IOTA-Investoren ihre Einlagen zwar sichern, ein Imageschaden blieb dem Projekt dennoch haften, IOTA steckte in einer Sinnkrise.

Knapp vier Wochen dauerte die Wiederbelebung des Coordinators. In dem Zeitraum waren keine Werttransaktionen möglich. Die IOTA Foundation kämpfte nicht nur mit technischen Problemen, sondern vor allem mit einem Vertrauensverlust in das Tangle-Projekt, bemühte sich aber um Schadensbegrenzung. David Sonstebø sprang kurzerhand ein und entschädigte alle geprellten Anleger aus eigener Tasche.

MIOTA-Kurs stürzt ab

Das erste Quartal 2020 war somit eher eines, das unter die Kategorie “Mund abwischen, weitermachen” fiel. Während die IOTA Foundation sich wieder langsam auf ihr Kerngeschäft, die Entwicklung der Coordinator-freien Tangle-Architektur konzentrieren konnte, ging es jedoch mit dem MIOTA-Kurs allmählich bergab. Ausgelöst durch den Trinity-Hack und befeuert durch die coronabedingte Abverkaufswelle am Krypto-Mart begab sich die Digitalwährung geradewegs auf Tauchgang und verlor in nur einem Monat zwei Drittel seinen Werts. Von 0,33 US-Dollar am 12. Februar fiel MIOTA bis zum 13. März auf 0,11 US-Dollar.

Mit neuen Kräften

Nach einem turbulenten ersten Quartal blieb es in Q2 verhältnismäßig ruhig um IOTA. Zur zweiten Jahreshälfte sollte das Projekt aber wieder deutlich an Fahrt aufnehmen. Hornet, die neue Software für Netzwerkknoten, meisterte den Stresstest in der Comnet-Testnetumgebung Anfang Juni bravourös. Hornet löst die vorige Node-Software IRI ab und bildet somit einen weiteren Baustein im Coo-freien Tangle-Netzwerk. Da man im Tangle-Wirrwarr jedoch schnell den Überblick verlieren kann, hat die Foundation der Einfachheit halber im Juli eine neue Nomenklatur eingeführt. Das Begriffsregister dient als Leitfaden und ordnet die jeweiligen Etappenziele auf dem Weg zum Coordicide verschiedenen Phasen zu, von Pollen über Nektar bis Honig.

Mit dem TM-Forum hat die Foundation nur wenige Tage später eine Kooperation mit dem wirkmächtigen Bündnis von über 850 Unternehmen bekannt gegeben. Das TM-Forum vertritt Anbieter von Kommunikationsdiensten, Telefongesellschaften, Netzbetreiber, Cloud-Anbieter, Softwareentwickler und Unternehmensberatungen weltweit mit einem jährlichen Umsatz von über 2 Billionen US-Dollar. IOTA steuert dabei die Infrastruktur zum Datenaustausch bei.

Auf dem Weg zu IOTA 2.0

Die EU hat ebenfalls das Potenzial der Tangle-Technologie im Ausbau der E-Mobilität und dezentralen Energieversorgung erkannt und IOTA für die Beteiligung des CityxChange-Projekts im August im Rahmen von „EU Horizon 2020“ zum „Key Innovator“ gekürt. Mit der Implementierung von Chrysalis Phase 1 hat IOTA zudem wenige Tage später einen weiteren Meilenstein in Richtung IOTA 2.0 hinter sich gelassen. Dahingehend durfte sich auch IOTA Streams, ein Framework zum Senden und Empfangen von Nachrichten und Datenströmen, über ein neues Update freuen. Mit der Integration wichtiger Beta-Funktionen konnte die Verarbeitungszeit um das 100-fache gesteigert werden.

Als Erfolg ist ebenfalls die im Oktober vorgestellte Pre-Alpha-Version für das IOTA Smart Contract Protocol (ISCP) zu werten, mit der IOTA hinsichtlich der Implementierung Smart-Contract-basierter Anwendungen allmählich in Konkurrenz zu Ethereum treten könnte. Auch mit der neuesten, im Oktober integrierten Node-Software für Pollen hat das Projekt einen großen Schritt in Richtung 2.0 gemacht. Doch trotz des anschließenden Alpha Release von IOTA Identity, einem Framework für dezentrale Identitäten, der Vorstellung von der neuen Wallet Firefly sowie Verkündung einer Reihe von Partnerschaften, u.a. mit der TU Wien, ClimateCHECK und der japanischen Organisation NEDO, sollte sich eine andere Meldung ins Gedächtnis brennen: die Trennung von IOTA-Mitgründer David Sønstebø. Meinungsverschiedenheiten und „signifikant unterschiedliche Interessen“ in Bezug auf IOTA hätten schließlich zum einvernehmlichen Rauswurf des ehemaligen Chefentwicklers geführt. In der treuen IOTA-Gefolgschaft wurde die Entscheidung zum Teil begrüßt, galt der Umgang mit Sønstebø doch als eher schwierig.

Große Ziele

Inwieweit die Trennung von Sønstebø auf den Fahrplan des Coordicides, also der schlussendlichen Abschaltung des Coordinators, zurückfällt, wird sich zeigen müssen. IOTA hat in 2020 einen großen Schritt in Richtung 2.0 gemacht, das Netzwerk stand noch nie so nah an seiner Dezentralisierung. Mit Spannung dürfen wir uns deshalb auch im neuen Jahr auf allerlei Entwicklungen und Produkte freuen, die die Vision eines Tangle-basierten Internet der Dinge immer mehr Realität werden lassen. Der größte Brocken auf dem Weg dorthin, der Coordinator, sollte im kommenden Jahr Geschichte werden. Spätestens dann wird IOTA sein unbestritten großes Potenzial für Anwendungen in Industrie, Wissenschaft und Forschung unter Beweis stellen können.

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