Sofia Balogianni  Wie man bereits heute Eigenkapital tokenisiert – Amazing Blocks CEO im Interview

Das Start-up Amazing Blocks konzentriert sich auf die noch junge Welt der Security Token. Während in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern einige regulatorische Hindernisse existieren, um tokensierte Wertpapiere herauszugeben, ist man in Liechtenstein schon etwas weiter. Die Vorteile der kleinen Jurisdiktion Liechtenstein, wie lange es dauert, tokenisierte Aktien herauszugeben und weshalb digitales Zentralbankgeld auch die Etablierung von Security Token fördert, hat uns Amazing Blocks CEO Sofia Balogianni im Interview verraten.

Sven Wagenknecht
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Amazing Blocks CEO

Beitragsbild: BTC-ECHO

Das Interview ist zuerst in der November-Ausgabe des Kryptokompass erschienen.

Wie bist du dazu gekommen, Amazing Blocks zu gründen? Was war deine Motivation?

Ich hatte während meines Studiums an der Frankfurt School die Crypto Assets Conference mitorganisiert und bin daher mit einer Vielzahl von Blockchain-Gründern und Experten in Kontakt getreten. Besonders inspirierend war der Vortrag der Kanzlei Nägele, in dem der bahnbrechende Liechtenstein Token Act vorgestellt wurde. Bei dem anschließenden Networking ergaben sich vielversprechende Schnittstellen mit den heutigen Mitgründern. Das Produkt von Amazing Blocks wurde dort bereits skizziert und der erste Block war gelegt.

Kurz und knapp: Was ist euer Kerngeschäft und welchen Nutzen bringt ihr euren Kunden?

Unser Kerngeschäft bezieht sich auf die Tokenisierung und der optional dazugehörigen Investorsuite, die wir Anfang nächsten Jahres anbieten können. Wir können helfen, die Geschäftsanteile von Unternehmen nach dem Liechtenstein Token Act zu tokenisieren, aber auch Sachwerte wie zum Beispiel Kunstobjekte oder gar Oldtimer. Unsere Aufgabe liegt darin, das Geschäftsmodell des Kunden zu analysieren und entsprechende Lösungskonzepte für Token, Smart Contracts und die technische Abbildung anzubieten. Unsere Stärke ist, dass wir individuell auf Kundenwünsche eingehen können, da flexibel eine Tokenart, also zum Beispiel Equity Token, Debt Token oder auch Ownership Token gewählt werden kann.

Was sind die größten Vorteile im Vergleich zum traditionellen Weg, ohne Blockchain?

Die Vorteile unserer Lösung fangen bereits bei der Gründung einer Aktiengesellschaft an. Der Liechtensteiner Token Act ermöglicht optional eine banklose Gründung ohne notwendiges Reisen nach Liechtenstein. Wir bieten unseren Kunden einen Step-by-Step-Plan für eine beschleunigte Gründung der Gesellschaft und deren Tokenisierung an. Der gesamte Prozess dauert bis zur Tokenisierung im besten Falle vier Wochen.

Was unsere Software-Lösung angeht, bieten wir eine Tokenmanagement-Plattform an, die es erstmalig ermöglicht von Equity Token bis hin zum Debt Token alles zu generieren, je nach Kundenwunsch. Das Thema Fundraising wird durch die Tokensierung von Equity Token flexibler, effizienter und kostengünstiger. Außerdem sind Eigentumsübertragungen 24/7 und ohne Notar möglich. Allgemein kann man durch das Nutzen von Smart Contracts vermehrt auf traditionelle Intermediäre verzichten. Als LegalTech-Start-up unterstützen wir unsere Kunden während des Gründungsprozesses sowie bei techbasierten Fragen rund um die Tokensierung und Administration. Hier arbeiten wir dann oftmals mit entsprechenden Kanzleien zusammen, etwa wenn unsere Plattform an bestimmte Use-Cases angepasst werden muss, wie zum Beispiel die Tokenisierung von Kunstwerken.

Warum habt ihr euch in Liechtenstein niedergelassen?

Liechtenstein gilt als „Blockchain-Cluster“ und entsprechend können wir hier von dem bereits bestehende Blockchain-Ökosystem profitieren. Die Regierung bewies Anfang des Jahres ihren weltweiten Pionierstatus, als der wegweisende Liechtenstein Token Act (TVTG) in Kraft getreten ist. Dies ermöglicht erstmalig die Tokenisierung von Unternehmensanteilen und jeglichen Assets unter anderem durch das disruptive „Token-Container-Model“. Man kann sich hierbei das Unternehmen als Blumenvase vorstellen, das den Legal Wrapper darstellt und somit von der Liechtensteiner Gesetzeslage ermöglicht wird. Das Unternehmen kann dann entscheiden, welche Assets – in dem Fall also die Blumen – durch den Legal Wrapper tokenisiert werden.

