Fußballvereine, die als Werbefläche für Krypto-Anbieter dienen, sind kein neues Phänomen. Manchester City lief mit dem Logo von OKX auf den Rasen, Inter Mailand musste mehrere Spiele blanko bestreiten, weil Sponsoring-Gelder von Digitalbits nicht flossen, und auch beim FC Bayern ging man eine Werbepartnerschaft mit der Krypto-Börse Bitpanda ein.
Dass sich nun auch der FC Schalke 04 dazu reiht, den Anschein macht der neue Schriftzug auf dem Trikot der Königsblauen zunächst nicht: “Sun Minimeal”. Die Sun AG, das dahinterstehende Schweizer Unternehmen, vertreibt eigentlich Nahrungsergänzungsmittel. Über ein Bonusprogramm sollen Kunden aber auch an der Wertentwicklung einer Kryptowährung beteiligt werden, für die horrende Gewinne in Aussicht gestellt werden: von einer zehntausendfachen Wertsteigerung ist die Rede. Nicht nur in Fankreisen fragt man sich nun: Kekse und Krypto – wie passt das zusammen?
Wer ist der neue Schalke-Partner?
“Ein Unternehmen mit klarer Vision und absoluten Spitzenansprüchen”: so stellt Schalke 04 seinen neuen Hauptsponsor für die kommende Saison vor. Die Sun AG ist Hersteller des nach eigenen Angaben “ersten vollwertigen Mahlzeitersatzes”. Acht kleine Snacks der “Minimeals” sollen nicht nur den täglichen Nährstoffbedarf decken, auch beim Abnehmen helfen und außerdem Umwelt und Geldbeutel schonen. Kostenpunkt für fünf Tagesrationen: 74,90 Euro.
Von einem “einzigartigen Produkt” schwärmt Matthias Tillmann, das “bis ins letzte Detail optimiert wurde”. Über Krypto verliert der Vorstandsvorsitzende der Knappen in der offiziellen Mitteilung kein Wort. Dabei heißt es laut Handelsregister über das Unternehmen: “Zweck der Gesellschaft ist die Herstellung, der Vertrieb und der Handel von kalorienreduzierenden Vollkostbioceuticals und anderen Gesundheitsprodukten sowie das Erbringen von Dienstleistungen im Bereich Blockchain und Kryptowährungen”.
Das läuft über eine Art Treuepunktesystem. Beim Einkauf erhalten Kunden optional “Sun Points”, je nach Höhe der Bestellung. Die wiederum lassen sich in die Kryptowährung “SUN Token” tauschen. Übertragen werden die Token per Metamask Wallet. Die Verwahrung übernehmen die Kunden dann selbst.
Je mehr Teilnehmer, so die geschürte Erwartung, umso höher fallen die Renditen aus. Insgesamt ist der Vorrat auf fünf Milliarden Token gedeckelt. Beim Einlösen der SUN Token für bestimmte Produkte sollen die aus dem Umlauf entfernt werden. Durch die stete Verknappung sowie eine steigende Teilnehmerzahl sei dem Unternehmen zufolge bis 2030 eine Kurssteigerung um das Zehntausendfache zu erwarten, wenngleich “ohne Gewähr”.
Krypto-Gewinne nicht garantiert
Derlei Angaben sind insbesondere auch vor dem Hintergrund fragwürdig, da das Geschäftsmodell Ähnlichkeiten mit einem Multi-Level-Marketing-Vertrieb aufzuweisen scheint. Teilnehmer bekommen “Sun Points” für Käufe von “Freunde und Bekannte” gutgeschrieben. Ebenso “für alle Bestellungen von Weiterempfehlungen”. Bei Vorkasse erhält man außerdem die doppelte Anzahl Sunpoints.
Auf den ersten Blick mag das verlockend klingen: Eine gesunde, ausgeglichene und nachhaltige Ernährung, bei gleichzeitigem Vermögensaufbau – wie realistisch die Angaben jedoch sind, lässt sich bezweifeln. Eine Garantie auf überhaupt eine Kurssteigerung gibt es nicht. Bestes Beispiel: der SUN-Token selbst. Seit Handelsbeginn im Juni ist der Kurs um 15 Prozent gefallen.