Für gewöhnlich sind Security Token nicht als Aktie, sondern als Anleihe aufgesetzt, da es regulatorisch schwierig ist in beispielsweise Deutschland Eigenkapital zu tokenisieren. Warum geht es bei euch, was macht ihr anders bzw. ist anders in Liechtenstein?

Das ist die deutsche Sicht der Dinge. In Liechtenstein haben wir Aktien tokenisiert. Dies erforderte einen Verwaltungsratsbeschluss von ungefähr einer halben Seite mit einigen Regelungen. Weiterhin mussten die Aktien technisch als Blockchain-basierte Wertrechte abgebildet werden. Dann waren unsere eigenen Aktien tokenisiert. Als echte Equity Token.

Die regulatorische Lage in Liechtenstein ermöglicht es, dass Aktien, Anleihen, Partizipationsscheine und generell Eigentum tokenisiert werden kann. Hierdurch differenziert sich Liechtenstein ganz klar von anderen Ländern wie eben Deutschland, die aktuell noch in der Entwicklungsphase stecken. Demzufolge haben wir uns entschieden, in Liechtenstein unser Start-up zu gründen und die bereits bestehenden, innovativen Gesetzesgrundlagen zu nutzen. Mit der richtigen Kanzlei als juristische Berater kann man auch fast komplett problemlos Token aus Liechtenstein in Deutschland platzieren. Die in Liechtenstein generierten Token können dann durch das EU-Passporting Liechtensteins auch zum Beispiel in Deutschland vertrieben werden.

Inwiefern habt ihr dann mit dem Emissionsprozess in Form eines Security Token Offerings zu tun? Oder verwaltet ihr nur die Legal Entity?

Amazing Blocks liefert dem Kunden eine Software-Lösung, die auf der einen Seite formal durch den Verwaltungsrat oder den CEO einer Aktiengesellschaft bedient wird. Das bedeutet, der CEO generiert die Unternehmensanteile und die anschließende Token-Emission von weiteren Assets selbstständig und verwaltet somit autonom das Tokenpad. Auf der anderen Seite kann eine optionale Investorsuite von uns bereitgestellt werden, damit eine Investitionsmöglichkeit schneller gegeben ist. Für die Technik arbeiten wir mit Micobo aus Frankfurt zusammen. Wir unterstützen unsere Kunden somit über den gesamten Prozess hinaus – Investition und Administration. Unsere Kunden haben hierbei jedoch die volle Kontrolle über ihre jeweiligen Private Keys.

Der Markt für Security Token Offerings hat sich bislang nicht in der Breite etablieren können. Glaubst du, dass sich das zeitnah ändert?

Der Grund des bis dato langsamen Wachstums war vor allem die fehlende Rechtssicherheit, die durch den Liechtenstein Token Act nun gegeben ist – zumindest für einige Arten und Anwendungsfälle für Token. Es wird interessant sein zu sehen, wie Liechtenstein hier eine gewisse richtungsweisende Funktion übernehmen wird. Entsprechend sehen wir es als unsere Aufgabe, hier Aufklärungsarbeit zu leisten und damit die „Mainstream-Adaption“ zu unterstützen. Eine besondere Hilfestellung sind die recht schlank gehaltenen Prozesse in Liechtenstein. Weniger Papierarbeit heißt weniger Aufwand.

Welche Treiber machst du aus, die helfen Security Token weiter zu etablieren?

Neben einer Überwindung der Rechtsunsicherheit können die digitalen Zentralbankwährungen wie der digitale Euro dabei helfen eine Etablierung von Security Token zu fördern. Diese werden dafür sorgen, dass es immer selbstverständlicher wird diverse Assets wie Oldtimer oder Kunstwerke in die Blockchain-Welt via Security Token zu übertragen.

Was sind eure nächsten Schritte? Habt ihr schon Kunden, die sich über euch tokenisiert haben?

Die erste Tokenisierung über unsere Plattform erfolgte mit unseren eigenen Amazing-Blocks-Aktien, da wir unseren Kunden nur etwas anbieten möchten, an das wir selbst glauben. Das erforderte eine halbe Seite für ein paar juristische Regelungen und dann einen Zeitaufwand von 20 Minuten. Wir werden in den nächsten Monaten den Fokus klar darauf legen, die traditionelle Finanzwelt im Bereich der Tokenisierung aufzuklären und als Kunden zu gewinnen. Hier haben wir erste Leads in Bereichen wie Equity, Oldtimer, Solaranlagen und Maschinen-Tokenisierung. Außerdem arbeiten wir daran, unsere Software zu erweitern, um eine ganzheitliche Plattform anbieten zu können, die als „Marketplace“ fungiert.

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